6. Juli 2012

Fünf Freunde auf großer Fahrt - Enid Blyton

Produktinfos:

Ausgabe: 1957
Seiten: 192
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Die Autorin:

Enid Blyton, geboren 1897 und gestorben 1968, war eine der erfolgreichsten Kinderbuchautorinnen der Welt. Sie arbeitete zunächst als Lehrerin, begann aber schon früh mit dem Schreiben. 1922 erschien ihr erstes Buch, im Laufe ihres Lebens sollten es mehr als 700 Werke werden. Zu ihren bekanntesten Buchreihen gehören "Hanni und Nanni", "Die fünf Freunde", "Dolly" und "Geheimnis um".

Die Fünf Freunde, das sind Julius, Richard, Anne, George und der Hund Tim. Julian, Dick und Anne sind Geschwister. George ist ihre Cousine und ist trotz ihres Namens ein Mädchen. Eigentlich heißt sie nämlich Georgina, aber sie wäre viel lieber ein Junge und trägt daher kurze Haare und Hosen. Bis sie ihre Cousins und Cousinen kennenlernte, war ihr Hund Tim ihr bester Freund. Die fünf verbringen immer gemeinsam ihre Ferien. Mal sind bei Georges Eltern im Felsenhaus, mal fahren sie irgendwo in eine Ferienhütte oder sie zelten. In jeden Ferien geraten sie dabei in ein Abenteuer und kommen Verbrechern auf die Spur.

Inhalt:

Julius, Richard, Anne und George haben ein paar Tage schulfrei. Diese Kurzferien möchten sie für eine mehrtägige Wanderung nutzen. Da es fürs Zelten zu kalt ist, planen sie in Gasthöfen und Bauernhäusern zu übernachten. Sie decken sich in einem Dorf mit Proviant ein und wandern fröhlich los, bevorzugt durch einsame Gegenden mit viel Natur.

Die erste Übernachtungsstation soll der Blauweiherhof sein. Tagsüber verletzt sich Tim aber am Bein. Während George und Julius den nächsten Tierarzt aufsuchen, wollen Richard und Anne zum Hof vorgehen. Die beiden verlaufen sich jedoch und geraten an einen verfallenen Hof mit einer tauben alten Frau. Sie lässt Anne auf dem Dachboden übernachten, macht aber klar, dass auf keinen Fall ihr Sohn etwas mitbekommen darf. Richard versteckt sich unterdessen in der Scheune.

Mitten in der Nacht erscheint ein Mann am Fenster der Scheune. Er flüstertet Richard eine seltsame Botschaft zu: "Hohe Eiche, Schwarzer See, Freche Franziska" und gibt ihm einen Zettel. Am nächsten Tag begreifen die Fünf Freunde, dass der Fremde Richard im Dunkeln verwechselt hat. Was hat die sonderbare Botschaft zu bedeuten? Die Fünf Freunde gehen den Hinweisen nach ...

Bewertung:

Einmal Ferien ohne in ein Abenteuer zu geraten - für die Fünf Freunde unmöglich, ob sie es wollen oder nicht und gerade Anne wäre es gewöhnlich lieber, mal einen ganz normalen Urlaub zu verbringen. Fehlanzeige und hier erwartet die Freunde gleich ein besonders spannender Fall in einem gelungenem Setting. Sie wandern durch abgelegene Gegenden, es wird dramatisch, spannend und etwas gruselig und für Kinder ab etwa neun Jahren bietet sich hier herrliches Abenteuerflair.

Die seltsamen Stichworte "Hohe Eiche, Schwarzer See, Freche Franziska" bilden die Grundlage für ein gut ausgedachtes Rätsel. Sie sind anfangs nicht zu durchschauen, aber die Fünf Freunde kommen nach und nach dahinter, was sie bedeuten und mit ihnen der Leser. Weder fällt den Kindern die Lösung in den Schoß, noch errät man die Bedeutung viel früher als sie, sodass junge Leser Spaß beim Mitraten haben. Der grimmige Sohn der tauben alten Frau ist ein gefährlicher Gegenspieler, nicht umsonst wird er von den Kindern in der Gegend „Richard das Ekel“ genannt. Schon bevor die Kinder ihm begegnen, ahnt man, wie unangenehm er ist, denn seine Mutter gerät geradezu in Panik bei dem Gedanken, er könne eines der Kinder auf dem Hof entdecken. Auf der Suche nach dem Geheimnis der Botschaft kommen die Freunde schließlich zu einem unheimlichen See und einer düsteren Ruine. Für Kinder ist es nie zu gruselig, aber auf jeden Fall durchgängig fesselnd, denn wer liest nicht gerne über solche Orte, ohne sich selbst in Gefahr begeben zu müssen. Schön schauerlich wird es, als die Glocken geläutet werden, die die Flucht eines Häftlings aus dem nahe gelegenen Gefängnis ankündigen.

Recht interessant ist auch die Konstruktion der Handlung, dass die Fünf Freunde sich eine Weile trennen und man nur die Erlebnisse von Richard und Anne verfolgt. Die Geschichte verbindet wildromantische Abenteueratmosphäre inklusive viel Naturverbundenheit mit einem spannenden Kriminalfall, der keine Langeweile aufkommen lässt und wie bei eigentlich fast allen Enid-Blyton-Büchern leicht geschrieben ist. Witzige Szenen gibt es auch einige, vor allem dank einiger skurriler Charaktere, etwa der leutselige Busfahrer, der jedes Mal den gleichen Witz beim Einsteigen reißt, der wortkarge Bauer, der auf alle Fragen mit einem „Wohl“ antwortet und die beiden Streber Willis und Johnson , die durch ihr Projekt der Schule Ferientage einbringen, was für sie selbst eher eine Bestrafung ist.

Ein paar kleine Schwächen sind aber dennoch auszumachen. Zum einen ist es etwas übertrieben, dass vier Kinder um die zwölf Jahre tatsächlich mutterseelenallein in der fremden Natur herum wandern und jede Nacht in einem anderen Gasthaus übernachten wollen, es ist nicht so wahrscheinlich, dass Eltern das erlauben. Eine ähnliche Situation gibt es in „Fünf Freunde im Zeltlager“, aber dort ist es realistischer gelöst, denn dort werden sie von einem Professor begleitet, der ein wenig ein Auge auf sie haben kann. Der deutsche Titel und auch das Cover – sowohl in der aktuellen als auch in der früheren Ausgabe - wecken möglicherweise falsche Erwartungen. Dort sind die Kinder auf einem Floß zu sehen und man meint, sie verbringen ihre Ferien mit einer Fahrt über einen Fluss. Tatsächlich gibt es aber nur ein paar kurze Szenen auf eben jenem Floß, als die Kinder das Rätsel entschlüsseln. Unnötig konstruiert ist auch, dass Richard und der düstere Mann vom Hof den gleichen Namen tragen und Richard sich daher zunächst angesprochen fühlt.

Fazit:

Ein gelungenes Fünf-Freunde-Abenteuer mit viel Atmosphäre und Spannung. Die Handlung weist keine Längen auf und bringt Kindern ab etwa neun Jahren fesselnde Unterhaltung zum Miträtseln. Ein paar Kleinigkeiten verhindern die Bestnote, dennoch eines der besten Abenteuer der Reihe.

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