4. Juli 2013

Das Herz des Bösen - Joy Fielding

Produktinfos:

Ausgabe: 2012
Seiten: 384
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Die Autorin:

Joy Fielding, geboren 1945 in Toronto, Kanada, hatte bereits in ihrer Kindheit großes Interesse am Schreiben. Vor ihrer Karriere als Schriftstellerin studierte sie englische Literatur und arbeitete eine Weile als Schauspielerin. 1991 gelang ihr mit dem Roman "Lauf Jane, lauf" der internationale Durchbruch. Seitdem landen ihre Frauenthriller regelmäßig auf den Spitzenpositionen der Bestsellerlisten. Weitere Werke sind u. a. "Sag Mammi goodbye", "Ein mörderischer Sommer", "Schlaf nicht, wenn es dunkel wird" und "Tanz Püppchen, tanz".

Inhalt:

Valerie Rowes Leben ist gerade alles andere als leicht: Erst erwischt sie ihren Mann Evan mit dessen Affäre im eigenen Ehebett, dann häufen sich die Konfrontationen mit ihrer sechzehnjährigen Tochter Brianne. Auch das Verhältnis zu ihrer alkoholkranken Mutter ist belastend.

Als Brianne mit ihrem Vater und dessen neuer Freundin Jennifer - der ehemaligen Affäre - einen Wochenendurlaub in der Wildnis verbringen soll, kommt es zu einer äußerst absurden Situation: Valerie, begleitet von ihren besten Freunden James und Melissa, wollte eigentlich nur Brianne und Evans Freundin Jennifer zum Hotel bringen. Durch unglückliche Umstände aber verspätet sich Evan, Val ist nicht mehr fahrtüchtig und so müssen alle zunächst gemeinsam in der Suite des Luxushotels übernachten; am nächsten Tag kommt es gar zu einem Umzug auf einen Campingplatz.

Valerie versucht, aus der vertrackten Situation das Beste zu machen und sich gegenüber ihrer einstigen Rivalin Jennifer friedfertig zu verhalten. Sie ahnt nicht, dass das wahre Grauen noch bevorsteht: Ganz in der Nähe ereignet sich eine Mordserie, die schon bald auch ihren Weg kreuzen wird ...

Bewertung:

Für innovative Thriller ist Joy Fielding nicht gerade bekannt - auch "Das Herz des Bösen" greift auf Versatzstücke zurück, die in mehreren Büchern der Autorin zu finden sind: Die verlassene Ehefrau mittleren Alters, der Ehemann, der Affären mit jungen Frauen im Model-Look sucht, der schwierige halbwüchsige Teenager und das komplizierte Verhältnis zur Mutter der Protagonistin sind einige der üblichen Zutaten, auf die auch hier nicht verzichtet wird. Das Ergebnis ist ein lesbarer, aber gewiss nicht überdurchschnittlicher Thriller, der aus Fieldings Schaffen nicht heraussticht.

Die Protagonistin Val Rowe ist nicht unsympathisch, die Ausgangslage nicht uninteressant - schließlich wird man nicht alle Tage mit Ex-Affäre und jetzigen Freundin des Noch-Mannes zusammengepfercht und es ist phasenweise recht reizvoll, diese Konstellation zu beobachten. Weder für Val noch für "Rivalin" Jennifer ist dies eine angenehme Situation, die beide mit Anstand meistern wollen - kein Catfight ist angesagt, allerdings kann sich Val verständlicherweise die eine oder andere Spitze nicht verkneifen. Grundsätzlich sympathisch sind auch Vals beste Freunde Melissa und James, der zickigen Brianne sieht man ihre Pubertätslaunen halbwegs nach und schließlich zeigt auch Jennifer positive Züge, sodass man keiner der Figuren wünscht, den Mördern in die Hände zu fallen. Hin und wieder ist die Handlung auch recht witzig, vor allem wenn Val oder ihre Freunde eine spitze Bemerkung gegenüber Jennifer fallen lassen. Wie alle Werke Joy Fieldings liest sich auch "Das Herz des Bösen" extrem leicht und es braucht wahrlich keine besondere Konzentration, um den Geschehnissen zu folgen - so ist das Buch durchaus als anspruchslose Strand-, Zug- oder Bettlektüre zu gebrauchen, wenn zwar der Wunsch nach Lesen vorhanden ist, aber der Geist gerade eher müde.

Die Schwachpunkte überwiegen allerdings und sind ein ums andere Mal ziemlich ärgerlich. Auch Val ist leider eine jener Protagonistinnen Joy Fieldings, die sich nicht oder nur schwer von dem Mann lösen können, der sie pausenlos nach Strich und Faden belogen und betrogen hat. Vals Noch-Ehemann Evan wirkt von der ersten Erwähnung an unsympathisch (und bleibt es bis zum Schluss) und umso schwerer ist es, nachzuvollziehen, dass Val immer noch so sehr an ihm hängt. Ja, es ist schwer, eine langjährige Ehe zu beenden und ja, es gibt diesen Typ Mann, der mit Charme und gutem Aussehen seine Fehler schnell wieder vergessen macht - aber wenn man wie Val den Ehemann dabei überrascht, wie er ungerührt im eigenen Ehebett eine langbeinige Blondine vögelt, sollte man doch endlich mal den Schlussstrich ziehen. Dass Val immer noch so abhängig ist und vermutlich ein Wort Evans genügen würde, um sie zurückzubekommen, macht einen ärgerlich - nachvollziehbare psychologische Gründe mag es dafür geben, offensichtlich werden sie hier allerdings nicht. Zudem wäre es wirklich mal zur Abwechslung nett, wenn die Ehemänner bei Joy Fielding sich nicht immer mit topgestylten Frauen, die ihre Töchter sein könnten, einließen - und selbst vielleicht auch mal ein anderer Typ wären als der beruflich höchst erfolgreiche, gutaussehende und charmante Anwalt/Geschäftsmann, der einem langsam aber sicher auf die Nerven geht.

Ein weiterer Punkt ist das äußerst blasse Täter-Duo, dem jegliches Charisma fehlt. Die beiden Mörder sind dem Leser von Anfang an bekannt; wer einen Who-Dunnit-Krimi erwartet, wird also ohnehin enttäuscht. Von interessanten Serienmördern à la dem wunderbaren Hannibal Lecter und Konsorten sind diese beiden Figuren jedoch Lichtjahre entfernt - einfach zwei belanglose Figuren, natürlich mit der obligatorischen schlechten Kindheit, die in Auszügen klischeehaft angerissen wird.

Die Handlung wird mehrfach deutlich vom Zufall gelenkt und ist nicht gerade realistisch inszeniert, erst recht, was das dramatische Finale betrifft. Ganz witzig, aber ebenfalls realitätsfern ist das nächtliche Gespräch, das sich zwischen Val, Tochter Brianne, Jennifer, James und Melissa in der gemeinsamen Suite ergibt, das eher Slapstick-Charakter besitzt: Jennifers versehentlich halblaut gemurmelte Gedanken bringen Brianne dazu, sie anzusprechen, woraufhin sich die gereizte Val einmischt; es ergibt sich eine Diskussion, ob Val schnarcht oder nicht und schließlich meldet sich noch James aus dem Nebenraum, der Angst hat, etwas Interessantes zu verpassen. Überhaupt ist das Verhalten der Figuren oftmals zu sehr an den Haaren herbeigezogen - sei es die permanente gute Laune, die James, selbsternannter "Klischee-Schwuler" mit Hang zu Musicals, die er auch gerne mal zu schmettern beginnt, versprüht, seien es Briannes übertrieben rebellische Aktionen, die geradezu herausfordern, dass sie dabei auf die Nase fällt, was natürlich prompt geschieht.

Fazit:

Sehr durchschnittlicher Thriller mit ein paar interessanten Ansätzen, der sich aber in Klischees und unrealistischen Szenarien verliert. Nicht ganz schlecht und durchaus lesbar, solange keine anspruchsvolle Lektüre erwartet wird.

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