26. April 2013

Der kleine Vampir und der Lichtapparat - Angela Sommer-Bodenburg

Produktinfos:

Ausgabe: 2000
Seiten: 128
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Die Autorin:

Angela Sommer-Bodenburg wurde 1948 bei Hamburg geboren und lebt seit 1992 in Kalifornien. Bisher sind über 40 Bücher von ihr erschienen, darunter Romane, Kurzgeschichten, Gedichte und Bilderbücher. Ihre Werke wurden in 27 Sprachen übersetzt. Weitere Gruselbücher von ihr neben der Reihe um den kleinen Vampir sind z.B. "Die Moorgeister" und "Wenn du dich gruseln willst". Eine weitere sehr erfolgreiche Buchserie ist die Reihe um den sprechenden Bernhardiner "Schokolowski".

Hintergrund:

Der achtjährige Anton ist ein Vampirfan und liebt gruselige Bücher. Sein bester Freund ist Rüdiger, ein echter kleiner Vampir, der eines Abends auf seinem Fensterbrett saß. Da Rüdiger selbst noch ein Kind ist, freundeten sich die beiden rasch an. Auch Rüdigers kleine Schwester Anna steht Anton sehr nah. Antons Eltern jedoch glauben nicht an Vampire, daher müssen sie sich in ihrer Gegenwart als Menschen ausgeben und ihre nächtlichen Ausflüge mit Anton geheim halten.

Inhalt:

Der kleine Vampir hat sich nach der Probestunde endgültig entschlossen, die Lichttherapie von Antons Psychologen Herrn Schwartenfeger durchzuführen, die Vampire gegen das Sonnenlicht immun machen soll. Zu Antons und Annas Leidwesen redet Rüdiger allerdings fast nur noch von Cousine Olga, die bald wiederkehren will und für die er die Therapie machen möchte.

Auch Anton interessiert sich natürlich sehr für die Therapie - zu seinem Unwillen aber verhält sich Rüdiger derzeit noch unkameradschaftlicher als zuvor. Schließlich will Rüdiger sogar alleine zu den Sitzungen gehen und Anton fühlt sich ausgeschlossen.

Seine Aufmerksamkeit gehört dann jedoch einer anderen Neuigkeit: Rüdigers und Annas Tante Dorothee hat seit Kurzem einen Verehrer, dessen Beschreibung genau auf Igno von Rant passt, den geheimnisvollen angeblichen Vampir, der als Erster Herrn Schwartenfegers Lichttherapie absolvierte. Anna und Anton beobachten das Liebespaar heimlich - und Tante Dorothees Verehrer ist tatsächlich Igno von Rant. Anton ist sehr misstrauisch ihm gegenüber und immer noch nicht ganz sicher, ob er wirklich ein Vampir ist und was er von den Schlottersteins will - und zu seinem Entsetzen lässt sich aber ausgerechnet Anna von "Onkel Igno" einwickeln ...

Ein Vampir erlebt sonnige Zeiten

Die in den beiden vorherigen Bänden angerissene Handlung wird hier nahtlos weitergeführt und die Ereignisse spitzen sich langsam zu. Nachdem "In der Höhle des Löwen" einen kleinen qualitativen Rückschritt bedeutete, kann dieser Band wieder recht gut überzeugen.

Für Spannung ist in doppelter Hinsicht gesorgt: Zum einen macht Rüdiger bei der Lichttherapie große Fortschritte und sowohl der Leser als auch Anna und Anton sind neugierig, wie weit das noch führen wird. Rüdiger besucht sogar alleine die Therapiestunden, ein außergewöhnliches Risiko, das er aber offenbar gerne eingeht. Inzwischen werden nicht nur die üblichen Entspannungsübungen gemacht, sondern Rüdiger bekommt auch Lieder über die Sonne vorgespielt, trägt Sonnenbrille sowie einen gelben Trainingsanzug und muss mit gelber Knete basteln.

Zum anderen wird der geheimnisvolle Igno von Rant wieder in den Vordergrund gerückt. Alles deutet darauf hin, dass es sich bei ihm tatsächlich um einen echten Vampir handelt, bei der die Lichttherapie ein voller Erfolg ist - denn laut Herrn Schwartenfeger konnte er die Praxis bereits vor Sonnenuntergang besuchen. Für den kleinen Vampir wäre es immens wichtig, dass Igno von Rant ein echter Vampir ist, da er dann sicher könnte, dass die Therapie funktioniert. Aber Anton bleibt misstrauisch. Ihn irritiert beispielsweise die angebliche Nachtblindheit, die dafür sorgt, dass Igno von Rant nachts eine Taschenlampe braucht, statt wie ein richtiger Vampir blendend zu sehen. Für Anton gibt es da zwei besorgniserregende Erklärungen: Entweder ist Igno von Rant doch kein Vampir, oder aber diese Nachtblindheit ist eine Folge aus der Lichttherapie, was alarmierend für Rüdiger wäre. Zudem mag Anton den arrogant und schmierig wirkenden Mann nicht und beobachtet recht besorgt aus seinem Versteck, wie Anna ihren "Onkel" in dessen Villa begleitet.

Besonderen Reiz bringt Annas Verhalten in die Handlung: Anna ist normalerweise sehr clever und hält immer zu Anton. Doch nachdem "Onkel Igno" ihr einige schöne Kleider gegeben und seine Verlobte Tante Dorothee überredet hat, diese extravaganten Kleider zu dulden, ist sie plötzlich begeistert von ihm. Statt dass sie Antons Sorge teilt, lacht sie darüber, benimmt sich ungewohnt albern und unterstellt Anton glattweg Eifersucht. Anna ist überzeugt davon, dass "Onkel Igno" nicht der Patient aus der Praxis sein kann und Anton sich täuschen muss. Anton ist entsprechend verzweifelt - mit Rüdiger hat er sich zerstritten und die sonst so vernünftige Anna hat plötzlich für seine Befürchtungen kein Ohr mehr. Also sieht sich Anton gezwungen, allein dem merkwürdigen Igno von Rant auf den Grund zu gehen - ein riskantes Unterfangen, schließlich darf er dabei weder von ihm noch von Tante Dorothee bemerkt werden.

Zwischendrin gibt es die üblichen Problemchen mit seinen Eltern, Anton muss wie stets seine nächtlichen Aktivitäten mit den Vampiren geheim halten. Ein anderes Mal vergisst er den gelben Trainingsanzug bei Herrn Schwartenfeger und muss eine gute Ausrede für seine Mutter erfinden, warum er seinen neuen Anzug nicht tragen kann. Wie auch in anderen Bänden ist allerdings überzogen, wie sehr sich Anton drauf verlassen kann, dass seine Eltern am Wochenende ausgehen, dabei sehr lange wegbleiben und er stets Gelegenheit hat, nachts mit den Vampire unterwegs zu sein, das wirkt ein bisschen konstruiert.

Fazit:

Kein überragender, aber doch guter Band der Reihe um den "kleinen Vampir", der in direktem Zusammenhang mit den beiden vorhergegangenen Bänden steht. Für Spannung ist gesorgt, es kommt Neugierde auf den nächsten Band auf.

22. April 2013

Bibi und Tina - Der wilde Hengst

Produktdetails:

Ausgabe: 2011, Egmont Verlagsgesellschaft
Seiten: 188
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Inhalt:

Bibi verbringt mal wieder die Ferien auf dem Martinshof. In einer stürmischen Nacht erkennt sie auf dem Hof ein unbekanntes schwarzes Pferd - doch als sie Tina weckt, ist das Pferd verschwunden. Alle Pferde des Martinshofes sind im Stall, sodass Tina vermutet, dass Bibi einer optischen Täuschung erlegen ist.

Für Aufregung sorgt außerdem der Mühlenhofbauer: Irgendein Pferd hat in der Nacht seine Gemüsebeete zertrampelt, und er verdächtigt die Tiere des Martinshofes. Jetzt glaubt Bibi erst recht, dass sie sich den Rappen nicht eingebildet hat. Bibi und Tina machen sich auf die Suche nach dem unbekannten Pferd und entdecken tatsächlich einen wilden Hengst im Steinbruch - woher mag er stammen?

Zudem hat Tina wieder einmal Ärger mit Alex. Durch den Sturm wurde das gräfliche Schloss beschädigt, und Alex soll in den Ferien die Bauarbeiten überwachen. Als Freddy von dem Streit hört, wittert er seine Chance bei Tina ...

Let's go, Geronimo!


Der Bibi-und-Tina-Band beginnt verheißungsvoll - ein Jeep mit einem Pferdeanhänger fährt durch die regnerische und stürmische Nacht im Falkensteiner Forst. Das Pferd bricht aus und galoppiert in die Nacht davon. Die genauen Hintergründe über das fremde Pferd klären sich erst nach und nach in der Handlung. Die Spannung bezieht der Roman vor allem aus zwei Fragen: Gelingt es Bibi und Tina, das Pferd einzufangen und zu zähmen, und was ergibt sich aus dem Streit zwischen Tina und Alex, den Freddy "der Sheriff" für sich nutzen will?

Das Streitthema zwischen Tina und Alex ist altbekannt und taucht auch in den Hörspielen des Öfteren auf: Graf Falko von Falkenstein spannt seinen Sohn wie selbstverständlich in den Schulferien ein, schließlich ist Alexander der zukünftige Erbe des Schlosses und soll so früh als möglich mit den verwaltungstechnischen Angelegenheiten vertraut gemacht werden. Dass dabei die Zeit für seine Freundin Tina auf der Strecke bleibt, erscheint dem Grafen offenbar als nebensächlich, für Tina bedeutet es aber eine kleine Katastrophe - schließlich hat sie sich schon so auf die Verabredung mit Alex gefreut, und sie ärgert sich einmal mehr, dass dieser es nicht wagt, seinem "alten Herrn" Paroli zu bieten. Der clevere Freddy, der Motorcross-Fan mit den Wildwest-Klamotten, der immer wieder vergeblich versucht, Tinas Gunst zu gewinnen, wittert natürlich Morgenluft, und es bleibt abzuwarten, inwieweit Tina darauf eingeht und wie schließlich Alex darauf reagieren wird.

Interessanter ist aber natürlich die Frage nach dem wilden Hengst, der Bibi seit jener Vollmondnacht so fasziniert, der aber scheinbar nur mit Hexerei zu bändigen ist. Es gibt einige brenzlige Situationen für die Freunde, einen witzigen Auftritt des grummeligen Mühlenhofbauers und letztlich auch einige interessante Informationen über das Leben der Mustangs in Amerika. Das Ende des Romans lässt auch auf einen weiteren Band hoffen, der an diese Ereignisse anknüpft, zumindest der Raum ist dafür gegeben. Ein bisschen unnötig ist die Information, die sich vor der Lektüre aus der Vorstellung der mitwirkenden Personen ergibt, hier nämlich erfährt man schon ein bisschen zu viel über den wilden Hengst namens "Geronimo" - auch der kurze Prolog vor der eigentlichen Handlung ist zwar sehr atmosphärisch, verrät aber mehr als notwendig. Ein bisschen übertrieben ist zudem in diesem Band Bibis spirituelle Ader und der rasche Bezug, den sie und der wilde Hengst zueinander aufbauen, das hat ein wenig "Wendy"- oder "Fury"-Charakter.

Ansonsten ist dieser Band aber durchweg unterhaltsam und eignet sich als gelungene Abwechslung zu den Hörspielen der Reihe. Die Angabe von 188 Seiten soll übrigens nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich nicht um ein wirklich umfangreiches Buch handelt - die Schrift ist größer als der Standard, und es befinden sich einige Zeilen weniger als üblich auf jeder Seite, sodass auch Grundschulleser das Werk bewältigen können.

Fazit:

Ein kurzweiliger und recht spannender Bibi-und-Tina-Band, der sich leicht lesen lässt und sich ab etwa neun bis zehn Jahren zur Lektüre anbietet. Die Handlung ist nicht zu aufregend, zwischendrin lustig und leicht verständlich, die Schwächen halten sich sehr in Grenzen.

18. April 2013

Der kleine Vampir in der Höhle des Löwen - Angela Sommer-Bodenburg

Produktinfos:

Ausgabe: 2000
Seiten: 128
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Die Autorin:

Angela Sommer-Bodenburg wurde 1948 bei Hamburg geboren und lebt seit 1992 in Kalifornien. Bisher sind über 40 Bücher von ihr erschienen, darunter Romane, Kurzgeschichten, Gedichte und Bilderbücher. Ihre Werke wurden in 27 Sprachen übersetzt. Weitere Gruselbücher von ihr neben der Reihe um den kleinen Vampir sind z.B. "Die Moorgeister" und "Wenn du dich gruseln willst". Eine weitere sehr erfolgreiche Buchserie ist die Reihe um den sprechenden Bernhardiner "Schokolowski".
Hintergrund:

Der achtjährige Anton ist ein Vampirfan und liebt gruselige Bücher. Sein bester Freund ist Rüdiger, ein echter kleiner Vampir, der eines Abends auf seinem Fensterbrett saß. Da Rüdiger selbst noch ein Kind ist, freundeten sich die beiden rasch an. Auch Rüdigers kleine Schwester Anna steht Anton sehr nah. Antons Eltern jedoch glauben nicht an Vampire, daher müssen sie sich in ihrer Gegenwart als Menschen ausgeben und ihre nächtlichen Ausflüge mit Anton geheim halten.

Inhalt:


Anna hat eine Überraschung für Anton: Sie sind zusammen mit Rüdiger und Lumpi auf eine Faschingsparty bei Friedhofsgärtner Schnuppermaul eingeladen. Lumpi hat sich, scheinbar als Vampir verkleidet, mit Schnuppermaul angefreundet und ihm vorgeschlagen, selbst mal eine solche Party zu veranstalten. Der vampirjagende Friedhofswärter Geiermeier liegt derzeit im Krankenhaus, Schnuppermaul allerdings glaubt nicht an Vampire und freut sich auf Gesellschaft.

Die Party verläuft etwas anders als geplant und vor allem für Anton recht aufregend. Noch aufregender wird es aber, als sich Rüdiger entschließt, an der Lichttherapie teilzunehmen, die Antons Psychologe Herr Schwartenfeger für Vampire entwickelt hat. Herr Schwartenfeger ist überzeugt, dass er Vampire von ihrer Sonnenphobie heilen kann - bei seinem geheimnisvollen Patienten Igno von Rant zeigen sich schon erste Erfolge.

Rüdiger hat gehört, dass seine große Liebe, seine arrogante Cousine Olga, in die Gruft der Schlottersteins zurückkehren will. Rüdiger will sie beeindrucken, indem er das Programm absolviert. Er und Anton sehen der ersten Probestunde bei Herrn Schwartenfeger mit großer Spannung entgegen ...

In der Löwenhöhle gibt es rote Gummibärchen


Mit "In der Höhle des Löwen" knüpft die Handlung direkt an den vorangegangenen Band an, in dem das Licht-Programm von Herrn Schwartenfeger, der angebliche Vampir Igno von Rant, der inzwischen an die Sonne gehen kann und Antons Party bereits angesprochen wurden. Fraglos ist dieser Band ziemlich unterhaltsam, doch er weist auch einige Schwächen auf - zunächst aber zu den positiven Aspekten:

Erster Höhepunkt der Handlung ist die Faschingsparty bei Friedhofsgärtner Schnuppermaul, die auch für den Titel des Buches verantwortlich ist - denn die Vampire begeben sich direkt in das Haus von Friedhofswärter Geiermeier, in die "Höhle des Löwen" also, auch wenn Geiermeier gerade außer Gefecht gesetzt im Krankenhaus liegt. Anton ist nicht gerade wohl bei dieser Party und das mit recht - Lumpi ist schließlich stets unberechenbar, zumal er eigentlich ohnehin noch wegen eines früheren Zwischenfalls schlecht auf Anton zu sprechen ist und es ist sehr riskant für die Vampire, sich mit Schnuppermaul einzulassen. Schnuppermaul ist zwar ein naiver, freundlicher Zeitgenosse, der im Gegensatz zu seinem Chef Geiermeier nicht an Vampire glaubt und sich recht einsam fühlt. Die scheinbar verkleideten Vampire sind ihm als Gäste willkommen und er hat sich große Mühe gegeben, das Haus gruselig zu dekorieren. Natürlich fehlt es auch nicht an Speisen und Getränken und Schnuppermaul hat ganz stilecht darauf geachtet, dass es nur rote Dinge zu essen und trinken gibt, von Gummibärchen über Blutwurst bis hin zu Tomaten und Götterspeise. Anton hat beständig Angst, dass sich einer der Vampire verraten könnte und dass selbst der naive Schnuppermaul merken könnte, wen er da so treuherzig eingeladen hat. Witzig ist es dabei aber auch zwischendurch, etwa wenn zu Schnuppermauls Entsetzen der übermütige Lumpi die Musik auf höchste Lautstärke dreht und dazu "Ich küsse Ihre Hand, Monsieur" grölt.

Dementsprechend verläuft Antons eigene Party, zu der ihn seine Eltern ermutigt haben und zu denen seine nicht-vampirischen Freunde kommen, natürlich viel unspannender - aber es ist ganz schön, dass hier Antons menschliche Freunde mal eine kleine Rolle spielen und er auch ohne Rüdiger und Anna Spaß hat. Reizvoll ist das Zusammentreffen von Rüdiger und Herrn Schwartenfeger sowie die erste Probestunde. Ob das Programm tatsächlich seine Wirkung entfaltet, wird in diesem Band zwar noch nicht aufgelöst, aber es liegt viel Spannung in dieser Möglichkeit - das Dasein der Vampire könnte sich grundlegend ändern und es ist interessant zu beobachten, wie Rüdiger auf das Programm reagiert.

Leider hapert es in diesem Band an einigen Stellen mit der Logik. Absurd ist zunächst, dass Schnuppermaul nicht nur den zumindest recht erwachsen wirkenden Lumpi, sondern auch Anna, Rüdiger und Anton siezt - Anna und Rüdiger sind wohlbemerkt damals etwa im Grundschulalter zu Vampiren geworden und seither weder gewachsen noch optisch gealter. Dass das kein Scherz von Schnuppermaul ist, stellt sich heraus, als er allein mit Anton ist und erst nach einer Weile im Gespräch überrascht registriert, dass er es mit einem Jungen und nicht mit einem Erwachsenen zu tun hat. Anton mag zwar als Vampir geschminkt sein, trotzdem muss er unverkennbar durch Größe und Stimme als Grundschüler zu identifizieren sein - und es ist schon fast albern, wenn Schnuppermaul im Zeitlupentempo zu dieser Erkenntnis kommt. Zudem gibt es widersprüchliche Darstellungen bei Anton und Herrn Schwartenfeger. Anton sagt dem Psychologen zunächst, er habe Freunde - Anna und Rüdiger -, die sich gerne als Vampire verkleiden, aber keine Vampire seien, was auch dem Wissensstand von Antons Eltern entspricht. Anton erklärt Herrn Schwartenfeger, seine Freunde könnten möglicherweise Kontakt zu echten Vampiren aufnehmen, die dann für das Programm in Frage kämen. Als Rüdiger dann aber mit Anton beim Psychologen erscheint, ist plötzlich nicht mehr die Rede davon, dass Rüdiger lediglich der "Freund eines Freundes" ist, sondern er erscheint als direkter Freund von Anton.

Im Gegenzug ist etwas undurchsichtig, wie Herr Schwartenfeger nun zu Vampiren steht. Einerseits glaubt er offenbar an sie, schließlich soll sein Programm gezielt für Vampire gedacht sein. Andererseits scheint er es für einen Scherz zu halten, als Rüdiger und Anton erwähnen, dass sie zu ihm geflogen sind. Auch Anspielungen auf Rüdigers "Essgewohnheiten" entgehen ihm völlig. Letztlich denken weder er noch Anton wirklich realistisch über die Konsequenzen eines möglichen Erfolges der Lichttherapie nach, sie glauben offenbar, dass die Vampire sich dann unbehelligt unter Menschen bewegen könnten, Anton denkt beispielsweise an Zahnarztbesuche. Allerdings übersehen sie dabei, dass die Vampire dann immer noch wegen ihrer Zähne und ihres fehlenden Spiegelbildes sehr leicht zu identifizieren wären und es ein utopischer Gedanke ist, sie könnten sich völlig ungehindert unter den Menschen bewegen.

Fazit:


Eine durchaus spannende Handlung, die allerdings in logischer Hinsicht nicht immer überzeugt und nicht wirklich gut durchdacht ist, sodass sich bei der Lektüre einige Fragen stellen. Generell kein schlechter Band, aber sicher kein Highlight innerhalb der Buchreihe.

13. April 2013

Blindwütig - Dean Koontz

Produktinfos:

Ausgabe: 2012
Seiten: 432
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Der Autor:

Dean Koontz, geboren 1945 in Pennsylvania, gehört zu den erfolgreichsten Horrorschriftstellern Amerikas. Vor seiner Karriere arbeitete er als Lehrer und veröffentlichte zwischendurch immer wieder Kurzgeschichten und Romane, zunächst mit geringem Erfolg. Der Durchbruch gelang ihm mit "Flüstern in der Nacht", es folgten zahlreiche Bestseller, darunter Werke wie "Unheil über der Stadt", "Ort des Grauens", "Intensity", "Trauma", "Todesregen" und die Frankenstein-Trilogie.

Inhalt:


Der Bestseller-Autor Cullen "Cubby" Greenwich führt ein glückliches Leben mit seiner Frau Penny und dem hochbegabten sechsjährigen Sohn Milo. Kurz vor Erscheinen seines neuen Romans werden wie üblich Vorabrezensionen wichtiger Kritiker abgegeben - und zum ersten Mal rezensiert auch der mysteriöse und als sehr eigenwillig bekannte Kritiker Shearman Waxx eines von Cubbys Werken. Das Ergebnis ist ein herber Verriss. Cubbys Verleger ist begeistert, da diese Rezension gute Werbung ist, Cubby ist allerdings getroffen.

Neugierig auf Waxx, der extrem zurückgezogen lebt, provoziert Cubby eine Begegnung im Restaurant mit ihm. Waxx erkennt ihn und sagt nur ein Wort: "Verdammnis". Kurz darauf bricht die Katastrophe über Cubbys Leben herein: Zunächst erscheint Waxx in seinem Haus, um sofort danach spurlos zu verschwinden, dann taucht er nachts in ihrem Schlafzimmer auf und verpasst Cubby und Penny Elektroschocks.

Cubby erhält eine Warnung von einem ehemaligen Opfer von Waxx - offenbar handelt es sich bei Shearman Waxx um einen Psychopathen, der selbst vor Mord nicht zurückschreckt. Zugleich scheint er beste Verbindungen in höchste Kreise zu haben, sodass es keinen Sinn hat, die Polizei einzuschalten. Cubby und seine Familie fliehen, doch Waxx folgt ihnen unermüdlich - und vor allem scheint er nicht allein zu handeln ...

Vorsicht, bissiger Kritiker


Die Grundidee des Romans erinnert an eine Art Gegenentwurf zum Roman "Misery", in dem Koontz' Kollege Stephen King vor einigen Jahren ebenfalls den Albtraum eines Autors zu Leben erweckte - war es dort der größte Fan, der sich als Psychopath entpuppte und den Autor entführte, ist es hier ein Rezensent, der nicht nur mit bösen Worten, sondern mit mörderischen Ambitionen auf den Autor reagiert. Diese Ausgangslage hat Potential, wird von Dean Koontz leider nach gutem Beginn mehr und mehr in die falsche Richtung getrieben.

Die ersten Kapitel sind durchaus vielversprechend: Ich-Erzähler Cubby erscheint als recht sympathischer Zeitgenosse, ein erfolgreicher, aber nicht abgehobener Autor mit Hand zur Selbstironie und hoffnungsloser technischer Unbegabtheit. Zudem wird immer wieder zart angedeutet, dass sich in seiner Kindheit irgendein dramatisches Ereignis abspielte, das er beinah mit dem Leben bezahlte und wovon nicht einmal seine Frau weiß - das aber offenbar später in der Handlung noch eine wichtige Rolle spielt. Cubbys Ehefrau Penny ist Kinderbuchautorin und -illustratorin, seit zehn Jahren sind die beiden miteinander glücklich. Cubbys Reaktion auf Waxx' Verriss macht ihn noch sympathischer - obwohl ihm alle abraten, sich näher damit zu befassen, kann er es nicht abhaken. Mit einer fundierten Kritik könnte er leben, ihn ärgert allerdings, dass Waxx ihn offenbar gründlich missverstanden hat - und vor allem ärgert ihn, dass Waxx selbst eher unbeholfene Satzkonstruktionen benutzt. Dass man online so gut wie nichts über den Kritiker erfährt, macht ihn erst recht neugierig und es kommt ihm nur recht, als sich herausstellt, dass er ganz in der Nähe wohnt und sie das gleiche Stammrestaurant haben. Waxx erscheint auch nach der ersten Begegnung nicht weniger mysteriös und seine ersten psychopathischen Anwandlungen sorgen für viel Spannung.

Statt es aber bei einer realistischen Entwicklung zu belassen, zeigt Waxx fast schon übermenschliche Fähigkeiten bei der Verfolgung der Greenwiches und die Handlung versucht scheinbar, immer wieder einen neuen Höhepunkt zu finden - mal explodiert das Haus der Greenwiches, mal erfahren sie von neuen Gräueltaten von Waxx, mal werden vor ihren Augen Menschen erschossen und das Ende will schließlich noch ein weiteres Mal in mehrfacher Hinsicht für Furore sorgen und übertreibt es dabei in seiner Spektakularität. Bei aller Spannung und Dramatik hätte Koontz es ruhig bei einem realistischen Werk belassen können, bei einem Kritiker, der sich als Psychopath entpuppt und einem ihm verhassten Autor das Leben zur Hölle macht, ohne dass übernatürliche Elemente und Verschwörungen ins Spiel kommen.

Man kann Dean Koontz sicher nicht vorwerfen, er habe zu langweilige Charaktere geschaffen - allerdings schießt er im Gegenzug bei seinen Figuren etwas zu sehr übers Ziel hinaus, was Skurrilität betrifft. Das gilt vor allem für Pennys Eltern, eigentlich Larry und Nancy Boom, sie nennen sich allerdings Grimbert und Clotilda. Beide sind herzensgute Menschen mit eindrucksvollem Äußeren und einigen Spleens - Grimbert ist ein bärenhafter Mann von zwei Metern, Clotilda eine 1,90-Walküre mit langen schwarzen Haaren und einem wettergegerbtem Gesicht, beide muskulös und leidenschaftliche Jäger. Clotilda liest regelmäßig die Zukunft aus Kaffeesatz und heruntergefallenen Eiern, zudem sind sie stolze Besitzer eines Bunkers mit so ausgefeilten Sicherheitsvorrichtungen und Vorräten, dass sie der ihrer Meinung nach drohenden Apokalypse gelassen entgegen sehen. Milo wiederum ist nicht irgendein sechsjähriger Junge, sondern hochbegabt auf technischem Gebiet und leider daher schon bald ein eher nerviger Charakter. Die meiste Zeit in der Handlung ist Milo mit einer Computerapparatur beschäftigt, reagiert einsilbig und abweisend auf die Fragen seines Vaters, weil jede Erklärung zu wissenschaftlich für ihn sei und deutet an, dass er allein am Ende mit seiner Apparatur sie alle retten kann. Zwischendrin gibt er altkluge Bemerkungen von sich und verhält sich selbst für ein hochbegabtes Kind so erwachsen angesichts von explodierenden Häusern und Toten, als könne ihn nichts erschüttern.

Zu dick aufgetragen wurde auch bei Lassie, dem Australien-Shepherd-Mischling, der immer zu verstehen scheint, was um sie herum geschieht und gesagt wird. Anfangs erscheint es noch mehr oder weniger aussichtslos, vor Sherman Waxx zu fliehen, der ihnen offenbar dank Peilsendern, Internethacking und Polizeibeziehungen immer einen Schritt voraus ist - dieses ohnehin schon recht unrealistische Szenario wird aber noch von den Manövern der Greenwiches getoppt. Mal ist es der sechsjährige Milo, der genau sagen kann, wie es weitergeht, mal bieten Pennys Eltern in ihrem uneinnehmbaren Bunker Schutz und natürlich ist auch Milos Babysitterin keine gewöhnliche ältere Dame - sondern die kampferprobte Witwe eines ehemaligen Kriminalpolizisten, den sie stets im Armdrücken schlug, nicht zu vergessen, dass sie schon einmal zwei Einbrecher im Handumdrehen überwältigte. Sicher haben diese Charaktere ihren Reiz, doch es nimmt der Handlung einiges an Brisanz, dass die Greenwiches von solchen Superhelden umgeben sind. Dazu passt auch, dass sie während der gesamten Flucht Lassie bei sich haben und natürlich darauf vertrauen können, dass der Hund weder jemals bellt - denn das tut Lassie nie - noch sonst irgendwelche Schwierigkeiten macht. Die trockenen Bemerkungen, die Cubby und Penny ab und zu fallen lassen, sind zwar ganz witzig, allerdings angesichts ihrer jeweiligen Situation auch nicht gerade glaubwürdig.

So fällt es zunehmend schwerer, sich in die Protagonisten hineinzuversetzen. Zusätzlich nervt es mit der Zeit, wie oft auf Cubbys technischem Unverstand herumgeritten wird. Anfangs ist es noch lustig, dass ab und zu Anspielungen von ihm seiner Frau oder Milo fallen, was er in der Vergangenheit alles schon mit seinen zwei linken Händen angerichtet hat, allerdings erwähnt Cubby es fast jedes Mal, wenn irgendein technisches Gerät in der Handlung auftaucht - etwa wenn er die Computermaus bedienen kann, "ohne dabei das Internet zu löschen", wie er es formuliert.

Fazit:

Ein anfangs verheißungsvoller Thriller, der leider mehr und mehr ins Unrealistische driftet. Sicher ist die Lektüre recht kurzweilig und unterhaltsam, zwischendrin immer wieder witzig und die Charaktere sind originell und teils sehr sympathisch - doch es reihen sich zunehmend völlig übertriebene Szenen aneinander, ganz zu schweigen von der überflüssigen übernatürlichen Komponente.

Der kleine Vampir und der unheimliche Patient - Angela Sommer-Bodenburg

Produktinfos: 

Ausgabe: 1992
Seiten: 125
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Die Autorin:

Angela Sommer-Bodenburg wurde 1948 bei Hamburg geboren und lebt seit 1992 in Kalifornien. Bisher sind über 40 Bücher von ihr erschienen, darunter Romane, Kurzgeschichten, Gedichte und Bilderbücher. Ihre Werke wurden in 27 Sprachen übersetzt. Weitere Gruselbücher von ihr neben der Reihe um den kleinen Vampir sind z.B. "Die Moorgeister" und "Wenn du dich gruseln willst". Eine weitere sehr erfolgreiche Buchserie ist die Reihe um den sprechenden Bernhardiner "Schokolowski".
Hintergrund:

Der achtjährige Anton ist ein Vampirfan und liebt gruselige Bücher. Sein bester Freund ist Rüdiger, ein echter kleiner Vampir, der eines Abends auf seinem Fensterbrett saß. Da Rüdiger selbst noch ein Kind ist, freundeten sich die beiden rasch an. Auch Rüdigers kleine Schwester Anna steht Anton sehr nah. Antons Eltern jedoch glauben nicht an Vampire, daher müssen sie sich in ihrer Gegenwart als Menschen ausgeben und ihre nächtlichen Ausflüge mit Anton geheim halten.

Inhalt:


Zu Antons Unwillen schicken ihn seine Eltern wieder zum Psychologen Herrn Schwartenfeger, den er wegen seines ausgeprägten Vampirinteresses schon früher besuchte. In der Praxis erfährt Anton jedoch zwei sehr aufregende Neuigkeiten: Zum einen stellt sich heraus, dass ausgerechnet Herr Schwartenfeger der Begründer der Bürgerinitiative "Rettet den alten Friedhof" ist, die die Baumaßnahmen verhinderte - und somit auch ermöglichte, dass die von Schlottersteins wieder in ihre alte Gruft ziehen konnten.

Zum anderen behauptet Herr Schwartenfeger, dass ein echter Vampir neuerdings zu seinen Patienten zählt. Herr Schwartenfeger hat ein Programm entwickelt, das Vampire gegen die Sonne desensibilisieren soll - es soll ihnen langfristig möglich sein, ganz normal ans Tageslicht zu gehen. Der Patient namens Igno von Rant, der an einer Sonnenphobie leidet, wirkt tatsächlich wie ein Vampir, behauptet allerdings, keiner zu sein.

Herr Schwartenfeger würde gern über Anton Kontakt zu echten Vampiren aufnehmen. Auch Anton ist fasziniert von dem Gedanken, dass Rüdiger und Anna eines Tages an die Sonne gehen könnten. Zudem will er unbedingt herausfinden, ob dieser mysteriöse Igno von Rant wirklich ein Vampir ist. Anna kennt ihn nicht - doch Igno von Rant erwähnte gegenüber dem Psychologen eine transsilvanische Vampirfamilie, die auf dem Friedhof wohnen soll ...

Vampir oder nicht Vampir, das ist hier die Frage

Nachdem die ersten neun Bände zunächst einen kleinen Abschluss gefunden hatten, wurde die Reihe mit acht Bänden unter "Anton und der kleine Vampir" fortgesetzt, wobei die Nummerierung hier wieder neu bei 1 begann. (Später wurden diese Bände jedoch mit dem Zusatz der ursprünglichen Serie "Der kleine Vampir und ..." neu aufgelegt und die Nummerierung an die alte Serie angepasst.) Die ersten fünf Bände dieser "neuen" Reihe gehören sehr eng zusammen, die Handlung der einzelnen Bücher baut noch mehr aufeinander auf als bei den früheren Bänden. Im Mittelpunkt dieser fünf Bände steht die Frage, um wen es sich bei dem mysteriösen Igno von Rant handelt und ob die Lichttherapie von Herrn Schwartenfeger Vampiren wirklich helfen kann, ans Sonnenlicht zu gehen.

Dieser erste Band entwirft die Ausgangssituation und am Ende stehen mehr Fragen als Antworten, weshalb es sich empfiehlt, sofort den nächsten Band zu lesen. Zunächst gibt es ein paar kurze Informationen zu den letzten Entwicklungen, die die wichtigsten Ereignisse der früheren Bände ins Gedächtnis rufen: Der Friedhofswärter und Vampirjäger Geiermeier wollte die Vampire verjagen, indem er den Friedhof zu einem Park umbaute und die von Schlottersteins flüchteten daraufhin in eine Burgruine im Jammertal. Dort verbrachte Anton mit seinem Vater einen Aktivurlaub und traf sich nachts heimlich mit seinen Freunden. Eine Handverletzung von Antons Vater ließ sie dann vorzeitig abreisen. Zuhause erfuhr Anton zu seiner Erleichterung, dass dank der Bürgerinitiative "Rettet den alten Friedhof" die Baumaßnahmen beendet wurden - und seine vampirischen Freunde und deren Familie konnten nun wieder in die heimische Gruft zurückkehren.

Antons Eltern haben allerdings ein schlechtes Gewissen wegen des abgebrochenen Urlaubs, der schließlich sein Weihnachtsgeschenk war und sie schicken ihn erneut zum Psychologen, wo Anton seine eventuellen Probleme mit Eltern, Schule und Freunden besprechen soll. Anton findet den gemütlichen Herrn Schwartenfeger zwar sympathisch, ist aber trotzdem zunächst nicht begeistert, dass er wieder zum Psychologen muss. Als Anton von Herrn Schwartenfegers Programm und dem geheimnisvollen Patienten erfährt, entwickelt er allerdings ein nie dagewesenes Interesse und brennt zum Erstaunen seiner Eltern plötzlich darauf, so häufig wie möglich zum Psychologen zu gehen. Die Begegnung mit Igno von Rant sorgt für prickelnde Spannung, denn tatsächlich wirkt dieser Mann wie ein Vampir - er ist nicht nur auffallend blass, was er mit Puder offenbar zu kaschieren versucht, er riecht unter seinem aufdringlichen Maiglöckchenparfüm auch stark nach Moder und wirkt wie aus einem früheren Jahrhundert. Kaum vorstellbar für Anton, dass es sich bei Igno von Rant, trotz dessen Aussage, nicht um einen Vampir handelt - doch der Patient besucht Herrn Schwartenfeger bereits vor Sonnenuntergang. Entweder muss er also doch ein Mensch sein oder das Programm funktioniert wirklich. Natürlich ist klar, dass dieses Geheimnis nicht im ersten Band gelöst wird, aber es vergrößert die Spannung nur noch, dass Anton viel Mühe haben wird, hinter die Wahrheit zu kommen. Humorvolle Szenen gibt es auch - die obligatorischen verlegenen Situationen zwischen Anton und der verliebten Anna und die amüsante Stelle, an der Anton Rüdiger mitten in der Nacht die völlig verfilzten und öligen Haare waschen muss.

Ein paar Schwächen hat dieser Band allerdings dennoch: Zum einen ist das Ende eben sehr offen und wer den zweiten Band nicht direkt vorliegen hat, wird vielleicht frustriert sein. Zudem wird immer wieder von zwei bevorstehenden Partys gesprochen - einmal die Heimparty, die Rüdiger, Lumpi und Anna ohne die erwachsenen Vampire feiern dürfen und zu der Anton eingeladen ist und einmal seine eigene Party, die seine Eltern ihm förmlich aufdrängen und zu der seine Schulfreunde kommen. Letztlich findet aber keine der beiden Partys in diesem Band statt, da er kurz zuvor endet. Nicht ganz optimal ist auch die Darstellung von Antons Eltern - als Antons Mutter über eine Sache sehr verärgert reagiert, bringt sich Anton vorsichtshalber ein wenig in Sicherheit, um sich keine Ohrfeige einzufangen. Seine Eltern seien zwar entschieden gegen das Schlagen von Kindern, aber in Ausnahmen rutsche ihnen schon mal "die Hand aus", wie es heißt. Vermutlich soll diese Schwäche sie menschlich darstellen, es wirkt allerdings nicht gerade glücklich. Es gibt darüber hinaus eine kleine Logikschwäche. Herr Schwartenfeger erzählt Anton anfangs, dass er den Patienten heimlich im Taschenspiegel beobachtet hat und dieser kein Spiegelbild hat, weshalb er ein Vampir sein müsse. Später allerdings wird das nicht mehr erwähnt und bei den weiteren Gesprächen ist Herr Schwartenfeger plötzlich unschlüssig, ob er Igno von Rant für einen Vampir halten soll oder nicht, Auch als Anton seine Argumente vorbringt, weshalb er ihn für einen Vampir hält, fehlt plötzlich der Spiegeleffekt.

Kauftipp: Die alte Ausgabe von Bertelsmann/omnibus, die mit teils farbigen Illustrationen versehen ist, die, anders als die Standardillustrationen der Reihe bei Rowohlt, keine comicähnlichen, sondern eher realistische Bilder erhält, in denen vor allem Anna und Rüdiger ungewöhnlich hübsch aussehen.

Fazit:

Unterhaltsamer und spannender Band der kleinen-Vampir-Reihe, die sehr neugierig auf die darauffolgenden, thematisch eng verbundenen Bände macht. Kleine Schwächen trüben allerdings den Gesamteindruck und man sollte vor dem lesen wissen, dass das Ende sehr offen ist und der nächste Band am besten nahtlos daran gelesen werden sollte.

3. April 2013

Schiffbruch in der Antarktis: Shackletons blinder Passagier - Victoria McKernan

Produktinfos:

Ausgabe: 2005
Seiten: 384
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Die Autorin:

Victoria McKernan ist seit ihrem neunzehnten Lebensjahr in der ganzen Welt umhergereist. 1982 machte sie ihren Bachelor und arbeitete sowohl als Unterwassermodel als auch als Tauchlehrerin und Segellehrerin. Sie verfasst überwiegend Thriller für Erwachsene.

Inhalt:

1914: Der achtzehnjährige Perce Blackborow und sein Freund, der 26-jährige Amerikaner Billy Bakewell, suchen in Buenos Aires ein neues Schiff zum Anheuern, nachdem ihr vorheriges überraschend auf Grund gelaufen ist. Zufällig erfahren sie, dass Ernest Shackleton hier auf Zwischenstation ist und noch Männer für seine Expedition zum Südpol sucht. Perce ist begeistert - er bewundert den berühmten Polarforscher. Ziel der Expedition ist die Durchquerung der Antarktis mit der "Endurance".

Perce und Billy bewerben sich, doch zu Perces Enttäuschung wird nur Billy genommen. Spontan beschließen die beiden, dass Perce als blinder Passagier mitkommt. Nach einer Woche wird Perce entdeckt und darf sich als Steward bewähren. Die Mannschaft ist zunächst optimistisch, was die Expedition betrifft und Perce findet gute Freunde.

Doch schon bald stößt die "Endurance" in einem der Randmeere der Antarktis auf ungeahnt dichtes Packeis. Das Schiff kommt nur langsam voran und steckt Anfang 1915 schließlich fest. Die ersten Monate hoffen die Männer, nach dem Abtauen weiterfahren zu können. Stattdessen wird das Schiff im Oktober 1915 durch das Packeis zerstört. Shackleton, seine 27 Männer und rund 20 Schlittenhunde müssen sich auf eine Eisscholle retten. Notdürftig ausgerüstet kämpfen sie ums Überleben. Der Traum von der Durchquerung der Antarktis ist vorüber - Shackleton sieht sich plötzlich vor der fast unmöglichen Aufgabe, die Mannschaft vor dem Tod zu bewahren ...

Einmal weiße Hölle und zurück

  • "Wenn es um wissenschaftliche Führungsqualitäten geht, gib mir Scott; für schnelles und effizientes Vorwärtskommen Amundsen; aber falls man in einem Höllenloch ist und heraus möchte, knie nieder und bete um Shackleton." (Apsley Cherry-Garrard/Raymond Priestly)


Unter den vielen spannende und dramatischen Reisen des Goldenen Zeitalters der Antarktisexpeditionen gehört die Shackleton-Expedition zu den berühmtesten - und das, obwohl oder gerade weil sie in ihrer ursprünglichen Mission scheiterte. Ernest Shackleton gilt seither nicht nur wie schon zuvor als außergewöhnlicher Forscher, sondern auch als ein Musterbeispiel an Souveränität und Führungskraft. Dass alle Männer der Besatzung der "Endurance" die jahrelangen Strapazen unter widrigsten Umständen in der Antarktis überlebten, ist beinah ein Wunder und sicherlich eine der schönsten Rettungsgeschichten überhaupt.

Victoria McKernan hat nicht nur ausgiebig recherchiert, sondern auch auch mit den Angehörigen der Familien von Perce Blackborow und Billy Bakewell gesprochen - die Familien der beiden sind noch heute miteinander befreundet. Die Autorin hält sich grundsätzlich eng an die Fakten, ergänzt durch persönliche Erinnerungen einiger Teilnehmer, reichert diese Basis aber auch mit viel Phantasie an. Perce steht im Mittelpunkt der Geschehnisse - verstärkt wird dies durch fiktive Tagebucheinträge von Perce, die immer wieder dazwischen geschoben werden. Das Resultat ist ein fesselndes Abenteuerbuch, das Jugendliche ab etwa zwölf Jahren genauso begeistert wie Erwachsene. Zusammen mit dem jüngsten Besatzungsmitglied Perce erlebt man die Schönheit wie auch den Schrecken der Antarktis in allen ihren Facetten. Anfangs ist es für Perce und Billy einfach eine aufregende Reise, an der Seite des großen Ernest Shackleton. Perce schleicht sich als blinder Passagier ein und bekommt bei seiner Entdeckung erst einmal eine Schimpftirade von Shackleton zu spüren - und kurz darauf auch einen Anflug trockenen Humors. Der blinde Passagier bewährt sich und muss daher nicht fürchten, im Falle einer Hungersnot als Erster verspeist zu werden, wie ihm Shackleton scherzhaft androhte.

Das Leben auf See, während die Endurance in immer kältere Gefilde gleitet, wird anschaulich geschildert und diese Schilderungen sind auch für Jugendliche zu bewältigen, die keine besonderen Seefahrtkenntnisse besitzen. Nach und nach wächst die Mannschaft zusammen, es bilden sich Freundschaften wie auch Abneigungen. Nicht alle Teilnehmer der Expedition können gleichermaßen beleuchtet werden, doch einige erscheinen dem Leser sehr deutlich vor Augen - etwa Frank Wild, der stellvertretende Expeditionsleiter, ein stiller, tapferer Mann, der Shackletons rechte Hand ist und wie ein Fels in der Brandung alle Entbehrungen erträgt. Oder der humorvolle Fotograf Frank Hurley, der in fast jeder Situation seine Kamera parat hat und dem die Nachwelt die großartigen Aufnahmen während der ganzen Expedition verdankt. Oder der Zweite Offizier Tom Crean, ein schweigsamer irischer Riese, auf den in jeder Situation Verlass ist. Oder der Schiffskoch Charlie Green, klein und mit quäkiger Stimme, der es immer wieder versteht, aus den Resten abwechslungsreiche Mahlzeiten zu zaubern. Oder der pedantische Thomas Orde Lees, der als Lagerverwalter fungiert und wegen seiner akribischen Zählerei und seiner humorlosen Art von den anderen spöttisch "die alte Jungfer" genannt wird. Und nicht zuletzt Ernest Shackleton selbst, der unerschütterliche Expeditionsleiter, der seiner Mannschaft in jeder Situation Zuversicht einflößt und die Antarktis mehr liebt als irgendeinen anderen Ort auf der Welt. Victoria McKernan gelingt es, eine Ahnung von diesem charismatischen Forscher zu vermitteln und zugleich die Faszination für den weißen Kontinent nahe zu bringen, der so schön und doch so gefährlich ist.

Humorvolle Anekdoten, liebenswerte Neckereien und herzerwärmende Freundschaftsbeweise wechseln sich ab mit dramatischen und bewegenden Momenten. Die Männer lassen sich anfangs durch das zähe Voranschreiten der Expedition nicht erschüttern, spielen Fußball, verkleiden sich, lesen sich durch die Weltliteratur, spielen Karten und nutzen jede Gelegenheit für eine ablenkende Festivität - und feiern so mal den Jahrestag der Erfindung der Konservendose und mal den Sultan von Mesopotamien. Aber auch wenn der Leser durch die Geschichte weiß, dass alle Männer der Expedition gerettet werden, gibt es auch schmerzhafte Szenen - etwa wenn sich die Mannschaft von den mitgeführten Hunden und der Schiffskatze "Mrs. Chippy" trennen muss, da der Proviant nicht reichen wird oder wenn Perce schwerste Erfrierungen an den Füßen erleidet und fünf Zehen amputiert bekommt. Sehr reizvoll ist auch der Epilog, in dem das weitere Schicksal einiger der wichtigsten Figuren bis zu ihrem Tod erzählt wird. Dazu gibt es eine Zeittafel, eine Karte und einige Fotografien von Frank Hurley, der für seine kostbaren Bilder in das eiskalte Meer tauchte.

Zu bemängeln gibt es an diesem Buch wahrlich wenig. Nicht ganz verständlich ist allerdings, weshalb die Autorin den zweiten Arzt Dr. James McIlroy nicht erwähnt und den Eindruck erweckt, der junge Dr. Alexander Mackling sei der einzige Arzt an Bord - das wird besonders deutlich bei der Amputationsszene, die in Wirklichkeit beide Ärzte gemeinsam vornahmen, während Macklin hier lediglich von Frank Hurley und Frank Wild assistiert wird. Die Zeit nach der Rettung wird ein bisschen zu knapp erzählt, gerade Perces erste Tage zurück bei seiner Familie hätte man noch kurz anreißen können, der Roman klingt ein bisschen plötzlich aus.

Fazit:

Ein bewegender, spannender und dramatischer Abenteueroman für Jugendliche und Erwachse, der auf Tatsachen beruht. Fesselnd von Anfang bis Ende, teils auch humorvoll, mit nur sehr kleinen Mängeln.