2. August 2014

Sherlock Holmes - Das Geheimnis der Gloria Scott

Produktinfos:

Ausgabe: 2008
Label: Maritim-Verlag
Länge: ca. 60 Minuten
Amazon
* * * * *
Der Autor:

Sir Arthur Conan Doyle, geboren 1859 in Edinburgh und gestorben 1930 in Sussex, ist einer der erfolgreichsten und bekanntesten britischen Schriftsteller. Er studierte zunächst Medizin und praktizierte als Arzt, ehe ihm 1887 der literarische Durchbruch mit "Eine Studie in Scharlachrot" gelang. Seine Figur Sherlock Holmes wurde zum berühmtesten aller Detektive. Es folgten zahlreiche weitere Erzählungen und Romane wie "Der Hund von Baskerville" und "Das Tal der Angst". Daneben verfasste er auch noch andere, weniger populäre Erzählungen und befasste sich stark mit Okkultismus.

Inhalt:


Dr. Watson ärgert sich über Holmes' Unordnung und will Ordnung schaffen, als dabei ein Brief aus einem Buch fällt. Holmes erklärt, dass es sich dabei um einen besonderen Brief handele - er ermöglichte es Holmes nämlich, einst seinen ersten Fall zu lösen: Das Geheimnis der Gloria Scott. Neugierig lauscht Watson der Schilderung von Holmes' erstem Fall als Detektiv.

Im Sommer 1877 freundet sich der junge Sherlock Holmes auf dem College mit seinem Studienkollegen Victor Trevor an. In den Ferien lädt Victor seinen neuen Freund auf seinen Familiensitz ein, wo er ihm seinen Vater vorstellt. Friedensrichter Trevor ist sehr beeindruckt von Holmes' Kombinationsvermögen und rät ihm, seine Fähigkeiten als Detektiv einzusetzen.

Ein paar Tage später trifft überraschend Besuch für Richter Trevor ein. Es handelt sich um einen ungehobelten und frechen Mann namens Hudson, der dem Richter offenbar bereits vor dreißig Jahren begegnet ist. Obwohl sich Hudson ausgesprochen dreist benimmt, stellt der Richter ihn als Gärtnergehilfen ein. Nachdem Holmes abgereist ist, erreicht ihn einige Wochen später ein Telegramm von Victor, der ihn dringend um Hilfe bittet. Als Holmes bei ihm eintrifft, erfährt er die beunruhigenden Neuigkeiten: Richter Trevor erhielt einen Brief von einem alten Freund, der ihn so schockierte, dass er einen Schlaganfall erlitt. Kurz darauf stirbt er. Der Brief ist seltsamerweise völlig unverständlich. Holmes soll Victor helfen, die Umstände zu klären - und stößt dabei auf ein dunkles Geheimnis des Richters ...

Bewertung:

"Das Geheimnis der Gloria Scott" behandelt ausnahmsweise keinen aktuellen Fall des Meisterdetektivs, sondern präsentiert seinen ersten Fall, der Holmes überhaupt erst dazu inspirierte, sein Leben der Verbrechensaufklärung zu widmen. Wie bereits in der dritten Folge "Das Musgrave-Ritual" geraten Holmes und Watson in einen kleinen Konflikt über Holmes Unordnung und um davon abzulenken, erzählt der Detektiv einen alten Fall.

Es ist natürlich reizvoll, Sherlock Holmes einmal als jungen Collegestudenten zu erleben. Genau wie Dr. Watson ist auch der Hörer gespannt darauf, zu erfahren, wie sich jener erste Fall abspielte und als wie geschickt sich Holmes schon damals in jungen Jahren erwies. Tatsächlich nimmt bereits der junge Holmes viel von den Eigenheiten des Charakters vorweg, den man aus seinen aktuellen Fällen kennt: Er ist hochintelligent, beobachtet sorgfältig, kann erstaunlich schnell seine Schlüsse ziehen, ist ein Einzelgänger und bewahrt auch in dramatischen Situationen Ruhe. Recht amüsant wird der Beginn der Freundschaft zwischen Holmes und Victor geschildert: Victors sonst so verträglicher Bullterrier verbeißt sich in Holmes' Knöchel, woraufhin Victor sich in den nächsten Tagen um ihn kümmert. Anfangs ist es vor allem das schlechte Gewissen, das ihn dazu bringt, doch schon bald freunden sich die beiden an und so kommt selbst der unleidliche Sherlock Holmes zu einem Collegefreund, wie auch Watson neckend feststellt.

Überhaupt ist hier das Zusammenspiel zwischen dem alten Fall und der Gegenwart gut gelungen. Nach dem im Gegensatz zur Vorlage leicht abgewandelten Vorgeplänkel, in dem sich Watson über Holmes' Unordnung ärgert, gibt es immer mal wieder kurze Zwischenspiele, in denen sich Watson über die gerade vernommenen Ereignisse äußert. Für Watsons Geschmack schreitet Holmes ein bisschen zu umständlich und zu langsam in seinem Bericht voran, denn es ist lange Zeit unklar, um wen oder was es sich bei "Gloria Scott" überhaupt handelt. Watson wagt immer wieder Spekulationen über den weiteren Verlauf der Geschichte, die Holmes nüchtern negiert. Holmes wiederum macht sich einen Spaß daraus, auf Watsons Überlegungen immer wieder mit einem rätselhaften "Ja ... und Nein" zu antworten, was Watson zunehmend entnervt, obgleich sich Holmes' zweideutige Antworten im Nachhinein tatsächlich als treffend erweist. Die Folge ist unterm Strich durchaus spannend, denn auch den Hörer drängt es, zu erfahren, warum der Brief den Richter so schockierte und was das seltsame Kauderwelsch darin zu bedeuten hat. Und schließlich ist da noch der ominöse Hudson, der sich laut Victor wochenlang arrogant und impertinent aufführte, ehe er ihn vor die Tür setzte - es ist offensichtlich, dass jener Hudson den Richter mit irgendeiner Sache erpresste, doch die genauen Hintergründe ergeben sich erst spät.

Sehr überzeugend sind die Sprecherleistungen, an denen es nichts zu bemängeln gibt. Christian Rode gibt wie üblich souverän und bedächtig den Meisterdetektiv, Peter Groeger den liebenswerten Watson. Holmes Collegefreund Victor Trevor wird durch Reent Reins sehr sympathisch dargestellt und es ist schade, dass sich Victor und Holmes mehr oder weniger aus den Augen verloren haben. Hervorzuheben ist noch Klaus Dittmann, dessen hämischer, rauer Tonfall ideal zum heruntergekommenen Seemann Hudson passt.

Zu den Schwächen des Hörspiels, die auch schon in der Vorlage verankert sind, gehören die wenig raffinierten Auflösungen und Zusammenhänge. Die Verschlüsselung des Briefs erweist sich als sehr unspektakulär und Holmes muss nicht wirklich viel von seinem Können einsetzen, um ihn zu dechiffrieren. Überhaupt entpuppt sich die Vergangenheit des Richters zwar als interessant, aber Holmes muss wenig dafür tun, um sie zu enthüllen. Stattdessen entdecken er und Victor ein Geheimfach mit einem Brief des verstorbenen Richters, in dem dieser die entscheidenden Ereignisse erzählt. Somit klären sich die Hintergründe fast von allein, kriminalistisches Gespür ist hier wenig gefragt. Holmes' erster Fall ist daher zwar aus nostalgischer Sicht interessant, aber in Sachen Ermittlungsarbeit gibt es weit ausgefeiltere Fälle.

Fazit:

Eine insgesamt recht unterhaltsame Folge um Holmes' allerersten Fall, der vor allem durch die gute Sprecherbesetzung und die amüsante Rahmenhandlung überzeugt. Der Fall selbst hat seinen Reiz, klärt sich aber in erster Linie von selbst, sodass Holmes weniger als sonst dazu beitragen muss.

Sprechernamen:


Sherlock Holmes - Christian Rode
Dr. Watson - Peter Groeger
Victor Trevor - Reent Reins
Henry Trevor - Gerd Baltus
Hudson, Seemann - Klaus Dittmann
Jack Prendergast - Raimond Krone
Francis Evans - Sascha Schiffbauer
Dienstmädchen - Pia Werfel
Arzt - Helmut Krauss

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.