13. April 2013

Der kleine Vampir und der unheimliche Patient - Angela Sommer-Bodenburg

Produktinfos: 

Ausgabe: 1992
Seiten: 125
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Die Autorin:

Angela Sommer-Bodenburg wurde 1948 bei Hamburg geboren und lebt seit 1992 in Kalifornien. Bisher sind über 40 Bücher von ihr erschienen, darunter Romane, Kurzgeschichten, Gedichte und Bilderbücher. Ihre Werke wurden in 27 Sprachen übersetzt. Weitere Gruselbücher von ihr neben der Reihe um den kleinen Vampir sind z.B. "Die Moorgeister" und "Wenn du dich gruseln willst". Eine weitere sehr erfolgreiche Buchserie ist die Reihe um den sprechenden Bernhardiner "Schokolowski".
Hintergrund:

Der achtjährige Anton ist ein Vampirfan und liebt gruselige Bücher. Sein bester Freund ist Rüdiger, ein echter kleiner Vampir, der eines Abends auf seinem Fensterbrett saß. Da Rüdiger selbst noch ein Kind ist, freundeten sich die beiden rasch an. Auch Rüdigers kleine Schwester Anna steht Anton sehr nah. Antons Eltern jedoch glauben nicht an Vampire, daher müssen sie sich in ihrer Gegenwart als Menschen ausgeben und ihre nächtlichen Ausflüge mit Anton geheim halten.

Inhalt:


Zu Antons Unwillen schicken ihn seine Eltern wieder zum Psychologen Herrn Schwartenfeger, den er wegen seines ausgeprägten Vampirinteresses schon früher besuchte. In der Praxis erfährt Anton jedoch zwei sehr aufregende Neuigkeiten: Zum einen stellt sich heraus, dass ausgerechnet Herr Schwartenfeger der Begründer der Bürgerinitiative "Rettet den alten Friedhof" ist, die die Baumaßnahmen verhinderte - und somit auch ermöglichte, dass die von Schlottersteins wieder in ihre alte Gruft ziehen konnten.

Zum anderen behauptet Herr Schwartenfeger, dass ein echter Vampir neuerdings zu seinen Patienten zählt. Herr Schwartenfeger hat ein Programm entwickelt, das Vampire gegen die Sonne desensibilisieren soll - es soll ihnen langfristig möglich sein, ganz normal ans Tageslicht zu gehen. Der Patient namens Igno von Rant, der an einer Sonnenphobie leidet, wirkt tatsächlich wie ein Vampir, behauptet allerdings, keiner zu sein.

Herr Schwartenfeger würde gern über Anton Kontakt zu echten Vampiren aufnehmen. Auch Anton ist fasziniert von dem Gedanken, dass Rüdiger und Anna eines Tages an die Sonne gehen könnten. Zudem will er unbedingt herausfinden, ob dieser mysteriöse Igno von Rant wirklich ein Vampir ist. Anna kennt ihn nicht - doch Igno von Rant erwähnte gegenüber dem Psychologen eine transsilvanische Vampirfamilie, die auf dem Friedhof wohnen soll ...

Vampir oder nicht Vampir, das ist hier die Frage

Nachdem die ersten neun Bände zunächst einen kleinen Abschluss gefunden hatten, wurde die Reihe mit acht Bänden unter "Anton und der kleine Vampir" fortgesetzt, wobei die Nummerierung hier wieder neu bei 1 begann. (Später wurden diese Bände jedoch mit dem Zusatz der ursprünglichen Serie "Der kleine Vampir und ..." neu aufgelegt und die Nummerierung an die alte Serie angepasst.) Die ersten fünf Bände dieser "neuen" Reihe gehören sehr eng zusammen, die Handlung der einzelnen Bücher baut noch mehr aufeinander auf als bei den früheren Bänden. Im Mittelpunkt dieser fünf Bände steht die Frage, um wen es sich bei dem mysteriösen Igno von Rant handelt und ob die Lichttherapie von Herrn Schwartenfeger Vampiren wirklich helfen kann, ans Sonnenlicht zu gehen.

Dieser erste Band entwirft die Ausgangssituation und am Ende stehen mehr Fragen als Antworten, weshalb es sich empfiehlt, sofort den nächsten Band zu lesen. Zunächst gibt es ein paar kurze Informationen zu den letzten Entwicklungen, die die wichtigsten Ereignisse der früheren Bände ins Gedächtnis rufen: Der Friedhofswärter und Vampirjäger Geiermeier wollte die Vampire verjagen, indem er den Friedhof zu einem Park umbaute und die von Schlottersteins flüchteten daraufhin in eine Burgruine im Jammertal. Dort verbrachte Anton mit seinem Vater einen Aktivurlaub und traf sich nachts heimlich mit seinen Freunden. Eine Handverletzung von Antons Vater ließ sie dann vorzeitig abreisen. Zuhause erfuhr Anton zu seiner Erleichterung, dass dank der Bürgerinitiative "Rettet den alten Friedhof" die Baumaßnahmen beendet wurden - und seine vampirischen Freunde und deren Familie konnten nun wieder in die heimische Gruft zurückkehren.

Antons Eltern haben allerdings ein schlechtes Gewissen wegen des abgebrochenen Urlaubs, der schließlich sein Weihnachtsgeschenk war und sie schicken ihn erneut zum Psychologen, wo Anton seine eventuellen Probleme mit Eltern, Schule und Freunden besprechen soll. Anton findet den gemütlichen Herrn Schwartenfeger zwar sympathisch, ist aber trotzdem zunächst nicht begeistert, dass er wieder zum Psychologen muss. Als Anton von Herrn Schwartenfegers Programm und dem geheimnisvollen Patienten erfährt, entwickelt er allerdings ein nie dagewesenes Interesse und brennt zum Erstaunen seiner Eltern plötzlich darauf, so häufig wie möglich zum Psychologen zu gehen. Die Begegnung mit Igno von Rant sorgt für prickelnde Spannung, denn tatsächlich wirkt dieser Mann wie ein Vampir - er ist nicht nur auffallend blass, was er mit Puder offenbar zu kaschieren versucht, er riecht unter seinem aufdringlichen Maiglöckchenparfüm auch stark nach Moder und wirkt wie aus einem früheren Jahrhundert. Kaum vorstellbar für Anton, dass es sich bei Igno von Rant, trotz dessen Aussage, nicht um einen Vampir handelt - doch der Patient besucht Herrn Schwartenfeger bereits vor Sonnenuntergang. Entweder muss er also doch ein Mensch sein oder das Programm funktioniert wirklich. Natürlich ist klar, dass dieses Geheimnis nicht im ersten Band gelöst wird, aber es vergrößert die Spannung nur noch, dass Anton viel Mühe haben wird, hinter die Wahrheit zu kommen. Humorvolle Szenen gibt es auch - die obligatorischen verlegenen Situationen zwischen Anton und der verliebten Anna und die amüsante Stelle, an der Anton Rüdiger mitten in der Nacht die völlig verfilzten und öligen Haare waschen muss.

Ein paar Schwächen hat dieser Band allerdings dennoch: Zum einen ist das Ende eben sehr offen und wer den zweiten Band nicht direkt vorliegen hat, wird vielleicht frustriert sein. Zudem wird immer wieder von zwei bevorstehenden Partys gesprochen - einmal die Heimparty, die Rüdiger, Lumpi und Anna ohne die erwachsenen Vampire feiern dürfen und zu der Anton eingeladen ist und einmal seine eigene Party, die seine Eltern ihm förmlich aufdrängen und zu der seine Schulfreunde kommen. Letztlich findet aber keine der beiden Partys in diesem Band statt, da er kurz zuvor endet. Nicht ganz optimal ist auch die Darstellung von Antons Eltern - als Antons Mutter über eine Sache sehr verärgert reagiert, bringt sich Anton vorsichtshalber ein wenig in Sicherheit, um sich keine Ohrfeige einzufangen. Seine Eltern seien zwar entschieden gegen das Schlagen von Kindern, aber in Ausnahmen rutsche ihnen schon mal "die Hand aus", wie es heißt. Vermutlich soll diese Schwäche sie menschlich darstellen, es wirkt allerdings nicht gerade glücklich. Es gibt darüber hinaus eine kleine Logikschwäche. Herr Schwartenfeger erzählt Anton anfangs, dass er den Patienten heimlich im Taschenspiegel beobachtet hat und dieser kein Spiegelbild hat, weshalb er ein Vampir sein müsse. Später allerdings wird das nicht mehr erwähnt und bei den weiteren Gesprächen ist Herr Schwartenfeger plötzlich unschlüssig, ob er Igno von Rant für einen Vampir halten soll oder nicht, Auch als Anton seine Argumente vorbringt, weshalb er ihn für einen Vampir hält, fehlt plötzlich der Spiegeleffekt.

Kauftipp: Die alte Ausgabe von Bertelsmann/omnibus, die mit teils farbigen Illustrationen versehen ist, die, anders als die Standardillustrationen der Reihe bei Rowohlt, keine comicähnlichen, sondern eher realistische Bilder erhält, in denen vor allem Anna und Rüdiger ungewöhnlich hübsch aussehen.

Fazit:

Unterhaltsamer und spannender Band der kleinen-Vampir-Reihe, die sehr neugierig auf die darauffolgenden, thematisch eng verbundenen Bände macht. Kleine Schwächen trüben allerdings den Gesamteindruck und man sollte vor dem lesen wissen, dass das Ende sehr offen ist und der nächste Band am besten nahtlos daran gelesen werden sollte.

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