5. Oktober 2012

Nur der Tod kann dich retten - Joy Fielding

Produktinfos:

Ausgabe: 2007
Seiten: 420
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Die Autorin:

Joy Fielding, geboren 1945 in Toronto, Kanada, hatte bereits in ihrer Kindheit großes Interesse am Schreiben. Vor ihrer Karriere als Schriftstellerin studierte sie englische Literatur und arbeitete eine Weile als Schauspielerin. 1991 gelang ihr mit dem Roman "Lauf Jane, lauf" der internationale Durchbruch. Seitdem landen ihre Frauenthriller regelmäßig auf den Spitzenpositionen der Bestsellerlisten. Weitere Werke sind u. a. "Sag Mammi goodbye", "Ein mörderischer Sommer", "Schlaf nicht, wenn es dunkel wird" und "Tanz Püppchen, tanz".

Inhalt:


Gegen ihren eigentlichen Willen zieht Sandy Crosbie mit ihrem Mann Ian und den beiden Teenagern Megan und Tim in die verschlafene Kleinstadt South Torrance in Florida, wo Sandy als Lehrerin an der einzigen High School arbeitet. Kurz darauf erfährt sie, dass ihr Mann sich wegen seiner Affäre Kerri, einer gelifteten Blondine aus der Stadt, scheiden lassen will. Am liebsten würde Sandy die Stadt sofort wieder verlassen, doch vor allem Megan hat sich gerade erst eingelebt und Freundinnen gefunden.

Für Sandy beginnt ein einsamer Lebensabschnitt. Viele Schüler sind aufsässig und oberflächlich, ihre eigenen Kinder fühlen sich durch die Anwesenheit der Mutter an der Schule gestört und zu allem Überfluss muss Sandy auch noch die Tochter ihrer Rivalin unterrichten, die schüchterne Außenseiterin Delilah. Zudem hofft Sandy immer noch, dass ihr Mann seine Affäre beendet und zu ihr zurückkehrt.

Noch schlimmer wird für Sandy das Leben in Torrance, als ihre Schülerin Liana Martin spurlos verschwindet. Wenige Tage später werden alle Hoffnungen zerstört, als ihre Leiche auftaucht. Sheriff Weber übernimmt die Ermittlungen, ohne dass sich ein Anhaltspunkt findet. Bald fürchtet er, dass auch das verschwundene Mädchen aus dem Nachbarort einem Verbrechen zum Opfer gefallen sein könnte. Tatsächlich ist ein Serienmörder am Werk, der schon das nächste Mädchen ins Visier genommen hat ...

Highschool-Mörder gesucht

Frau in Gefahr, das ist das Motto eines jeden Joy-Fielding-Romans, so auch bei diesem Thriller.

~ Spannende Handlung ~


Solide wie üblich versteht es die Autorin, den Leser zu fesseln und die Identität des Mörders lange Zeit im Dunkeln zu halten. Dabei bangt man nicht nur um die Hauptfigur Sandy Crosbie, sondern darf auch rätseln, welches Opfer es als nächstes trifft. Ein paar Verdächtige geraten ins Visier, aber es ist absehbar, dass der wirkliche Täter nicht dabei ist. Joy Fielding spielt mit Cliffhangern und wechselt häufig die Handlungsstränge, bevor Langeweile einsetzen kann. Mal gerät Sandy in eine brenzlige Lage, mal spielt sich ein Drama bei Kerri und Delilah ab, mal scheint Megan in Gefahr zu schweben. Erfreulicherweise werden keine Gewalt- oder Ekelszenen geliefert, zart besaitete Leser brauchen vor der Lektüre nicht zurückschrecken und es sind keine voyeuristischen Szenen dabei, das Werk hat sich vielmehr den Titel Psycho-Thriller redlich verdient.

~ Sympathische Charaktere ~

Keine der Figuren besitzt außerordentliche Tiefe oder Nachwirkung, dennoch sind einige von ihnen sympathisch, sodass man als Leser mit ihnen fühlt und sich inständig ein gutes Ende für sie wünscht. Dazu gehört natürlich vor allem Sandy Crosbie, sitzen gelassen und einsam, die sich in einem ständigen Widerstreit der Gefühle befindet: Einerseits hofft sie ihren Mann doch noch zur Rückkehr bewegen zu können, andererseits lässt sie sich von ihrer Freundin zu einem Blind Date überreden. Mit Recht bemerkt ihre irritierte Tochter, dass Sandy sich zeitweise wie ein alberner Teenager aufführt und genau die Fehler begeht, die sie Megan vorwirft.
Ein interessanter Nebenstrang dreht sich um die unansehnliche, unbeliebte Delilah, ausgerechnet die Tochter von Sandys Erzrivalin, für die sie gegen ihren Willen Mitleid empfindet. Von ihrer Großmutter erntet sie nur zynische Spitzen, ihre zur Barbie-Puppe operierte Mutter schenkt ihr nur flüchtige Aufmerksamkeit, von den Mitschülern hagelt es böse Spitznamen. Sandy fühlt sich verpflichtet, das Mädchen zu ermuntern, obwohl sie zugleich jedes Zusammentreffen schmerzhaft an den Betrug ihres Mannes und sein neues Leben ohne sie erinnert.

Auch Sheriff Weber steht zeitweilig im Fokus. Einen Serienmörder im verschlafenen Torrance zu jagen bedeutet eine große Aufgabe für ihn, der sich sonst höchstens mit Kneipenschlägereien befasst. Daneben muss er sich um sein kompliziertes Familienleben kümmern. Die Ehe mit Pauline ist eingeschlafen, seine ehemalige Affäre mit Kerri droht öffentlich zu werden und Tochter Amber scheint der Magersucht verfallen. Neben der Suche nach einem Killer präsentiert der Thriller also auch ein typisches Kleinstadt-Szenario, in dem kein Geheimnis lange verborgen bleibt und alle Einwohner wie Nachbarn zueinander stehen. Die kleinen und großen Sorgen und Ängste der Bewohner werden zum zweiten Hauptthema der Handlung gemacht. Da sind der drängende Wunsch von Megan, endlich vollkommen von ihren neuen Freundinnen akzeptiert zu werden, die ersten Liebeleien und Eifersuchtsprobleme, die Befürchtungen eines Jungen für schwul gehalten zu werden, das Wetteifern um Schönheit und Beliebtheit unter den Teenagern, lauter Ausschnitte aus dem Leben und Leiden von Highschool-Absolventen, die sich erst noch auf der Welt zurechtfinden müssen.

~ Schwaches Ende ~


Leider bleibt der positive Aha-Effekt bei Finale größtenteils aus. Zwar ist die Auflösung, wer sich hinter den Morden verbirgt und welches Motiv Anlass gab, nicht leicht vorherzusehen. Allerdings ist die Präsentation des Mörders auch gleichzeitig einigermaßen unglaubwürdig. Vor allem die Sequenzen, die zwischendurch aus dem "Totenbuch" des Täters verfasst wurden, sind in Hinblick auf seine Identität nicht immer stimmig. Die Gedanken, die der Mörder dort preisgibt, erscheinen teilweise unplausibel.

Ungeschickt ist zudem, dass man über die Beweggründe und Vorgehensweise des Täters fast nur über dessen Geständnis informiert wird, anstatt dass andere Figuren diese herausfinden. Sogar die letzten Zeilen enttäuschen, in denen Raum für eine Fortsetzung gelassen wird oder zumindest ein kleiner Schockeffekt erzielt werden soll. Tatsächlich aber lesen sich die Andeutungen eher aufgesetzt und ergeben eine ziemlich abgenutzte Pointe..

Fazit:

Ein Werk in gewohnter Joy-Fielding-Qualität mit solider Spannung. Zwar bleibt der Thriller nicht lange im Gedächtnis und die Täter-Identifikation ist nicht wirklich überzeugend, doch bei nicht zu hohen Erwartungen bietet sich dennoch unterhaltsamer Lesestoff.

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