24. April 2014

Benjamin Blümchen und das Geheimnis der Tempelkatze

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Inhalt:

Karla Kolumna begleitet den Archäologen Professor Hieronymus Hieroglyphus auf einer Expedition in Ägypten. Sie suchen in einer Pyramide inmitten einer Oasenstadt nach einer Tempelkatze. Der Legende nach gibt es zwei Tempelkatzen, aus deren Augen magische Strahlen schießen, sobald Licht auf sie dringt. Um was für magische Strahlen es sich dabei handelt, möchte der Professor erforschen.

Hinter einer eingestürzten Wand entdecken die beiden tatsächlich einen Sarkophag mit einer Katze. Plötzlich tauchen drei bewaffnete Fremde auf, die die Katze an sich nehmen. Einer davon ist der Wesir des Emirs, der Herrscher der Wüste werden will - er weiß, dass die Strahlen der Katzenaugen hypnotische Fähigkeiten besitzen, sodass er sich die Menschen untertan machen kann. Karla und der Professor werden gefangengenommen. Sie sollen dem Wesir helfen, die zweite Tempelkatze zu finden.

Zuhause in Neustadt verfolgen Benjamin und Otto die Radionachrichten. Dabei hören sie, dass Karla und der Professor in Ägypten als angebliche Grabräuber verhaftet wurden. Sofort steht für die beiden fest, dass ihnen Unrecht getan wurde. Also machen sich Benjamin und Otto auf, um Karla und den Professor zu retten ...

Bewertung:

Es ist nicht die erste Benjamin-Blümchen-Geschichte, die in exotischen Gefilden spielt, man denke etwa an "Benjamin und Bibi in Indien" oder "Benjamin in Afrika". Außergewöhnlich ist jedoch, dass die Handlung nicht wie üblich im Neustädter Zoo einsetzt - diesmal entführt der Erzähler seine Hörer direkt an den wesentlichen Ort des Geschehens, in die ägyptische Wüste.

Der abweichende Einstieg und die orientalische Kulisse legen die Erwartungen an eine abenteuerliche Episode hoch, die zum größten Teil auch erfüllt werden. Es ist zweifellos eine für Kinder sehr spannende Folge, die sich keine Längen gönnt. Schon nach den ersten Sätzen wird die Legende um die Tempelkatzen erwähnt und lässt den Hörer aufmerken. Kurz darauf fallen Karla und der Professor dem hinterhältigen und machtgierigen Wesir in die Hände, und Benjamin eilt zur Rettung. Dabei ist lange Zeit unklar, wie Benjamin und Otto konkret die beiden befreien wollen. Der Zufall hilft hier nur in Grenzen nach, die Handlung ist nicht zu vorhersehbar, Benjamin erleidet beispielsweise einen kleinen Rückschlag beim ersten Befreiungsversuch. Darüber hinaus erweist sich der Wesir als ernstzunehmender Gegner, denn er ist gleichermaßen gemein wie clever, kein Vergleich etwa zu den Neustädter Ganoven Hinki und Pinki.

Zudem weiß die Folge in Sachen Atmosphäre zu überzeugen, wenn Benjamin und Otto unterwegs in einen Sandsturm geraten oder ein Geschichtenerzähler auf dem Marktplatz eine märchenhafte Legende zum Besten gibt. Kinder erfahren immerhin ein paar nützliche Dinge, beispielsweise dass im Orient viel Tee getrunken wird und was es mit Pyramiden auf sich hat; die Folge kann durchaus Kinder dazu anregen, sich danach ein bisschen mit dem Morgenland zu befassen.

Amüsant geht es dabei auch zu: Karla tritt, energisch wie immer, dem Wesir mit der Drohung entgegen, einen vernichtenden Artikel über ihn zu schreiben - was den Wesir verständlicherweise so gar nicht beeindruckt. Ebenso wirkungslos ist Ottos Versuch, gemeinsam mit Benjamin in den Palast eingelassen zu werden: "Ich bin sein Sohn", bringt Otto vor, was nun nicht gerade glaubwürdig klingt. Positiv fällt außerdem auf, dass Otto und Benjamin nicht Hals über Kopf nach Ägypten reisen, sondern dass erst mit Herrn Tierlieb und Ottos Eltern die Finanzen besprochen werden und sie die Erlaubnis erhalten, weil es um Karla geht, die ihnen schon so oft geholfen hat. In anderen Folgen wie etwa "Benjamin hat Geburtstag" wird beispielsweise nicht thematisiert, wer Benjamins 285 Verwandten aus Afrika die Flüge nach Deutschland zahlt - hier wird kurz, aber befriedigend erklärt, wie die Reise organisiert wird.

Frei von Mängeln ist die Folge indessen nicht. Eine kleine Unlogik ergibt sich bereits zu Beginn, wenn der Professor Karla erstmals darüber aufklärt, was es mit den Tempelkatzen überhaupt auf sich hat. Natürlich dient das dazu, den Hörern den Hintergrund für die Expedition direkt aus der Handlung heraus zu liefern, ohne dass der Erzähler dies übernehmen muss, es wirkt aber gezwungen - es ist kaum vorstellbar, dass Karla sich auf eine Expedition ergibt und erst mitten in der Erforschung der Ruine nach näheren Informationen fragt. Noch ein bisschen konstruierter ist die Tatsache, dass der Wesir nur androht, Karla und den Professor mit den Strahlen zu hypnotisieren, es aber nicht ausführt - es ist nicht wirklich glaubwürdig, dass er das Vorhaben so lange herauszögert. Bei näherer Betrachtung ist es natürlich auch nicht logisch, dass alle in Ägypten Otto und Benjamin problemlos verstehen, der Wesir und der Emir werden wohl kaum Deutsch können - aber das ist wohl eine der Logiklücken, die man hinnehmen muss, weil die Geschichte sonst nicht funktionieren würde, schließlich müssen sich alle Beteiligten untereinander ohne Hilfsmittel verständigen können, damit die Handlung so stattfinden kann.

Die Sprecher sind allesamt sehr überzeugend. Es ist die erste Folge, in der nicht mehr der wunderbare Edgar Ott Benjamin Blümchen spricht - nach dessen zu frühem Tod wurde Jürgen Kluckert der Ersatz. Kluckerts Stimme klingt in dieser Folge der von seinem Vorgänger durchaus recht ähnlich - in späteren Folgen klingt sie häufig rauer und verstellter.

Hervorzuheben ist Gerd Duwner, dessen hohe kieksende Stimme Generationen von Kindern durch seine Sprechrollen als Erni aus der Sesamstraße und Barney Geröllheimer aus den "Feuersteins" bekannt ist. Sprach Duwner sonst häufig sympathische Rollen, gibt er hier sehr überzeugend den gemeinen Wesir Raffi. Friedrich W. Bauschulte passt mit seiner dunklen, sanften Stimme ideal zur Rolle des Geschichtenerzählers auf dem Marktplatz. Bei Benjamin kennt man ihn sonst aus zwei Folgen als Tropenarzt Dr. Muffel, ansonsten wird er Hörspielfreunden vor allem für seine langjährige Darstellung des Professor van Dusen aus der gleichnamigen Krimi-Hörspielreihe bekannt sein.

Fazit:

Eine recht spannende, witzige und unterhaltsame Folge, die ausnahmsweise nicht in Neustadt spielt und die Hörer ins Morgenland entführt. Eine gute Sprecherbesetzung rundet den positiven Gesamteindruck ab, der auch von kleinen Schwächen nicht deutlich getrübt werden kann.

Sprechernamen:

Benjamin Blümchen: J. Kluckert
Otto: K. Primel
Karla Kolumna: G. Fritsch
Raffi: G. Duwner
Professor: P. Groeger
Geschichtenerzähler: F. W. Bauschulte
Emir: A. Hanft
Erzähler: J. Nottke

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