4. Oktober 2012

Timmy - Zwei Tierfreunde finden sich - Christine Pullein-Thompson

Produktinfos:

Ausgabe: 1968
Seiten: 91
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Die Autorin:

Christine Pullein-Thompson, 1925 bis 2005, kam aus einer Autorenfamilie und begann wie ihre beiden Schwestern Diana und Josephine früh mit dem Schreiben. Ihre Spezialität waren vor allem Pferdebücher für Kinder und Jugendliche wie "Ein Pferd für Sabine", "Ferien auf dem Ponyhof" und "Pferdeschmuggel im Morgengrauen".

Inhalt:


Timmy Braun ist fast acht Jahre alt. Seine beiden größten Hobbys sind Zeichnen und Tiere. Am liebsten verbindet er beides und geht mit seinem Skizzenbuch in den Zoo. Dort kann er stundenlang sitzen und seine Lieblingstiere abzeichnen. Besonders gern geht er zu den Ponys und den Elefanten und unterhält sich mit den Pflegern.

Alles ändert sich, als Timmy ein kleines Brüderchen bekommt. Nun dreht sich alles im Hause Braun nur noch um den kleinen Stephan. Timmy findet sein Brüderchen zwar ganz niedlich, aber er fühlt sich zu sehr zurückgesetzt. Niemand aus der Familie hat Zeit, mit ihm in den Zoo zu gehen, selbst Timmys Schulfreundin Patti interessiert sich mehr für das Baby als für ihn.

In seiner Verzweiflung schleicht sich Timmy heimlich in den Zoo, was zuhause für großen Ärger sorgt. Schließlich aber zeigen seine Eltern Verständnis und erfüllen ihm seinen größten Wunsch nach einer kleinen Katze. Timmy ist glücklich mit seiner "Fleckie" - bis das Kätzchen plötzlich verschwunden ist ...

Ein Elefant im Garten

Auch in der eigentlich unbeschwerten Kinderzeit ist nicht immer alles fröhlich und bunt - aber zumindest hier geht es am Ende gut aus. Dieses Kinderbuch versteht es gut, kleinen Lesern ab etwa acht Jahren Mut zu machen und sie darüber hinwegzutrösten, wenn sie manchmal ähnlich unglücklich sind wie Timmy. Ob man sich einsam fühlt, sehnlich ein Haustier wünscht oder gerne einen guten Freund hätte, all diese Dinge werden hier thematisiert, nicht beschönigt, aber letztlich glücklich zu Ende geführt.

Timmy ist ein schüchterner Junge, der es nicht leicht hat, Anschluss zu finden. Daher zieht er sich lieber zurück, zeichnet seine Tiere und träumt davon, später einmal entweder mit Tieren zu arbeiten oder Zeichner zu werden. Als das kleine Brüderchen dazukommt, beginnt für ihn eine schwierige Zeit. Sicher können einige der Leser gut nachempfinden, wie sich Timmy nun fühlt: Der kleine Stephan steht überall im Mittelpunkt. Timmy ist nun der "große Bruder", von dem viel Vernunft erwartet wird. Der ganze Tagesablauf richtet sich nach Stephan und Timmy muss häufig zurückstecken.

Dabei ist zwar durchaus offensichtlich, dass seine Eltern es nie böse meinen, aber es ist verständlich, dass Timmy darüber noch stiller und trauriger wird. Im letzten Drittel der Handlung kann Timmy aber allen beweisen, dass er sehr mutig ist und wird von den Bewohnern der Straße und auch von seiner Familie mit anderen Augen gesehen. Die Geschichte plädiert dafür, hinter die Fassade zu schauen, jemanden nicht für langweilig zu halten, nur weil er zurückhaltender ist. Zudem regt die Handlung dazu an, sich mit Tieren zu befassen, sich gut um sie zu kümmern und zeigt ein wenig, wie aufwändig es manchmal sein kann, ein Haustier zu versorgen.

Gleichzeitig merkt man dem Buch aber immer wieder sein Alter an. Es ist hier recht selbstverständlich, ein Katzenkind alleine aufzuziehen, obwohl heute sehr dazu geraten wird, stets zwei Katzenkinder aufzunehmen. Dazu ist es sehr ärgerlich, wie leichtfertig Timmys Eltern reagieren, als sie einmal spontan wegen des Wetters nicht nur den Nachmittag bei der Tante verbringen, sondern auch über Nacht bleiben - zu Recht sorgt sich Timmy um seine kleine Katze zuhause, die nun vom Nachmittag bis zum nächsten Tag ohne Futter und Wasser auskommen muss, die Eltern aber halten seine Sorge für übertrieben.

Merkwürdig ist auch die Frage von Timmys Vater an seinen Sohn, wann er Geburtstag habe, die offensichtlich nicht scherzhaft gemeint ist. Für Kinder etwas unverständlich ist sicher auch die Geldproblematik der Familie: Sie wohnen einerseits in einem eigenen Haus, andererseits können sich die Eltern nicht leisten, Timmy 50 Pfennig für den Zooeintritt zu geben oder ihm auch nur einen Zeichenblock zu kaufen - stattdessen muss er sich ein Weile mit gebrauchten Briefumschlägen begnügen. Die Sprache ist bewusst einfach gehalten, die Sätze sind kurz, manchmal fast schon zu knapp und schmucklos. Kinder, die über das Grundschulalter hinaus sind, ist das möglicherweise schon zu eintönig. Die Zielgruppe dürfte eindeutig bei Kindern um die acht Jahre, vielleicht auch schon bei Leseanfängern liegen.

Fazit:

Ein insgesamt durchaus empfehlenswertes Kinderbuch, das jungen Lesern Mut machen kann. Die Sprache ist simpel und richtet sich vorwiegend an Leser um die acht Jahre. In manchen Punkten ist die Handlung allerdings recht altmodisch, gerade die Ansichten der Eltern sind nicht immer nachvollziehbar.

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