7. Juni 2012

Bibi Blocksberg - Die Kuh im Schlafzimmer

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Inhalt:

Barbara Blocksberg hat wieder einmal nach ihrem alten Hexenbuch gekocht: Entendrecksuppe mit Fliegenbeinen und Krötenspeck. Der Rest der Familie findet dieses Gericht aber wie üblich abscheulich. Vor allem Boris hätte am liebsten Nuss-Nougat-Creme oder Pommes-Frites mit Currywurst. Bernhard Blocksberg hat jedoch eine ganz andere Idee: Die Familie soll sich endlich gesund ernähren. Und da fast alle Lebensmittel aus den Läden künstlich behandelt werden, müssen sich Blocksbergs ihr Essen selbst anbauen.

Gesagt, getan. Auf dem Balkon wachsen ab jetzt Bohnen, in der Wohnung tummeln sich Hühner. Die Krönung soll eine Kuh werden, die jeden Tag frische Milch liefert. Weil in der Stadt aber keine lebenden Kühe verkauft werden, fahren die Blocksbergs aufs Land. Bei einem Bauern werden sie fündig und kaufen die hübsche braune Kuh "Zenzie".

Zuhause gibt es allerdings Platzprobleme. Zenzie wohnt im Schlafzimmer der Eltern, die jetzt im Badezimmer schlafen müssen. Die Kuh gibt zwar leckere Milch, aber sie setzt auch ihren Haufen in den Aufzug und muht so laut, dass sich die Nachbarn beschweren. Die Probleme nehmen ihren Lauf ...

Bewertung:

"Die Kuh im Schlafzimmer" ist die wahrscheinlichste albernste und abgedrehteste aller Bibi-Folge, gerade deswegen allerdings unbestritten kultig.

Gesund essen, aber wie?

Den Ausgangspunkt liefern wie so oft die gewöhnungsbedürftigen Kochgewohnheiten von Mutter Blocksberg. Wie in fast jeder Folge (vor allem in den älteren) gibt es Streit, weil der Rest der Familie die alten Hexenrezepte nicht essen mag. Diesmal geht die Debatte über das Essen so weit, dass die Blocksbergs um jeden Preis gesund leben wollen - am liebsten wie auf einem Bauernhof. Ganz wie nebenbei lernen die Kinder beim Hören den Unterschied zwischen gesundem und ungesundem Essen. Vielen wird es gehen wie Boris, der sich am liebsten nur von Fast Food und Süßigkeiten ernähren würde. Aber auch Obst, Gemüse und Milchprodukte sind nicht immer so gut, wie man meint, denn Bibi hat in der Schule gelernt, dass viele Lebensmittel mit Schädlingsbekämpfungsmitteln, Kunstdüngern und Antibiotika verseucht sind. Nichts liegt deshalb näher, als sich selbst mit gesundem, natürlichen Essen zu versorgen - aber in einer Hochhauswohnung ist auch das zum Scheitern verurteilt. Das Hörspiel gewinnt der Bio-Debatte eine äußerst amüsante Weise ab, nicht ohne den Hörern tatsächlich auch ein paar Impulse zu dem Thema zu liefern.

Viele witzige Stellen

Die kuriose Handlung bringt natürlich auch viele witzige Stellen mit sich. Die Folge beginnt schon mit den typischen Blocksberg-Streitereien, bei denen sich ein Wort das nächste gibt. Bernhard und Boris ertragen den Essensgestank nur mit einer Nasenklemme, die Eltern streiten sich zudem über die Traditionen ihrer jeweiligen Großeltern. "Meine Oma hat die Bohnen immer mit Viperngift und Eiter eingemacht", erklärt Barbara der entsetzten Familie. "Ich wander aus, ich wander aus", seufzt Bernhard gequält und wird von der frechen Bibi mit "... sagte die Wanderratte, als sie nichts mehr zu wandern hatte" ergänzt.

Auch beim Fleischer gibt es einige Missverständnisse, der nicht begreifen will, dass die Blocksbergs tatsächlich eine lebendige Kuh und weder Euter noch Rinderleber kaufen wollen. "Also, sie soll sich ruhig bewegen, wenn auch nicht zu viel, wegen der Nachbarn, Sie verstehen", erläutert Bernhard und erntet verständlicherweise schräge Reaktionen.

Herrlich sind auch die Streitereien mit den Nachbarn. Angefangen beim betrunkenen Herrn Müller, der die Familie leutselig mit "Sind das nicht die Stinker?" begrüßt und von Boris überzeugt wird, dass die Kuh nur ein groß geratener Dackel ist - bis hin zur Nachbarin, die nicht zu Unrecht den Spitznamen "Giftnudel" trägt.

Übertrieben albern

Trotz aller Lustigkeiten gibt es aber auch übertriebene Stellen, die wohl auf die ganz kleinen Hörer zugeschnitten sind. Als die Blocksbergs ihre Kuh beim Bauern gekauft haben, lassen sie sie auf der Rückfahrt wegen Platzmangel über dem Autodach schweben. Das ruft einen Polizisten auf den Plan, den Bibi daraufhin kurzerhand in ein Baby verhext. Der Polizist bleibt zwar so groß, wie er ist, redet aber plötzlich in Babysprache und will nach Hause zu seiner Mami. Im Nachhinein kann man das Hörspiel wegen seiner Abgedrehtheit als Kult genießen. Es ist allerdings keine besonders spannende oder dramatische Folge. Niemand gerät in Gefahr, es gibt auch keine ausgefallenen Hexereien. Im Gegenteil, das Hexen steht in dieser Episode sogar eher im Hintergrund, schließlich geht es diesmal gerade darum, wie ganz normale Menschen zu leben, die sich gesund ernähren. Zwar geht es mit einer Kuh im Hochhaus turbulent zu, aber im Gegensatz zu vielen anderen Bibi-Folgen hält sich die Spannung in Grenzen.

Gute Sprecher

Die Sprecherleistungen sind souverän wie immer, wenn auch mit leichten Abstrichen: Der Bauer, der den Blocksbergs die Kuh verkauft, hat einen für Kinder schwer verständlichen Dialekt; allerdings macht ihn das authentisch. In diesen ganz alten Folgen gibt noch der Regisseur Ulli Herzog den Erzähler. Er macht seine Aufgabe gut, hat aber keine so markante Stimme wie der spätere Erzähler Joachim Nottke. Auch Boris Blocksberg, der nur in den ersten Folgen mitspielt und später aus der Serie gestrichen wurde, ist hier noch mit dabei. Wie üblich streitet er mit Bibi und denkt die meiste Zeit nur ans Essen, dabei auch an so außergewöhnliche Kombinationen wie Currywurst und Sahnetorten.

Fazit:

Lustiges und auf hintergründige Weise auch lehrreiches, aber mitunter auch etwas albernes und übertriebenes Hörspiel. Wenig Hexereien und nur begrenzte Spannung, dafür eine umso abgedrehtere Handlung mit originellen Ideen: Zweifellos eine Folge mit hohem Kultfaktor.

Sprechernamen:

Bibi Blocksberg: S. Bonasewicz
Barbara Blocksberg: H. Bruckhaus
Bernhard Blocksberg: G. Weber
Boris: F. Schaff-Langhans
Bauer: M. Schuster
Erzähler: J. Nottke

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