30. Januar 2014

Spinnenfalle - Nina Schindler

Produktinfos:

Ausgabe: 2010, cbt
Seiten: 304
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Die Autorin:

Nina Schindler arbeitete zunächst als Gesamtschullehrerin, ehe sie sich in den Neunzigerjahren dem Schreiben widmete. Aus ihrer Feder stammen sowohl Sachbücher wie "Das Überlebensbuch für Eltern" auch auch zahlreiche Kinder- und Jugendbücher wie "Mauerblümchenalarm", "Liebe lebensgefährlich" und "Karlas Jacke".

Inhalt:

Die vierzehnjährige Alexandra Koopmann, genannt Alex, freut sich zunächst, als das russische Aupair-Mädchen Ljuba in ihre Familie kommt. Sie hofft, dass Ljuba ihr wie eine ältere Schwester wird und sie mit ihr viel unternehmen und über Jungs quatschen kann.

Doch es kommt alles anders als gedacht: Die hübsche Ljuba wirkt zwar sehr sympathisch, zeigt aber ausgerechnet an Alex kein Interesse. Liebend gern macht sie mit den siebenjährigen Zwillingen Katharina und Kristina Ausflüge, auch die Herzen der Eltern und von Daniel, Alex' älterem Bruder, fliegen ihr rasch zu. Gegenüber Alex zeigt sie sich aber trotz deren Bemühungen kühl.

Nach Alex' erster Enttäuschung wird es noch zunehmend schlimmer. Ljuba scheint keine Gelegenheit auszulassen, Alex vor Familie und Freunden ins schlechte Licht zu rücken. Immer häufiger steht bei den beiden Aussage gegen Aussage und Alex' Umfeld schenkt Ljuba Glauben, während Alex als hysterisch und eifersüchtig gilt. Alex wird immer verzweifelter, zumal sie ahnt, dass mit Ljuba etwas nicht stimmt - was bezweckt das Aupair-Mädchen mit seinen Lügen und warum durchsucht es heimlich die Zimmer der Koopmanns ...?

Bewertung:

Jugendgeeignete Thrillerelemente und Teenagerstoff vermischen sich in "Spinnenfalle" zu einem soliden, aber nicht überwältigenden Gesamtpaket.

Die Handlung hält sich nicht lange mit Vorgeplänkel auf, sondern geht im medias res. Hauptfigur Alex fungiert als Ich-Erzählerin, die schnell einen Überblick über ihr Leben gibt: Alex ist ein etwas burschikoses Mädchen, unerfahren mit Jungs, recht glücklich in ihrer Familie, auch wenn es hin und wieder Stress im Sechs-Personen-Haushalt gibt. Ihre Gedankengänge sind zunächst gut nachvollziehbar: Alex ist zunächst nicht begeistert, dass ein Aupair einzieht, zumal die Fremde auch noch mit ihr im Keller wohnen und sich ein Bad mit ihr teilen wird. Dann jedoch verspürt auch Alex etwas Vorfreude und erhofft sich in Ljuba eine gute Freundin. Ljubas abweisende Reaktionen sind anfangs sehr subtil und der Leser kann sich gut in Alex' Verwirrung hineinversetzen, vor allem bezüglich der Frage, ob Alex überinterpretiert oder Ljuba sie wirklich nicht mag.

Der Roman bietet durchaus eine gewisse Spannung, insbesondere als sich Ljubas Intrigen steigern und man ihr kriminelle Handlungen zutraut. Im Raum stehen die Fragen, wen Ljuba alles bezirzen und gegen Alex aufbringen wird, wie Alex reagiert und welchen Zweck die Russin damit verfolgt. Der Leser ist Alex' Verbündeter, als Einziger weiß er von der Ungerechtigkeit, während Alex' Freunde und Familienmitglieder - in unterschiedlichem Ausmaß - eher Ljubas Darstellungen glauben. Teilweise ist dies sogar verständlich, denn die hübsche Ljuba besitzt Charme, ihre Situation - weit weg von ihrer Heimat - weckt Mitgefühl und Verständnis, sie scheint nie müde, die quirligen Zwillinge zu betreuen, ist eine Perle im Haushalt und zeigt nie vor Dritten, wie sie wirklich über Alex denkt.

Daneben wird jugendliche Leserinnen in Alex' Alter sicher vor allem ihre Anbändelei mit Klassenkamerad Marlon Vergnügen bereiten. Die unerfahrene Alex wagt kaum zu hoffen, dass der begehrte Marlon sich für sie interessieren könnte. Als er sie dann um Nachhilfe bittet, ist Alex überwältigt und erst recht, als sich daraus mehr ergibt. Alex' Unsicherheiten in Bezug auf Marlon und ihre Sorge vor der möglichen Eifersucht er beiden besten Freundinnen, die Marlon ebenfalls reizvoll finden, werden realistisch geschildert und bieten eine gute Identifikationsgrundlage. Daneben gibt es auch ein paar kleine kulturelle Einblicke in Marlons philippinische Herkunft und die Schwierigkeiten, die sich für ausländische Jugendliche auftun, wenn sie erst seit wenigen Jahren in Deutschland leben.

Vor allem im zweiten Teil allerdings schwächelt das Buch und das liegt vorwiegend an der Thrillerhandlung. Zunächst einmal wird mit den ständigen Vorausdeutungen auf das kommende Unheil reichlich übertrieben - immer wieder erwähnt Alex, dass mit Ljuba alles anders kommen sollte als erhofft, dass sich alle getäuscht haben, dass sich die Lage noch gehörig verschlimmern wird. Im Vergleich dazu nimmt sich dann Ljubas tatsächlicher Beweggrund für ihr Verhalten relativ harmlos und unspektakulär aus. Sowohl die Mittel, zu denen Ljuba greift als auch ihr dubioses Umfeld laden zu dramatischen Spekulationen ein - doch statt einer Aufsehen erregenden Enthüllung ist der Hintergrund schließlich eher enttäuschend. Zudem kommt er nicht einmal überraschend, denn einige von Ljubas Aktionen im Haus ist sehr verräterisch und lockt den Leser, anders als Alex, sofort auf diese Fährte.

Ljubas Vorgehen ist teilweise sehr geschickt, an manchen Stellen aber doch wieder viel zu riskant - insbesondere, wenn sie die siebenjährigen Zwillinge zu Mitwissern bei geheimen Treffen macht und sich darauf verlässt, dass diese sie nicht verraten. Es ist nicht recht überzeugend, wie leicht es ihr gelingt, Intrigen anzuleiern. So richtet sie mehrfach Alex falsche Botschaften von Freunden aus und behauptet anschließend, sie habe etwas missverstanden und alle außer Alex geben sich damit zufrieden - glaubwürdig ist dies nicht.

Fazit:


Alles in allem ein durchschnittlicher Jugendthriller für Leser um die vierzehn Jahre. Das Grundthema ist reizvoll, wird aber allenfalls solide umgesetzt. Leicht zu lesen und ein ordentlicher Zeitvertreib, solange man keine höheren Ansprüche stellt.

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