23. Juni 2012

Bibi Blocksberg und das Dino-Ei

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Inhalt:

Bibi nimmt in der Schule gerade die Dinosaurier durch. Sie ist ganz begeistert von dem Thema und will alles über Dinos wissen. Am liebsten würde sie selber einen hexen, aber ihre Mutter versichert ihr, dass das nicht möglich ist. Dafür schmiedet Bibi einen neuen Plan: Am nächsten Tag ist Wandertag, der die Klasse zu den Neustädter Höhlen führt. Hier sollen die Schüler in kleinen Gruppen die Kalkwände nach Versteinerungen absuchen. Mit Hilfe ihres Besens Kartoffelbrei findet Bibi ein Dinosaurier-Ei. Flori findet die ganze Sache genauso spannend wie sie. Während er zuhause das Ei säubert und untersucht, holt sich Bibi die Erlaubnis von ihrer Mutter, ihr Hexenlabor benutzen zu dürfen.

Kurz darauf treffen sich die beiden und experimentieren mit dem Ei. Flori hat festgestellt, dass es sich um ein Brontosaurierei handeln muss. Beim Abhören erklingen plötzlich Geräusche aus dem Innern. Bibi und Flori sind ganz aufgeregt - bewegt sich da etwa ein Dinobaby unter der Schale? Schnell spricht Bibi einen Röntgenhexspruch, und Flori und sie erkennen staunend ein eidechsenartiges Wesen im Innern des Eis.

In diesem Moment landet die alte Mania im Wohnzimmer der Blocksbergs. Wie sich herausstellt, hat Mania von dem Saurierei erfahren. Sie möchte es unbedingt für sich haben, weil die Schale für Hexen unendlich wertvoll ist. Weil Bibi ihr Ei auf keinen Fall zerstören lassen will, willigt Mania ein, dass der Dino schlüpfen und sie anschließend die Schale behalten darf. Denn wenn drei Hexen aus drei Generationen zu Vollmond einen bestimmten Spruch sprechen, gelingt diese Dino-Hexerei. Bibi ist furchtbar aufgeregt. Ihr Wunsch wird wahr, und der Dino schlüpft. Doch niemand hat bedacht, wie schnell das Tierchen wächst ...

Bewertung:

1993, als diese Folge produziert wurde, stand ganz im Einfluss der Dinosaurier, als der Film "Jurassic Park" die Kinoleinwand eroberte. Kein Zweifel, dass diese Bibi-Folge auf diesen Zug aufgesprungen ist und die Dinomanie mit den beiden Geschichten um Bibis Saurier aufgriff.

Kindgerechte Lehren

Wie alle Bibi-Hörspiele besitzt auch diese Folge mindestens eine nette Lehre, die Kindern mit auf den Weg gegeben wird. Bibi muss lernen, dass sich nicht alle Wünsche umsetzen lassen und dass man in manchen Situationen Verzicht üben muss, auch wenn es schwer fällt. Von dem Moment an, als sie den kleinen Saurier im Ei erkennt, ist sie hingerissen und will um jeden Preis ihren kleinen Dino zum Kuscheln und Spielen. Später stellt sich jedoch heraus, dass der Dinosaurier einfach nicht in die heutige Welt passt und man den Dinosaurier nicht einfach frei herumlaufen lassen kann. Bibi ist in dieser Episode nicht ganz so einsichtig wie sonst, daher auch die anschließende Fortsetzungsfolge - aber Kindern wird auf alle Fälle klar, dass man nicht immer alles haben kann, was man möchte.

Gleichzeitig wird vermittelt, dass Haustiere nicht immer klein, süß und niedlich bleiben. Natürlich wachsen Welpen und Katzenbabys nicht in Dinos Tempo, der über Nacht auf Pferdegröße heranwächst. Aber der Grundgedanke bleibt gleich; ein Tier ist nicht nur dazu da, um zum Spielen zu dienen, sondern es fordert auch viel Aufmerksamkeit, es ist teuer, und Niedlichkeit alleine ist kein Grund, um es sich zuzulegen. Diese Lehre eignet sich besonders für die Kinder, die ihren Eltern mit einem Haustierwunsch in den Ohren liegen und dadurch vielleicht ein wenig begreifen, welche Probleme damit entstehen können.

Ganz am Rande taucht auch noch ein Satz von Barbara auf, den sie dem kleinen Forscher Florian gibt: Manche Dinge lassen sich nicht mit dem Verstand erklären und gerade für Wissenschaftler ist es wichtig, das zu erkennen und einzusehen. Das ist ein schöner Gedanke, dessen weitere Ausführung für Kinder wohl zu kompliziert wäre, der aber so nebenbei eingeflochten eine gute Idee ist. Ein bisschen lernen die Kinder außerdem über das Leben von Dinosauriern. Es fallen diverse Namen, vor allem der Brontosaurus, zu dem auch Dino selber gehört, man erfährt, vor wie vielen Jahren sie gelebt haben und wie groß sie waren. Das ist natürlich nicht gerade sehr wissenschaftlich, aber bietet vielleicht genug Anreiz, damit Kinder sich nach dem Hörspiel mal ein Dinosaurierbuch in die Hand nehmen oder von ihren Eltern darüber vorlesen lassen.

Viel Spannung

Von Anfang bis Ende besticht die Folge durch Spannung. Viele Fragen werden aufgeworfen, und bis kurz vor Schluss darf man mitfiebern, wie sich die Dinge entwickeln. Beim Klassenausflug darf man gespannt sein, ob Bibi und ihre Freunde wirklich ein Ei finden. Zuhause geht das Rätselraten weiter: Was steckt in dem Ei, kann Bibi es zu Leben erwecken? Und dann kommt auch noch die alte Hexe Mania ins Spiel, und plötzlich scheint der ungeschlüpfte Dino in Gefahr zu schweben.

Für viel Abwechslung wird also gesorgt, und der Hörer kann sich nie ganz sicher sein, welchen Verlauf die Geschichte einschlägt. Natürlich sorgt allein schon das Thema Dinosaurier für Interesse, vor allem bei den Kindern, die von diesen Urtieren meist nicht genug bekommen können. Nicht umsonst sind Filme wie "Jurassic Park" und zuvor schon "In einem Land vor unserer Zeit" Kassenschlager gewesen, nicht umsonst ist selbst Bibi in dieser Folge hingerissen von dem Gedanken an ihren Dino, obwohl sie als Hexe schon viel mehr gesehen und erlebt hat als andere Kinder. Die Faszination, die von diesen riesigen, längst ausgestorbenen und gleichzeitig als so knuddelig und liebenswert vermarkteten Wesen ausgeht, ist ungebrochen und wird wahrscheinlich jedes Kind mitreißen. Weitere Spannungspluspunkte liegen in den nächtlichen Hexereien, zu denen sich Mania, Barbara und Bibi zusammenfinden, die schön atmosphärisch gestaltet sind. Interessant ist auch das Erscheinen des Hexenraben, dem man bisher noch nicht begegnet ist. Auch Bibi und der Erzähler reagieren ehrfürchtig auf diesen besonderen Boten, den man nur in außergewöhnlichen Situationen in der Hexenwelt einsetzt. Obwohl sein Auftritt nur sehr kurz ist, bringt er eine fast unheimliche Stimmung mit sich, die zu der ganzen aufregenden Handlung ideal passt.

Viel Humor


Alle Bibi-Folgen sind amüsant gestaltet, aber diese hier gehört eindeutig zu den besonders witzigen Episoden. Verantwortlich dafür ist zum einen Bibi, die in ihrer Begeisterung für den Dino völlig vergisst, dass es sich dabei um keine Kuscheltier handelt. "Ich will meinen Dino ausbrüten", klagt sie dementsprechend ihrer Mutter, als Mania plötzlich mit dem Ei verschwunden ist. Nur einmal wird sie nachdenklich, als sie und Flori im Innern des Eis den Dino erblicken. "Ich glaube, das hier ist ein ganz großes Hexengeheimnis. Und du weißt jetzt etwas, das du gar nicht wissen darfst", eröffnet sie Flori - um kleinlaut hinzuzufügen: "Ich vielleicht auch nicht ..."

Für den größten Spaß sorgen die Zwiegespräche zwischen Mania und Karla Kolumna. Überhaupt ist Mania, wunderbar gesprochen von Tilly Lauenstein, einer der besten und interessantesten Charaktere der Serie, der jeder Folge einen besonderen Pfiff verleiht. "Du riechst nach Hexerei", lautet ihre vorwurfsvolle Begrüßung an Bibi, Florian bezeichnet sie als "unausgegorenen männlichen Mensch", und selbst die sonst sehr gefasste Barbara weiß sie zu verwirren, indem sie ihr auf den Kopf zusagt, dass diese damals in der Hexenschule gefehlt habe, als die Dinosauriereier durchgenommen wurden - Mania vergisst offensichtlich nie etwas.

Nur Karla Kolumna scheint es zu schaffen, sie aus der Fassung zu bringen, denn die rasende Reporterin platzt mitten in die eigentlich streng geheime Dinosauriergeschichte. "Sie stören", knallt Mania ihr an den Kopf, doch Karla kann das nicht erschüttern: "Das ist gut, wenn ich störe. Dann ist immer etwas passiert." Auch bei einer nächtlichen Hexerei ist Karla mit von der Partie - und dabei so aufgeregt, dass sie voller Elan die ersten Worte des Hexspruchs mitspricht. "Sie doch nicht!", muss die genervte Mania Karlas inbrünstiges "Eene meene Warzenschwein ..." unterbrechen. Nett ist außerdem, dass Barbara ihren Mann mit einem "Eeene meene Kräutertee, träum von einer schönen Fee" ins Reich der Träume schickt, was Bernhard mit einem wohligen Seufzer quittiert.

Nur kleine Mankos

Es gibt wenige Schwächen in diesem Hörspiel, aber es gibt sie. Da ist zum einen die Tatsache, dass die Folge nur den ersten Teil des Dino-Abenteuers bildet. Wer komplett informiert sein will, der muss sich auch die nächste Folge kaufen, "Bibi und Dino", die sich beinah nahtlos anschließt. "Bibi und das Dino-Ei" besitzt zwar ein vorläufiges Ende, aber der Erzähler kündigt die Fortsetzung an, und es gibt wohl kein Kind, das danach nicht auch sofort die nächste Episode haben möchte. Andere Beispiele in der Bibi-Reihe sind "Der Reiterhof 1+2" und "Der Flaschengeist", der an "Bibi im Orient" anknüpft, und man erhält immer leicht den Eindruck, dass hier vor allem kommerzielle Interessen im Vordergrund stehen und eine Grundidee ausgeschlachtet wird.

Innerhalb der Handlung ergeben sich mehrere kleine Unstimmigkeiten, die zwar nicht gravierend sind, aber dennoch auffallen. Zunächst einmal ist das Verhalten von Marita sehr seltsam, und es ist fraglich, warum man ihr überhaupt eine Rolle in dieser Episode zugeschrieben hat. Auf dem Klassenausflug wirkt sie weit weniger begeistert als Flori und Bibi. Während diese beiden es kaum erwarten können, ein Dino-Ei zu finden, reagiert Marita skeptisch, findet die Idee "ziemlich beknackt" und ermahnt Bibi sogar, sie dürfe eigentlich zur Schulzeit nicht hexen. Als sie das Ei finden, schaltet sie plötzlich um und kommentiert "Mann, ist das spannend" - nur um kurz darauf wieder ins andere Extrem umzuschwenken. Kaum dass Flori und Bibi darüber reden, was für Untersuchungen sie mit dem Ei zuhause anstellen wollen, erklärt Marita, dass sie das alles doch nicht mehr interessiert und verschwindet damit aus der Folge, insgesamt ein unnötig irritierender Auftritt.

Unlogisch ist aber auch Bibis und Floris Verhalten, denn einerseits wollen sie das Ei nicht säubern, damit die Lehrerin es nicht als echt erkennt und dem Museum ausliefert. Andererseits weist Bibi Frau Müller-Riebensehl später ausdrücklich darauf hin, dass sie ein Dino-Ei gefunden hat, und erzählt sogar der sensationslüsternen Karla davon - obwohl sie damit erst recht riskiert, das Ei zu verlieren. Außerdem gibt es zwei weitere Unklarheiten innerhalb des Hexenuniversums. Ganz zu Anfang bestätigt Barbara, dass zu ihrer Hexenschulzeit Ritter und Steinzeitmenschen gehext wurden, Saurier aber nie, das sei nicht möglich. Warum es allerdings unmöglich ist, dass man ausgerechnet Dinosaurier nicht hexen kann, Ritter und Steinzeitmenschen dagegen schon, wird nicht beantwortet. Zu guter Letzt ist unstimmig, in welche Hexenschule Barbara gegangen ist. Nicht nur hier, auch in anderen Folgen wird erwähnt, dass sie Manias Schülerin war. Dazu passt jedoch nicht, dass Mania ihre Hexenschule erst nach der Folge "Der Hexenfluch" eröffnet ... ein kleiner Anachronismus, der langjährigen Bibi-Fans auffällt, auch wenn er nicht weiter von Bedeutung ist.

Fazit:

Eine von Anfang bis Ende unterhaltsame Folge, die vor allem durch viel Spannung und Humor besticht. Kinder lernen zudem, dass sich nicht alle Wünsche erfüllen lassen und dass sich nicht jedes Tier als Haustier eignet. Ein paar Unstimmigkeiten am Rande schwächen das Hörspiel, ebenso die Zugehörigkeit zur anschließende Folge "Bibi und Dino", doch davon abgesehen ist es eine rundum gelungene Episode mit wunderbaren Sprechern.

Sprechernamen:


Bibi Blocksberg: S. Bonasewicz
Barbara Blocksberg: H. Bruckhaus
Bernhard Blocksberg: G. Weber
Florian: O. Elias
Marita: T. Gessner
Mania: T. Lauenstein
Karla Kolumna: G. Fritsch
Erzähler: J. Nottke

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