6. Juli 2012

Silvy will die Erste sein - Marie Louise Fischer

Produktinfos:

Ausgabe: 1969
Seiten: 131
Amazon
* * * * *

Die Autorin:

Marie-Louise Fischer, 1922-2005, zählt zu den bekanntesten Autorinnen Deutschlands. Sie studierte zunächst Germanistik, Kunstgeschichte und Theaterwissenschaften, ehe sie als Dramaturgin in Prag arbeitete. Mit 29 Jahren erschien ihr erster Roman. Seitdem verfasste sie mehr als hundert Bücher, vorwiegend Gesellschafts- und Frauenromane. Vor allem ihre meist mehrbändigen Mädchenromane wurden zu Klassikern innerhalb der Jugendbuchliteratur, z.B. die Reihen "Ulrike", "Klaudia" und "Michaela".

Inhalt:


Die Mädchenclique Katrin, Ruth, Silvy, Olga und Leonore aus der 6. Klasse der Parkschule freut sich auf Leonores 12. Geburtstag. Eine Party steht an, zu der auch Jungs eingeladen werden und die Mädchen zum ersten Mal tanzen. Bei den Vorbereitungen fällt jedoch Leonores Mutter von der Leiter und kommt mit einem komplizierten Beinbruch und Gehirnerschütterung ins Krankenhaus. Leonore muss für die nächsten Wochen den Haushalt übernehmen und sich um die vier Geschwister kümmern.

Bald darauf macht die Klasse einen Wandertag zur Auer Mühle. Im Wald trennen sich Katrin, Ruth, Silvy und Leonore von der Gruppe, um sie zu erschrecken, verlaufen sich aber dabei. Während Katrin und Ruth zur Kreuzung zurückgehen, überredet Silvy Leonore, einen anderen Weg einzuschlagen, auf dem sie sich noch weiter verlaufen. Beim anschließenden Ärger sitzt der Frust tief bei Silvy, denn sie kann keine Kritik vertragen.

Zum ernsthaften Streit kommt es aber erst, als Silvy sich weigert, die hoffnungslos überforderte Leonore abschreiben zu lassen - und im Gegenzug wenig später öffentlich Ruth als Abschreiberin verpetzt. Die Freundinnen sind enttäuscht von Silvys Umkameradschaftlichkeit. Katrin hat auch gleich einen Plan, wie sie Silvy belehren können ...

Bewertung:

Der dritte Band der Parkschulen-Serie ist vielleicht der beste unter den fünfen, denn er vereint Spannung, Humor und lehrreiche Handlung fast ohne Makel. Wie die anderen Bände kann man ihn durchaus ohne Vorkenntnisse lesen, da die Geschichten eigenständig sind.

Die Geschichte dreht sich um zwei große Themen, zum einen Leonores Schulprobleme durch den Ausfall ihrer Mutter und zum anderen Silvys unkameradschaftliches Verhalten, da sie immer die Beste sein will. Schon als die Geburtstagsparty ins Wasser fällt, weil Leonore natürlich mit ihrer Mutter ins Krankenhaus fährt, reagiert Silvy mit mehr Unmut als die Freundinnen. Auf dem Wandertag kann sich Silvy mehrfach nicht überwinden, ihr Unrecht einzugestehen, gibt schließlich Leonore die Schuld an ihrem Fehlverhalten und kann im Gegensatz zu ihrer Freundin die Geschichte nicht nachträglich mit Humor betrachten. Den negativen Höhepunkt gibt es, als Silvy aus lauter Wut, weil sie nur eine Zwei plus geschrieben hat, laut der Klasse mitteilt, dass Ruth ihre Eins durch Schummeln erlangt hat.

Obwohl das stimmt, finden es die Freundinnen unverzeihlich, den Lehrer aufzuhetzen, was schließlich in einer Neuschreibung der Mathearbeit für Katrin, Ruth und Silvy plus eventuelle Freiwillige mündet. Unentwegt redet sich Silvy ein, dass die Noten das Wichtigste sind und sie als die Klügste der Freundinnen auch immer am besten abschneiden muss. Schummeln wird in dem Buch zwar nicht verherrlicht und soll keine Regel werden, aber es wird deutlich, dass es Silvy nicht um die Unehrlichkeit an sich geht, sondern nur um ihren Frust, weil sie nicht die Beste war. Sogar als Leonore, die durch den Stress zuhause in ihren Leistungen stark abgerutscht ist und deren Versetzung gefährdet ist, von Katrin eine Hilfe bekommt, zögert Silvy nicht, die Freundin auffliegen zu lassen, was sogar der Lehrerin missfällt. Die Geschichte plädiert für Kameradschaftlichkeit und zeigt, dass erstklassige Noten nicht über Freundschaft gestellt werden sollten.

Trotz der ersten Themen kommt der Humor nicht zu kurz. Sehr amüsant ist die Wandertags-Atmosphäre, wo sich Silvy und Leonore rettungslos im Unterholz verirren und einer Jungenklasse in die Hände fallen. Die Jungen und ihr Lehrer amüsieren sich nicht wenig über die zerzausten Mädchen, die sie im ersten Moment für rumorende Wildschweine gehalten haben. Noch witziger ist der ausgeklügelte Streich, den Katrin und die anderen für Silvy vorbereiten: Sie lassen Silvy im Glauben, sie hätten die Aufgaben für die Mathe-Nachschreibearbeit in ihre Hände bekommen, was Silvy die Gelegenheit gibt, sich an ihre angeblichen Prinzipien zu halten - was natürlich auf sehr amüsante Art misslingt. Vor allem die Dialoge zwischen der patzigen Silvy und der fröhlich-frechen Katrin sorgen für Heiterkeit und charmante Unterhaltung.

Insgesamt gibt es kaum etwas an diesem Band zu bemängeln. Nicht ganz logisch ist es, dass Leonore ihren Freundinnen ewig nicht sagt, dass sie zuhause so viel Stress hat. Die Freundinnen merken zwar, dass sie in der Schule viel ruhiger ist und mit dem Lernen viel größere Probleme hat, erfahren aber erst spät, wie überfordert Leonore ist. Eigentlich wäre es logischer gewesen, schon viel früher ihren Stress zu erahnen, da die Mädchen ja wissen, dass die Mutter im Krankenhaus liegt und dass Leonore vier Geschwister hat.

Fazit:

Der dritte Band der Parkschulen-Reihe, der vielleicht der beste der Reihe ist. Das Buch überzeugt durch lehrreiche und zugleich witzige Handlung. Eine gelungene Lektüre für Mädchen ab etwa zehn Jahren, die kaum eine Schwäche hat.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.