6. Dezember 2014

Die Kreatur - Robert E. Howard

Produktinfos:

Ausgabe: 2014
Dauer: ca. 60 Minuten
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Der Autor:

Robert E. Howard wurde 1906 geboren und starb 1936 durch Selbstmord. Zu seinem Werk gehören sowohl Westerngeschichtem als auch Horror und Abenteuergeschichten in fernen Ländern. Besonders populär ist seine Figur "Conan", welche die Fantasyliteratur stark beeinflusste.

Inhalt:

Eine Kleinstadt im Süden der USA im Jahr 1935: Die junge Marjorie Ash vermisst ihren geliebten Kater Bozo. Da in letzter Zeit mehrfach Haustiere in der Stadt verschwunden sind, macht sie sich große Sorgen. Ihr Freund Michael Strang geht auf die Suche und fragt in der Nachbarschaft, ob jemand den Kater gesehen hat.

Das letzte Haus in der Straße mit dem verwilderten Garten gehört einem neu zugezogenen alten Mann namens John Stark, mit dem niemand in der Stadt Kontakt hat. Der gebrechliche Mr. Stark, der aufgrund einer Behinderung am Stock geht, hat Bozo zwar nicht gesehen, freut sich aber über den Besuch und lädt Michael auf einen Drink ein. Michael findet den alten Mann sympathisch und verspricht, von nun an öfter zum Plaudern vorbeizukommen - die Gehschwäche hindert Mr. Stark daran, das Haus zu verlassen, und er möchte gern regelmäßig mit Michael plaudern, um nicht ganz zu vereinsamen.

Als Bozo nicht auftaucht, schenkt Michael seiner Freundin zum Trost einen Hund. Indes verschwinden weiterhin Haustiere aus der Stadt und werden nicht mehr gesehen. Schließlich wird ein kleiner Junge vermisst gemeldet und es bricht Panik in der Bevölkerung aus. Michael sorgt sich um den gehandicapten Mr. Stark, der so ein leichtes Opfer für einen Mörder wäre ...

Bewertung:

Seit der 52. Folge der Gruselkabinett-Reihe wurden mit der "Kreatur" bereits fünf Werke Robert E. Howards umgesetzt, die alle durch eine hohe Qualität überzeugen. An die besonders schauerliche Episode "Tauben aus der Hölle" reicht die vorliegende Adaption zwar nicht heran, doch schenkt sie fraglos gute Unterhaltung.

Mit Michael Strang steht ein sehr sympathischer Charakter im Fokus, der nahezu sofort zum Verbündeten des Hörer wird. Michael ist ein liebenswerter, humorvoller und sehr verantwortungsbewusster junger Mann, der auf amüsante Weise mit seiner Freundin schäkert und sich rührend um den alten Mr. Stark sorgt. Schon bald verbindet den forschen Michael und den bedächtigen alten Mann eine Art Freundschaft. John Stark erscheint zunächst gleichfalls als sympathische Figur, doch von Beginn an ist offenkundig, dass er Geheimnisse verbirgt. Auch Michael fällt dies auf, vor allem da Mr. Stark sich gern stundenlang von Michael aus dessen Leben erzählen lässt, aber kaum etwas über sich selbst preisgibt. Es spielen nur wenige Charaktere in dieser Geschichte mit, alles konzentriert sich auf Michael und Mr. Stark, die glücklicherweise zwei jeweils so interessante Figuren sind, dass der Fokus auf ihnen dem Hörspiel keinesfalls schadet.

Die Handlung entwickelt eine dichte Atmosphäre. Starks Haus mit dem verwilderten Garten, seine geheimnisvolle Art und vor allem die verschwundenen Tiere lassen den Hörer aufmerken. Sehr dramatisch wird es, als der unbekannte Täter es nun nicht mehr bei Tieren bewenden lässt, sondern auch Kinder spurlos verschwinden. Die Folge erreicht zugegeben kein Höchstmaß an Spannung, sondern zeigt eine gewisse Vorhersehbarkeit. Mehrere Enthüllungen aus dem letzten Drittel kommen nicht wirklich überraschend, überhaupt ist der Handlungsverlauf relativ konventionell. Man muss nicht einmal ein erfahrener Genreleser oder -hörer sein, um früh zu erahnen, auf welches Szenario die Handlung am Ende hinaus läuft.

Das ist nicht die einzige Schwäche dieser Folge: Der Zufall wirkt beim dramatischen Finale ein bisschen zu ausgiebig mit und es ist zudem etwas ärgerlich, wenn der Täter seine Machenschaften und Hintergründe ohne Not heraus bereitwillig offenbart und sich somit unnötig angreifbar macht. Überhaupt enttäuscht das Ende gegenüber der zuvor sorgsam aufgebauten Atmosphäre ein wenig. Hier gibt es keine Raffinesse, keinen besonderen Clou, alles verläuft grundsätzlich so wie erwartet.

Ein Highlight ist wie üblich die Sprecherbesetzung. Jannik Endemann ist im Hörspielbereich seit einigen Jahren vor allem für seine Darstellung des Dick in "Fünf Freunde" bekannt; seine Mutter ist übrigens mit Reinhilt Schneider eine der populärsten Stimmen der Schallplatten-Ära des Labels Europa. Seine jungenhafte Stimme passt ideal zum forschen Michael Strang. Manfred Lehmanns raue Stimme hat man insbesondere durch seine Standardsynchronisation von Bruce Willis im Ohr. Hier gibt er sehr überzeugend den geheimnisvollen John Stark, der einerseits sympathische Züge zeigt und andererseits etwas zu verbergen scheint. Die warme Stimme von Traudel Haas hat sich durch die Synchronisation von Diane Keaton, Annette Benning und Julia Louis-Dreyfus (Seinfeld) eingeprägt. Erstaunlich ist ihre stimmliche Wandlungsfähigkeit - die mittlerweile fast siebzigjährige Traudel Haas schafft es hier scheinbar mühelos, sehr authentisch eine sehr junge Frau zu sprechen.

Fazit:


Grundsolides Hörspiel, dessen Vorlage nicht an die besten Werke des Autors heran reicht und das vor allem durch die exzellenten Sprecher und die beiden Hauptfiguren besticht. Atmosphärisch ist die Adaption sehr gelungen, allerdings gibt es ein paar Schwächen in der Spannung, da die Handlung doch recht vorhersehbar ist.

Sprechernamen:

Michael Strang - Jannik Endemann
Marjory Ash - Maximiliane Häcke
Mrs. Ash - Traudel Haas
John Stark - Manfred Lehmann
Sheriff - Hasso Zorn

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