14. Juni 2012

Die Hure des Kaisers - Kate Quinn

Produktfakten:

Ausgabe: 2010, Ullstein
Seiten: 528
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Die Autorin:

Kate Quinn wurde 1982 in Kalifornien geboren und studierte Gesang. Während ihres Studiums verfasste sie mit "Die Hure des Kaisers" ihren ersten Roman, dem noch weitere aus der Antike folgen werden.

Inhalt:

Rom im Jahr 81 n. Chr.: Die jugendliche jüdische Sklavin Thea dient der gleichaltrigen Lepida Pollio, einer verwöhnten und arroganten jungen Römerin, deren Vater ihr alle Wünsche erfüllt. Lepidas Leidenschaft sind die grausamen Gladiatorenspiele, die ihr Vater ausrichtet. Notgedrungen muss Thea ihre Herrin immer dorthin begleiten.

Eines Tages wehrt sich ein britannischer Gefangener so eindrucksvoll gegen die römischen Wärter, dass er zum Gladiatoren ausgebildet wird. Monate später begeistert er als "Arius der Barbar" die Massen, darunter auch Lepida. Sie findet Gefallen an dem düsteren Hünen und sehnt sich danach, von ihm verführt zu werden. Stattdessen aber verliebt sich Arius in Thea, und der ergeht es umgekehrt genauso.

Die rachsüchtige Lepida verkauft Thea daraufhin an ein Bordell außerhalb der Stadt. Arius glaubt bald, seine geliebte Thea sei tot. Thea jedoch bringt nicht nur seinen Sohn zur Welt, sondern darf bald als Sängerin auftreten. Als sie Jahre später vor Kaiser Domitian singt, macht er sie zu seiner bevorzugten Geliebten. Endlich kommt es auch zu einem Wiedersehen mit Arius - doch Thea weiß, dass der eifersüchtige und grausame Kaiser sie niemals freigeben wird ...

Bewertung:

Inspiriert durch "Spartakus" und zu den Klängen des Monumentalfilms "Gladiator" verfasste die junge Autorin Kate Quinn ihren Debütroman. Obgleich man an manchen Stellen doch merkt, dass es ein Erstlingswerk ist, erwartet die Leser unterm Strich ein unterhaltsamer Roman. Thea und Arius sind sympathische Hauptcharaktere, die zum Mitleiden einladen. Thea ist ihrer verwöhnten Herrin an Klugheit und Charakter deutlich überlegen und wird angenehmerweise nicht als außergewöhnliche Schönheit geschildert. Noch reizvoller ist die Figur des Arius. Im Gegensatz zu vielen seiner Gladiatorenkollegen will er kein gefeierter Kämpfer sein, er lehnt die Werbungen der Frauen genauso ab, wie ihn der stürmische Beifall kalt lässt. Arius wird von Hass getrieben, und Thea ist nach langer Zeit der erste Mensch, von dem er sich verstanden fühlt. Arius kämpft nur, um zu überleben, und sehnt sich nach der Freiheit, Thea wiederum hat durch einen römischen Überfall in Judäa ihre ganze Familie verloren. Sie sind beide Opfer der römischen Herrschaft und verstehen einander.

Eine weitere sehr gelungene Figur ist der Augustus-Enkel Marcus Norbanus, der vom Kaiser zur Hochzeit mit Lepida gedrängt wird. Marcus ist ein Mann mittleren Alters, wegen seiner missgebildeten Schulter von Lepida als hässlich empfunden, tatsächlich aber ein feinsinniger Büchernarr, der klug und gütig zugleich ist. Die Handlung ist spannend und wendungsreich. Mal sieht es besser aus für Thea und Arius, dann wieder schlechter. Es gibt einige interessante Einblicke in das römische Alltagsleben, und an Grausamkeiten, die für die damalige Zeit typisch waren, wird auch nicht gespart. Auffallend ist, dass sich die Sexszenen zurückhaltend präsentieren, es ist also kein verkappter Erotikroman im historischen Gewand, wie es der Titel suggerieren mag. Am Ende bleibt durchaus etwas Rührung zurück und der Wunsch, dass der Nachfolgeband, der allerdings einige Zeit später spielen wird, bald in Deutschland erscheint.

Schwächen gibt es aber auch zu verzeichnen. Ein Manko ist vor allem, dass teilweise ziemlich lange Zeiten übersprungen werden. Als Thea von Lepida an das Bordell verkauft wird, erwartet der Leser natürlich Schilderungen ihres neuen Schicksals - und stattdessen werden fünf Jahre übersprungen. Theas Sohn ist damit schon ein paar Jahre alt, und Theas Leben im Bordell ist schon wieder passé. Auch später gibt es manchmal Stellen, an denen ein Jahr oder mehr übersprungen werden, es wirkt fast so, als hätte die Autorin unter Zeitdruck gestanden oder sich an eine Seitenbegrenzung halten müssen. Nicht jedermanns Sache sind außerdem die wechselnden Perspektiven. Überwiegend wird der Roman aus Theas Sicht erzählt und von einem personalen Erzähler, der Arius' Schicksal fokussiert. Aber es gibt auch immer wieder Einschübe, in denen Lepida als Ich-Erzählerin auftritt, und auch Julia, die Nichte von Kaiser Domitian, die später noch eine wichtige Rolle einnimmt, kommt als Erzählerin zu Wort. Letztlich kommen auch die historischen Details ein bisschen zu kurz, vor allem zu Kaiser Domitian und seiner Regierungszeit wünscht sich der Leser dann doch ein paar mehr Details. Die Autorin hat sich zwar intensiv mit der Epoche befasst, aber man merkt schon, dass sie keine Historikerin ist.

Fazit:

Ein unterhaltsamer Historienroman mit viel Romantik und Dramatik. Sicher nicht besonders anspruchsvoll und damit nichts für Leser, die sich viele historische Details und Hintergründe zur Regierung unter Kaiser Domitian wünschen. Ansonsten aber ein kurzweiliges Romandebüt mit recht interessanten Charakteren.

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