10. Juni 2012

Der Hexenfluch - Per McGraup

Produktinfos:

Erscheinungsjahr: 2007
Laufzeit: 60 Minuten
Amazon
* * * * *
Der Autor:

Per McGraup ist das Pseudonym von Marc Gruppe, der bei Titania Medien für Drehbücher und Regie zuständig ist. Bereits in seinem Studium sammelte er Erfahrungen im Bereich Theater und schrieb Dramenfassungen von berühmten Werken der Kinderliteratur.

Inhalt:

1662: Aus verschmähter Liebe beschuldigt der Hexenjäger Junker Harper die junge Katrina van Kampen der Hexerei und lässt sie auf dem Scheiterhaufen verbrennen. Kurz vor ihrem Tod spricht Katrina einen Fluch aus: In der Nacht vor Allerheiligen will sie zurückkehren und Junker Harper den Tod bringen, wie auch all seinen Nachkommen, bis die Familie eines Tages ausgelöscht wird - und tatsächlich geht Harpers Haus in der Nacht vor Allerheiligen in Flammen auf.

1962: Die altjüngferlichen Schwestern Emily und Abigail Harper, beides pensionierte Lehrerinnen, sind die letzten Nachfahren des Junkers. In einer Halloween-Radiosendung erzählen sie ihre Familiengeschichte. Während die ängstliche Emily an den Fluch glaubt und fürchtet, dass in dieser Nacht sie und ihre Schwestern sterben müssen, hält die energische Abigail die Geschichte für ein Märchen.

Zur Aufbesserung ihres Einkommens arbeiten die Schwestern auch an diesem Abend als Babysitter für die freche Charlotte Andrews, deren Eltern auf eine Halloweenparty gehen. Schon auf dem Weg dorthin glaubt Emily, ein unheimliches Lachen zu hören, und gerät beinah unter ein Auto. Auch im Haus der Andrews hört sie eine Stimme, Abigail aber hält ihre Schwester für hysterisch ...

Bewertung:

Fast alle bisherigen Werke der Gruselkabinett-Reihe widmen sich mal mehr und mal weniger bekannten Klassikern der Weltliteratur, die zumeist im 19. Jahrhundert oder früher spielen. Eine Ausnahme bildet diese Folge, die nicht nur in der heutigen Zeit spielt, sondern auch aus der Feder von Marc Gruppe, seines Zeichens einer der Macher von Titania Medien, stammt. Trotz dieses Stilbruchs fügt sich das Hörspiel gut in die Reihe ein, was erstklassige Sprecher und gute Unterhaltung angeht, wenn auch nicht ohne Schwächen.

Der Prolog, der scheinbar die Hexenverbrennung und den Fluch von Katrina van Kampen präsentiert, entpuppt sich kurz darauf als inszeniertes Hörspiel im Hörspiel, das zu der Radiosendung gehört, die Emily und Abigail besuchen. Das erhöht aber nur noch die Spannung, denn lange Zeit ist unklar, ob es den Fluch wirklich gegeben hat, wie Emily glaubt - oder ob Abigail Recht hat, wenn sie behauptet, dass sich alle Todesfälle auf natürliche Weise zugetragen haben. Der Hörer ist mal geneigt, der einen Version Glauben zu schenken, und mal, der anderen. Einerseits liegt es natürlich nah, dass etwas Überirdisches geschehen wird, andererseits scheint es auch nicht undenkbar, dass Emily einfach nur verrückt vor Angst wird. Sie ist die scheue, unsichere Frau, die gern mal zum Alkohol greift, um ihre Ängste einzudämmen. Dagegen steht die resolute Abigail, die die Entscheidungen im Leben beider trifft und die zunehmend genervt auf die Befürchtungen ihrer Schwester reagiert. Die Sympathie des Hörers gehört eindeutig Emily, auch wenn ihre Ängstlichkeit und Verzagtheit nerven kann. Unangenehm dagegen ist Abigail, die ihre Schwester deutlich bevormundet und die ihr wenig Respekt entgegen bringt. Obwohl man Emily zuliebe hofft, dass der Fluch nicht eintreffen wird, wünscht man geradezu, dass Abigail für ihren Spott bestraft wird.

Die Inszenierung ist wie gewohnt sehr professionell, vor allem die geraunte Hexenstimme, die Emily immer wieder hört, ist recht eindringlich, und die Hauptfiguren sind ideal besetzt. Die leider verstorbene Marianne Wischmann mit ihrer leicht schrillen Stimme passt ideal als Abigail, die ihre Schwester dominiert. Ihre Stimme kennt man vor allem als deutsche Version von Liz Sheridan alias Rachel Ochmonek, der neugierigen Nachbarin in "Alf" und Jerrys Mutter in der Serie "Seinfeld". Es gibt übrigens eine sehr nette Anspielung auf eine Szene in "Alf", als Abigail den gleichen Satz sagt wie Rachel Ochmonek in der Folge "Die Nacht, in der die Pizza kam": "167 Hamdale. Ein Haus in Beige, nicht zu verfehlen." Edith Schneider bildet mit ihrer sanfteren, leiseren Stimme den perfekten Gegensatz; Melanie Hinze dagegen klingt ein klein wenig zu jung, um die Mutter von Charlotte zu sein.

Einige Schwächen gibt es allerdings auch. Zum einen zerrt der ewige Streit zwischen den Schwestern mit der immer nervöseren Emily und der immer bissigeren Abigail etwas an den Nerven. Noch nervtötender ist aber Charlotte, die ein äußerst quengeliges Mädchen ist, das sich gern Frechheiten herausnimmt. Zum anderen ist es sehr aufgesetzt, dass Abigail am Ende Dinge laut vor sich hin spricht, die sie eigentlich eher nur denken sollte. Es wird zum Schluss auch ein bisschen viel erklärt, als müsste man dem Hörer beim Denken auf die Sprünge helfen, das ist auffallend ungeschickt und fern von Subtilität, da die Pointe zu dem Zeitpunkt schon längst offensichtlich ist.

Fazit:


Ein solides Gruselhörspiel, das allerdings nicht zu den besten Werken der Gruselkabinettreihe gehört. Die Sprecher sind gut, die Handlung ist durchaus unterhaltsam, die Folge wird auch beim wiederholten Hören nicht langweilig, und es fällt nicht auf, dass es sich hier ausnahmsweise nicht um eine Klassiker-Vorlage handelt - dennoch gibt es ein paar Mankos, die eine Bestnote verhindern.

Sprechernamen:


Abigail Harper: Marianne Wischmann
Emily Harper: Edith Schneider
Georgia Garrett: Anja Stadlober
Katrina von Kampen: Cathleen Gawlich
Junker Harper: Uli Krohm
Liza Andrews: Melanie Hinze
Frederic Andrews: Daniel Werner
Charlotte Andrews: Friedel Morgenstern

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.