3. Juni 2012

Das Todeskreuz - Andreas Franz

Produktinfos:

Ausgabe: 2007
Seiten: 528
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Der Autor:

Andreas Franz wurde 1956 in Quedlinburg geboren und starb 2011. Bevor er sich dem Schreiben widmete, arbeitete er unter anderem als Übersetzer, Schlagzeuger, LKW-Fahrer und kaufmännischer Angestellter. 1996 erschien sein erster Roman. Franz lebte mit seiner Familie in der Nähe von Frankfurt, wo die meisten seiner Krimis spielen. Weitere Werke von ihm sind u. a.: "Jung, blond, tot", "Das achte Opfer", "Der Finger Gottes", "Letale Dosis", "Das Verlies" und "Tödliches Lachen".

Inhalt:

Die Staatsanwältin Corinna Sittler wird in ihrer Wohnung ermordet aufgefunden. In ihren Rücken ist ein riesiges, auf dem Kopf stehendes Kreuz eingeritzt, in ihrem Mund steckt ein Zettel mit der Aufschrift "Confiteor - Mea Culpa" - "Ich bekenne - Meine Schuld". Kurz darauf geschieht ein zweiter Mord in der Nähe von Offenbach. Diesmal ist Richter Buchmann das Opfer, wieder mit Kreuz und Zettel.

Nachforschungen ergeben, dass sowohl die angeblich untadelige Corinna Sittler als auch Richter Buchmann in einen Bestechungsskandal verwickelt waren. Vor zehn Jahren wurden eine junge Studentin und ein Familienvater erschossen, die Täter nie gefasst. Tatsächlich haben hohe Justizbeamte einen Deal mit den reichen Vätern der Verdächtigen verhandelt, sodass wichtige Beweise verschwanden und keine Anklage stattfand.

Alles deutet darauf hin, dass jemand aus dem Umfeld der beiden früheren Opfer späte Rache an den Beteiligten der Bestechung vornimmt. Zum ersten Mal müssen Julia Durant und der Offenbacher Kollege Peter Brandt gemeinsam ermitteln. Es gilt nicht nur, den aktuellen Mörder zu finden, sondern auch die alten Fälle wieder aufzurollen ...

Bewertung:

Julia Durant und Peter Brandt sind zwei Ermittler von Autor Andreas Franz, die bisher in getrennten Krimireihen ihre Fälle lösten. In diesem Crossover arbeiten sie zum ersten Mal gemeinsam, sodass Fans beider Ermittler auf ihre Kosten kommen.

Weitgehend spannende Tätersuche

Während man in anderen Romanen verzweifelt nach einem Motiv sucht, werden einem hier die Verdächtigen auf dem Silbertablett serviert - was die Suche nach dem Mörder nicht unbedingt leichter macht. Vor allem der ehemalige Verlobte der ermordeten Laura Körner und ihr Bruder kommen als Täter in Frage, da sie nach wie vor die grausame Tat nicht überwunden haben. Aber auch Corinna Sittlers Tochter Leslie hat begründeten Hass auf ihre Mutter, die die Erziehung der Großmutter überließ.

Und dann wäre da noch Alina Cornelius, die Hausdame und Psychologin der Sittler, die gleichzeitig auch ihre sexuelle Gespielin war und offenbar mehr weiß, als sie zunächst zugeben mag. Jedes Alibi erscheint beim näheren Hinsehen als brüchig. Für Julia Durant liegt eine besondere Schwierigkeit darin, zwischen Tatverdacht und Sympathie zu trennen. Vor allem die geheimnisvolle Alina Cornelius hat es ihr angetan, und Durant muss sich hart an ihre Professionalität erinnern, um sich nicht täuschen zu lassen. Auch die alten Morde wollen geklärt werden, denn in ihnen liegt höchstwahrscheinlich der Schlüssel zu der Mordserie an den Beteiligten.

Persönliche Verwicklungen

Das Verhältnis zwischen Julia Durant und Peter Brandt beginnt zunächst verhalten bis unterkühlt. Peter Brandt fällt es schwer, das andere Team aus dem verhassten Frankfurt zu akzeptieren, und nur ganz allmählich raufen sich die zwei Ermittler zusammen. Dann aber merken sie beide, was sie aneinander haben, sodass man als Leser gerne eine weitere Zusammenarbeit erleben würde.

Eine dramatische Wendung nimmt das Schicksal von Durants bisherigem Kripo-Partner Frank Hellmer. Sein Privatleben ist auf dem Tiefpunkt angekommen; die Ehe kriselt seit der Geburt der behinderten Tochter, und Hellmer stürzt sich wieder in den Alkohol, der ihn schon Jahre zuvor, nach dem Scheitern seiner ersten Ehe, beinah das Leben gekostet hätte. Am Ende geht es, so viel darf verraten werden, wieder ein wenig aufwärts für Hellmer, doch bis dahin ist Bangen in seiner Abteilung angesagt, und für Julia Durant bedeutet sein Ausfall eine zusätzliche Belastung.

Private Entwicklungen gibt es auch im Leben von Peter Brandt. Seine Beziehung zu Rechtsmedizinerin Andrea Sievers steht auf der Kippe, dafür kommt er in engeren Kontakt als je zuvor mit Staatsanwältin Erika Klein, deren Vater pikanterweise in die alten Mordfälle verstrickt zu sein scheint. Brandt und Erika Klein kennt man aus früheren Bänden der Reihe als spinnefeindes Paar, das widerwillig zusammenarbeiten muss, und es überrascht beide Seiten, dass man sich auf einmal sympathisch findet.

Einige Schwächen

So interessant die persönlichen Querelen der Figuren auch sein mögen, in diesem Band nehmen sie fast einen größeren Raum als die Ermittlungen ein. Vor allem, dass zunächst eine Beziehung beendet und gleich in die nächste geschlittert wird, ist etwas zu viel des Guten und hätte ruhig auf zwei Bücher verteilt werden können.

Ein großer Schwachpunkt liegt eindeutig in der Aufklärung der alten Mordfälle, die zehn Jahre zurückliegen. Ein Tatverdächtiger gesteht sofort ohne weitere Umschweife, ein weiterer knickt wenig später ein, sodass die Polizei kaum einen Finger krümmen muss - eine sowohl reizlose als auch unrealistische Entwicklung, die den Krimileser verärgert. Zudem ist die Motivation des zweiten und dritten Mordes der aktuellen Serie im Nachhinein fraglich und wirkt etwas zu konstruiert. Das Thema Korruption ist außerdem in fast jedem Andreas-Franz-Roman zu finden, sodass man hier inzwischen eindeutig von Abnutzungserscheinungen sprechen kann.

Fazit:

Ein durchschnittlicher Krimi, an dem das Reizvollste das Crossover zwischen der Julia-Durant- und der Peter-Brandt-Reihe von Andreas Franz ist. Die Handlung ist weitgehend spannend, und es ergeben sich interessante Verwicklungen bei den Charakteren, allerdings rückt der Kriminalteil dabei streckenweise zu sehr in den Hintergrund, und die Auflösung verläuft zu konstruiert.

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