7. Juni 2012

Bibi Blocksberg - Der Bankräuber

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Inhalt:

Bibi stöbert heimlich in Mamas Hexenbuch und entdeckt einen Spruch, der Hunde zum Sprechen bringt. Da sie keinen eigenen Hund besitzt, probiert sie es an Fiffi aus, dem verwöhnten Dackel ihrer unfreundlichen Nachbarin Frau Paschulke. Tatsächlich kann Fiffi daraufhin für eine Woche sprechen, entpuppt sich aber als sehr frech, was für einigen Ärger sorgt. Als Konsequenz soll Bibi am besten nur noch in Notfällen hexen und möglichst nicht mehr außer Haus - erst recht, nachdem Mama sie beim heimlichen Fliegen mit ihrem Bruder erwischt hat.

Kurz darauf wird die Bank überfallen und zwei Millionen Mark werden gestohlen. Der nette Nachtwächter Herr Pflaum ist eingeschlafen, und nur sein Hund Hasso ist Zeuge, was natürlich keine Hilfe ist. Herr Pflaum erinnert sich, dass der Hund seiner Bekannten Frau Paschulke durch Hexerei sprechen konnte. Der ermittelnde Polizist bittet daher Bibi, das Gleiche mit Hasso zu versuchen.

Natürlich ist Bibi begeistert von dieser wichtigen Aufgabe. Ausnahmsweise erlaubt ihre Mutter, dass sie außer Haus hexen darf. Wird sie Hasso zum Sprechen bringen - und kann er vielleicht einen Hinweis geben, wer der Bankräuber ist ...? Die Polizei hofft es, denn sie verzweifelt langsam auf der Suche ...

Bewertung:

Zum ersten Mal erlebt man in dieser frühen Bibi-Folge, wie die kleine Hexe ein Tier mit Hexerei zum Sprechen bringt - was in anderen Folgen dann noch öfter mal thematisiert wird. Darüber hat man es hier mit einem echten Klassiker zu tun, in dem noch Bibis Bruder Boris mit von der Partie ist, der nach sieben Folgen, wie nebenbei erwähnt wird, aus Gesundheitsgründen an die Nordsee verfrachtet und somit aus der Serie gestrichen wurde.

Kindgerecht lehrreich

Natürlich wird am Ende der Bankräuber gestellt, und Kinder lernen auf diesem Weg, dass Stehlen zu verurteilen ist und man wahrscheinlich ohnehin gefasst wird. Aber man erfährt auch, dass ein Dieb nicht unbedingt jemand sein muss, dem man es auf Anhieb zutraut. In diesem Fall ist jemand für den Diebstahl verantwortlich, der es eigentlich nicht nötig hätte und der ohne Bibis Hilfe sicher nicht ganz so leicht ins Visier der Ermittlungen geraten wäre. Das ermuntert Kinder dazu, ein gesundes Misstrauen zu entwickeln und sich nicht allein auf den äußeren Schein zu verlassen. Nebenbei wird dafür plädiert, sich auch auf ungewöhnliche Ideen einzulassen, wenn sie nützlich sein könnten. Der Polizist glaubt eigentlich nicht an Hexerei und bezweifelt, dass Bibi den Hund wirklich zum Sprechen bringen kann - doch "man soll nichts unversucht lassen", wie er selbst zugibt, weshalb er sich auf diese ungewöhnliche Methode einlässt.

Sehr viel Humor

Nicht nur Kinder, auch Erwachsene werden bei dieser Geschichte glänzend unterhalten, mit Dialogen die nur so vor Witz sprühen. Ein etwas abgedrehter Humor ist kennzeichnend für die ganz alten Folgen, wie man auch hier erleben kann. Zu den Höhepunkten gehört Fiffi samt seinem arroganten Frauchen, das überzeugt davon ist, dass ihr Hund sie über alles liebt - doch kaum kann der Dackel sprechen, da gibt er nur Frechheiten von sich, bezeichnet sein Frauchen als "Knalltüte" und nörgelt herum, dass ihre rauen Hände das Streicheln alles andere als vergnüglich gestalten. Sehr schön ist auch der Beginn der Ermittlungen. Das liegt vor allem an dem zwar selbstbewusst-forschen, aber auch etwas tölpelhaften Polizisten. "Das Geld ist weg", begrüßt er salopp den Bankdirektor am Telefon und reagiert recht verärgert, als dieser ganz richtig vermutet, dass er noch nicht lange im Dienst tätig ist; den Bericht des Nachtwächters unterbricht er mit einem "Ich kann Heidelbeertee nicht ausstehen!", woraufhin Herr Pflaum vorsichtig sagt, dass er ihn trotzdem getrunken hat.

Typisch für diese frühen Folgen ist auch der stets etwas absurde Text des Nachrichtensprechers, etwa wenn er den Steckbrief des gesuchten Bankräubers durchgibt: "Besondere Kennzeichen - keine. Geschlecht - unbekannt. Name, Alter, Gewicht - unbekannt." Symptomatisch ist, dass er sogar der plaudernden Familie aus dem Radio über den Mund fährt: "Ruhe! Beim Nachrichtensprechen möchte ich nicht gestört werden, das gilt auch für die Familie Blocksberg!" Ebenfalls amüsant ist Barbara Blocksbergs spontanes: "Bankraub - keine schlechte Idee, unser Geld wird auch knapp", als sie die Meldung im Radio hört.

Sehr gute Sprecher

Einige der besten Gastsprecher der Serie haben sich in dieser Folge versammelt. Da wäre z.B. Wilfried Herbst als vorlauter Dackel Fiffi, dessen ohnehin hohe Stimme, die man sonst vor allem als Sekretär Pichler bei Bibi und Benjamin kennt, hier noch krächzender ertönt, ein wenig wie in seiner Rolle als Wetterhahn Siegfried Simpel in "Benjamin als Wetterelefant". Der aufgeregte Bankdirektor Manfred Schuster spricht öfter mal Bibis Schuldirektor oder auch den Oberarzt in "Benjamin im Krankenhaus". Otto Czarski, hier als sehr netter Nachtwächter, taucht ebenfalls sehr häufig in beiden Serien auf, regelmäßig als Feuerwehrhauptmann Lichterloh. Kaum zu erkennen, da er seine Stimme noch dunkler als ohnehin verstellt, ist Gerd Holtenau als Hund Hasso, der bei Bibi und Tina den brummeligen Mühlenhofbauern spricht. Norbert Geschers Stimme kennt man vor allem als Synchronstimme von Stars wie Steve Martin und Beau Bridges. Ebenfalls als Polizist wie hier taucht er in den Bibi-Folgen "Bibi als Babysitter" und "Bibi als Prinzessin" auf. Witzig ist außerdem, dass Edith Elsholz, die hier Nachbarin Paschulke spricht, als Frau gleichen Namens in "Benjamin als Weihnachtsmann" mitmischt, dort allerdings wesentlich sympathischer.

Am bemerkenswertesten ist aber, dass Bibi hier ausnahmsweise nicht von ihrer Stammsprecherin Susanna Bonasewicz gesprochen wird, sondern von Katja Nottke, Tochter des späteren langjährigen Erzählers Joachim Nottke. Für die Folge 3-5 stand Susanna Bonasewicz seinerzeit nicht zur Verfügung, und unter Fans sind diese daher oft umstritten, da eben ausgerechnet die Hauptfigur anders besetzt ist. Katja Nottke spricht mit deutlich verstellter Stimme, etwas krächzend. Ihre Bibi erscheint als etwas frecher, und auch wenn sie ihre Sache nicht schlecht macht und insgesamt eine würdige Bibi ist, reicht sie nicht an Bonasewicz heran, deren Stimme vor allem natürlicher klingt.

Kaum Schwächen

Sieht man davon ab, dass die andere Bibi-Sprecherin ein kleines Manko darstellen kann, insbesondere für Fans, gibt es eigentlich nur eine Schwäche - die Spannung hätte deutlich höher ausfallen können. Kaum dass Hasso sprechen kann, entlarvt er den Bankräuber auch schon. Besser wäre, wenn er nur Hinweise liefern würde und noch ein bisschen kombiniert werden muss, um den Täter zu fassen. Die jüngsten Hörer wird das nicht stören, aber die etwas älteren Fans, die schon in der Lage sind, mitzuraten, könnten sich eine etwas spannungslastigere Episode erwarten.

Fazit:

Ein gelungener und für Kinder lehrreicher Bibi-Klassiker, der vor allem durch seiner zahlreichen witzigen Dialoge und die allesamt sehr guten Sprecher besticht. Einzige Schwäche ist die etwas geringe Spannung für das Thema am Ende, und die ausnahmsweise andere Bibi-Sprecherin ist etwas gewöhnungsbedürftig.

Sprechernamen:

Bibi Blocksberg: K. Nottke
Barbara Blocksberg: H. Bruckhaus
Bernhard Blocksberg: G. Weber
Boris Blocksberg: F. Schaff
Fiffi: W. Herbst
Frau Paschulke: E. Elsholz
Nachtwächter: O. Czarski
Hasso: G. Holtenau
Polizist: N. Gescher
Bankdirektor: M. Schuster
Erzähler: U. Herzog

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