26. Februar 2015

Paul Pepper und die verschwundene Beute

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Inhalt:

Arnica hat schlechte Laune, denn sie muss die Ferien bei ihrer Tante im langweiligen Örtchen Neuhausen verbringen. Ihre Stimmung bessert sich jedoch schlagartig, als sie sich von Paul Pepper verabschieden will - denn der hat gerade einen Auftrag angenommen, der ihn ebenfalls nach Neuhausen führt. Der alte Herr Stäuber wurde nach einem Einbruch verhaftet, die Beute blieb aber verschwunden. Während der Verhandlung starb der Gauner, ohne das Versteck zu verraten. Pepper soll nun im Auftrag der Versicherung nach der Beute suchen, da diese zahlen muss, wenn das Geld nicht bis Monatsende auftaucht. Arnica erfährt über ihre Tante, dass der alte Stäuber drei Kinder hinterlassen hat: Die nette Adelheid, die regelmäßig sein Grab besucht und ihre beiden zwielichtigen Brüder Alois und Gustav.

Derweil fahren Pit und Jonny ganz in der Nähe mit ihrem Kajak den Fluss runter. Abends suchen sie einen Zeltplatz im Wald. Dabei begegnen sie einem unfreundlichen Mann, der sie voller Misstrauen ausfragt und am liebsten vertreiben würde. In der Nacht hören die beiden ein Auto. Zwei Männer, einer davon der vom Vorabend, suchen erfolglos die Gegend nach versteckter Beute ab.

Am nächsten Tag treffen Pit und Jonny im Ort zufällig auf Pepper und Arnica. Es stellt sich heraus, dass die Männer im Wald die Söhne des Gauners waren. Pepper befragt die Schwester auf dem Hof, erfährt jedoch nichts Neues. Die Freunde beschatten gemeinsam die beiden Söhne und versuchen parallel, selber herauszufinden, wo die Beute liegen könnte ...

Bewertung:


Wenn Paul Pepper und seine jugendlichen Freunde ermitteln, dann ist der Erfolg natürlich vorprogrammiert, auch wenn es, wie hier, mitunter knifflig wird.

In dieser Folge können die Hörer besonders gut mitraten. Die Suche nach der Beute wird nachvollziehbar dargestellt und Paul Pepper und seine Freunde müssen das Rätsel durch Nachdenken lösen, der Zufall kommt ihnen nicht viel zu Hilfe. Gespannt verfolgt man jeden neuen Hinweis und fragt sich, wieviel die hinterbliebene Familie des Gauners über das Versteck wohl weiß und ob Pepper bei seinen Nachforschungen von den misstrauischen Söhnen womöglich enttarnt wird. Das ist nicht ungefährlich, denn vor allem Gustl ist ein aggressiver Typ, der schon bei Johnny und Pit beinah handgreiflich geworden wäre. Für zusätzlichen Reiz sorgt natürlich auch der Zeitdruck, denn Pepper hat nicht einmal zwei Wochen, um die Beute zu finden, anderenfalls war alle Mühe umsonst. Die Indizien sind sehr rar gesäht, sodass heftiges Grübeln angesagt ist. Die Auflösung ist letztlich originell und überzeugend, gewiss nicht vorhersehzusehen und doch im Nachhinein sehr logisch.

Mängel gibt es in diesem Hörspiel kaum. Wie üblich in der Reihe fehlt ein Erzähler, daher ist eine etwas erhöhte Aufmerksamkeit notwendig. Das Telefongespräch, in dem Pepper den Auftrag von der Versicherung erhält, ist zudem unrealistisch gestaltet; etwa zwei Sekunden nach dem Melden antwortet Pepper bereits, obwohl sein Gesprächspartner unmöglich sein Anliegen bereits vorgebracht haben kann, überhaupt ist das ganze Gespräch viel hzu knapp gehalten für die Informationen, die Pepper dabei erhalten hat. Zu guter Letzt ist schade, dass weder Oma Scheringer noch Kommissar Rübenach mit von der Partie sind, aber das ist nur logisch, da die Folge ja nicht in der Heimatstadt spielt.

Paul Peppers Fälle werden immer mit viel Humor erzählt. Eine besonders skurrile Gestalt ist der rumpöbelnde Gustl, der nur noch an die Beute denkt und dabei äußerst unvorsichtig zu Werke geht, sodass sein etwas cleverer Bruder Alois ihn ständig bremsen muss. "Ich warne dich!" ist sein Leitspruch, den er gegen jeden vorbringt, den er im Verdacht hat, ihn betrügen zu wollen - zuerst gegen Pit und Jonny, die er nicht nur harmlose Zeltende hält, sondern für Beutesucher, dann gegen Pepper, den er auf dem Hof erwischt, als dieser gerade Gustls Schwester befragt und schließlich sogar gegen seinen Bruder Alois, der ihn nur mit Mühe im Zaum halten kann. Pepper spricht er direkt mit "Schnüffler" an, was dieser höflich mit "Nein, Pepper" korrigiert.

Witzig ist auch das Zusamenspiel von Pit und Jonny, die beide kaum gegensätzlicher sein könnten. Während Pit zu schlafen versucht, quasselt ihn Jonny ununterbrochen mit unwichtigen Bemekrungen wie "War doch gut, dass wir den Graben gebuddelt haben" und "Ich glaube, es donnert" zu, ohne zu merken, wie sehr er seinem Freund dabei auf die Nerven geht. Etwas voreilig hält Jonny den Fall kurz darauf für gelöst, als Pepper und seine Freunde die Identität der Brüder geklärt haben - ohne dabei zu bedenken, dass die Beute noch längst nicht gefunden und der wichtigste Punkt damit noch nicht erledigt ist. "Überlass das Denken besser den Pferden Jonny, die haben einen größeren Kopf", kommentiert Pit seufzend seine Gedankengänge.

Die Stammbesetzung, aber auch die Nebenrollen sind perfekt besetzt. Jürgen Scheller spricht Paul Pepper mit leicht nordischem Dialekt, was natürlich ideal mit der Seemannsnatur des Detektivs harmoniert. Veronica Neugebauer ist Hörspielfans ganz sicher von ihrer Rolle als Gaby bei "TKKG" gut bekannt und auch Jaron Löwenberg (u.a. Edward Norton, Adrien Brodie, Verliebt in Berlin) und Philip Brammer (Jason Priestley in "BH 90210", Nils Holgersson) haben sich zu bekannten Sprechern gemausert.

Heide Ackermann ist eine bekannte bayrische Volkstheater- und TV-Schauspielerin, die oft in der Sendung "Komödienstadl" auftritt und Gastrollen in Serien wie "Meister Eder und sein Pumuckl" und "Tatort" absolvierte. Das Gleiche gilt auch für Fred Stillkraut, der ebenfalls im "Komödienstadl" sowie auf den bayrischen Theaterbühnen zuhause ist und erst recht für Udo Wachtveitl, der seit vielen Jahren gemeinsam mit Miroslav Nemec das Müncher "Tatort"-Team bildet.

Fazit:


Eine spannende Folge der Detektivreihe, bei der man auf der Suche nach der Diebesbeute gut mitraten kann. Zudem mit vielen humorvollen Einlagen und sehr guten Sprechern. Von winzigen Mängeln abgesehen ist höchstens schade, dass von der Stammbesetzung diesmal Oma Scheringer und Kommissar "Rübezahl" nicht dabei sind.

Sprechernamen:

Paul Pepper: Jürgen Scheller
Jonny Bergemeier: Jaron Löwenberg
Pit Küster: Philip Brammer
Arnica Ewald: Veronica Neugebauer
Heidi Stäuber: Heide Ackermann
Gustav Stäuber: Fred Stillkraut
Toni Hiller: Fred Klaus
Alois Stäuber: Udo Wachtveitl
Frauenstimme: Alice Franz-Engelbrecht

24. Februar 2015

Benjamin Blümchen - Das Zoo-Jubiläum

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Inhalt:

Otto erzählt Benjamin vom 70. Geburtstag seines Opas. Dadurch inspiriert, überlegen die beiden, wer das älteste Tier im Zoo sein könnte. Herr Tierlieb vermutet, dass dies Schubi Schildkröte sein könnte - denn sie war bereits im Zoo, als er vor vielen Jahren Direktor wurde.

Zur Überprüfung des genauen Alters wollen Benjamin und Otto in der Zoochronik "Sch-Z" nachschauen - doch sie sind unachtsam, und Zara Zebra frisst die Chronik kurzerhand auf. Über Umwegen finden Benjamin und Otto dennoch Schubi Schildkrötes Alter heraus - und noch mehr: Am Tag genau 50 Jahre nach Schubis Geburt wurde der Neustädter Zoo gegründet. Somit feiern beide in Kürze am 15. Juni ein Jubiläum.

Das ist natürlich ein Anlass für ein großes Zoofest. Doch es gibt ein Problem: Der Bürgermeister hat für den gleichen Tag ein Stadtfest geplant. Er erhofft sich davon Spenden für sein geplantes neues Rathaus. Das Zoofest als Konkurrenzveranstaltung will er auf keinen Fall dulden ...

Bewertung:

Eine Geburtstagsfolge zu Benjamin selbst gab es bereits sehr früh innerhalb der Serie - warum also nicht auch einmal dem Zoo selbst eine Jubiläumsfolge widmen. Die Idee ist grundsätzlich gelungen, die Ausführung hapert an ein paar Stellen ein wenig.

Positiv ist wie üblich der Lerngehalt der Geschichte. Der Bürgermeister, der zunächst wieder einmal an seine eigenen finanziellen Interessen denkt, wird ein weiteres Mal eines Besseren belehrt. Das Problem wird auf amüsante Weise gelöst, und die Neustädter Bürger können für einen adäquateren Zweck spenden als für ein neues Rathaus. Zudem macht diese Episode Kindern eventell Lust darauf, sich ein bisschen näher mit Heimatkunde und Stadtgeschichte zu befassen. Die Antwort auf die Frage nach Schubis Alter finden Benjamin und Otto zwar im Zoo, aber sie erfahren durch ihren Besuch im Stadtarchiv andere interessante Dinge, die später noch eine wichtige Rolle spielen.

Des Weiteren ist es erfreulich, dass Karla Kolumna hier recht ausgiebig mit von der Partie ist, unterstützt durch die gelungene Nebenfigur Quicky Quasselstripe. Man sollte es nicht glauben, aber Karlas Kollege vom Altstädter Boten redet noch mehr und schneller als sie und bringt den Bürgermeister dementsprechend in Rage.

Etwas albern und unnötig vermenschlichend ist hingegen die Darstellung der Zootiere. Seit einigen Jahren hat es sich in der Serie leider eingebürgert, dass die Tiere zunehmend von menschlichen Sprechern dargestellt werden. Hier sind es vor allem das nervige Quaken der Ente Nattnatt und das "Oink oink" von Klein-Känga, die sehr störend auffallen. Dazu kommt, dass die Tiere offenbar recht frei im Zoo herum laufen und dass sich Benjamin problemlos mit ihnen in menschlicher Sprache verständigen kann - als er zu ihnen über Zuckerstückchen spricht, gibt es freudige Reaktionen. In alten Folgen hat Benjamin gewöhnlich entweder nur zu anderen Elefanten in "Elefantisch" sprechen können oder sich, etwa in der Förster-Folge, in der Töröö-Sprache mit anderen Tieren unterhalten können. Dass sie jetzt wie selbstverständlich auf menschliche Sprache reagieren und auch etwa die gerührte Schildkröte beim Geburtstagsständchen feuchte Augen bekommt, ist schon arg übertrieben.

Schade ist bei einer solchen Jubiläumsfolge zudem, dass mit Wärter Karl eine wichtige Figur nicht mitspielt; gerade wenn der Zoo einen runden Geburtstag feiert, ist es sehr seltsam, dass der einzige Tierwärter nicht dabei ist. Möglicherweise hat höhere Gewalt verhindert, dass Karl-Sprecher Till Hagen bei dieser Folge zur Verfügung stand; vielleicht hätte man das Jubiläum dann aber besser einfach auf eine andere Folge als die 90. gelegt, zumal die 90 in keinem Zusammenhang zum Geburtstag steht, weder zu dem des des Zoo noch zu Schubi Schildkrötes Jubeltag. Ein kleiner Auftritt von Bibi Blocksberg, die ja in einigen Benjamin-Folgen mit von der Partie ist, wäre überdies schön gewesen.

Fazit:

Keine herausragende, aber letztlich doch gute Benjamin-Folge, die sich um das schöne Thema "Zoo-Jubiläum" dreht.

Sprechernamen:

Benjamin Blümchen: J. Kluckert
Otto: K. Primel
Karla Kolumna: G. Fritsch
Herr Tierlieb: E. Vaessen
Bürgermeister: H. Giese
Sekretär Pichler: W. Herbst
Quicky Quasselstrippe: S. Staudinger
Oma Schulze: H. Minkus
Erzähler: G. Schoß

19. Februar 2015

Benjamin Blümchen - Der Zoo-Kindergarten

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Inhalt:

Es ist der erste Ferientag, und zahlreiche Kinder stehen schon früh vor dem Zooeingang. Fast alle Kinder freuen sich - nur die kleine Lisa weint. Benjamin, Otto und Stella erfahren, dass Lisas Mutter keinen Urlaub bekommt und Lisa deswegen zu Tante Kunigunde soll. Dort aber findet es Lisa langweilig, da die Tante immer nur Kreuzworträtsel lösen will. So wie Lisa geht es auch anderen Kindern - die Eltern müssen arbeiten, und die Kinder wissen nicht, wo sie ihre freie Zeit verbringen sollen.

Benjamin hat daraufhin die Idee, bei der Zoowiese und dem Spielplatz einen Zoo-Kindergarten zu eröffnen. Herr Tierlieb ist einverstanden und steuert auch gleich ein Ruhezelt für die Kinder bei. Karla Kolumna ist ebenfalls begeistert und macht natürlich direkt Fotos vom geplanten Kindergarten.

Doch das Ganze gestaltet sich nicht so einfach wie gedacht: Der Zoo erhält Besuch von Frau Zita Ziehmeier von der Städtischen Verwaltung der Kindergärten. Um einen Kindergarten zu leiten, muss Benjamin erst einmal nachweisen, dass er dazu in der Lage ist. Dazu muss er eine Prüfung bestehen - und die ist nicht gerade leicht, zumal Frau Ziehmeier sehr streng ist ...

Bewertung:

Kindern hilft Benjamin bekanntlich immer gerne - und gerade in Sachen Kindergarten hat er ja schon eine gewisse Erfahrung. Schließlich verdankte seinerzeit in Folge 28 Ottos ehemaliger Kindergarten seine finanzielle Rettung Benjamins, Ottos und Karla Kolumnas Initiative und heißt seither auch "Benjamin-Blümchen-Kindergarten".

Noch deutlicher als die Kindergartenfolge drängt sich hier allerdings ein Vergleich mit der Folge "Benjamin und die Schule" auf. Damals sprang Benjamin für eine kranke Lehrerin ein und führte einen recht eigenwilligen, aber effizienten Unterricht, in dem die praktischen Erfahrungen dominierten. Ähnlich geht er auch hier vor und sein Konzept funktioniert ebenfalls: Die Kinder lernen etwa die verschiedenen Farben durch einen Zoospaziergang anhand der Tiere; vor allem die bunten Papageien sowie das Farbenspiel des entzückenden Pärchens Christian und Christine Chamäleon erweisen sich dabei als hilfreich. Auch Kochenlernen steht auf dem Programm; Spaghetti à la Benjamin darf es sein, was man noch gut aus der alten Folge "Benjamin als Koch" in Erinnerung hat. Die Episode plädiert für einen spielerischen Umgang beim Lernen und macht kleinen Hörern sicherlich Lust, selbst ähnliche Aktivitäten zu erleben, und kann Eltern dazu anregen, wie sie die Ferien mit ihren Kindern gestalten.

Zita Ziehmeier ist eine recht gelungene Nebenfigur, die für ein bisschen Spannung in der Kindergartenidylle sorgt. Ulrike Stürzbecher, bekannt als Synchronsprecherin von Jennifer Aniston und Kate Winslet, spricht die Beauftragte der Städtischen Verwaltung der Kindergärten mit strenger, teils schriller Stimme und unterstreicht durch ihre Darstellung deren pingeligen Charakter. Schon ihr erstes Auftreten macht klar, dass Benjamins Prüfung kein Spaziergang wird, da Frau Ziehmeier einige Ansprüche stellt. Auch wenn hier alles sehr gemäßigt und vereinfacht abläuft, ist es gar nicht schlecht, dass der Zoo-Kindergarten und Benjamin als Leiter gewisse offizielle Auflagen erfüllen muss - so lernen Kinder, dass auch ein Benjamin nicht alles nach Gutdünken gestalten kann und dass viele Bereiche im Leben offiziell geregelt sind, wie auch die Eröffnung eines neuen Kindergartens. Interessant ist Ulrike Stürzbechers Auftritt vor allem deswegen, weil sie seit Folge 127 als neue Sprecherin der Karla Kolumna fungiert, nachdem Gisela Fritsch leider im Jahr 2013 verstarb.

Trotz dieser positiven Aspekte kann die Folge nicht in allen Punkten überzeugen. Störend fällt etwa auf, dass Benjamin die Prüfung doch eher mit Glück als mit Können besteht und er daher nicht gerade ein optimales Vorbild abgibt. Das zeigt sich bereits bei Benjamins erstem Versäumnis, bei dem ihn seine Freunde durch geschickte Argumentation vor der gestrengen Frau Ziehmeier retten. Am Ende der Geschichte steht schließlich ein besonders kniffliges Problem, dessen Lösung recht konstruiert und nicht sehr glaubwürdig erscheint. Des Weiteren plätschert die Folge phasenweise recht belanglos vor sich hin, es fehlen Highlights in Form von witzigen Dialogen. Grundsätzlich verläuft die Handlung vorhersehbar, vor allem wenn man die Folge "Benjamin und die Schule" bereits kennt.

Fazit:

Eine solide, aber nicht überdurchschnittliche Benjamin-Folge, die teils gute Lehren vermittelt und insbesondere Hörer im Kindergartenalter gut unterhält. In Sachen Witz und Spannung wäre sicherlich noch Luft nach oben gewesen; unterm Strich aber zumindest kein Ausfall wie andere Folgen jenseits der Nr. 100.

Sprechernamen:


Benjamin Blümchen : J. Kluckert
Otto : K. Primel
Stella : M. Bierstedt
Karla Kolumna : G. Fritsch
Herr Tierlieb : R. Evers
Zita Ziehmeier: U. Stürzbecher
Lisa: C. Drews
Max : L. Berglund
Anna: A. Dransfeld
Erzähler : G. Schoß

12. Februar 2015

Benjamin Blümchen - Der Gorilla ist weg

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Inhalt:

Es ist Winter in Neustadt, und Benjamin und Otto machen eine Schneeballschlacht im Zoo. Plötzlich kommt Wärter Karl ganz aufgeregt angelaufen: Garfield, der neue Gorilla, ist verschwunden! Die Käfigstäbe sind auseinandergebogen, und es gibt keine Spur, wohin er gelaufen sein sollte. Karl macht sich Sorgen, denn Garfield war erst seit zwei Tagen im Zoo, und er kann ihn noch nicht einschätzen - schließlich können Gorillas sehr gefährlich sein.

Zunächst suchen Benjamin, Otto und Karl den Zoo ab, jedoch vergebens. Karl ruft die Polizei an - doch da gerade Karneval ist, sind die Polizisten in alberner Stimmung und halten die Meldung für einen Scherz. Also machen sich die drei selbst auf in die Stadt, um nach Garfield zu suchen.

Auf dem Rathausplatz herrscht rege Karnevalsstimmung, fast alle Neustädter sind verkleidet und feiern ausgelassen. Dort treffen Benjamin, Otto und Karl auch den Polizeioberwachtmeister, der sie endlich ernst nimmt. Die Suche gestaltet sich allerdings als schwierig - Gorillakostüme gab es im Sonderangebot, und dementsprechend viele Gorillas laufen in Neustadt herum. Mit einem davon hat sich Karla Kolumna angefreundet ...

Bewertung:

Wo Neustadt geografisch genau zu verorten ist, weiß man nicht - auf jeden Fall steht die Stadt den Karnevalshochburgen in Sachen Trubel ganz offensichtlich kaum nach. Das ist natürlich ein äußerst ungünstiger Zeitpunkt für einen entlaufenen Gorilla, und so kommt es in dieser Folge zu einigen amüsanten Missverständnissen. Zunächst wird Karls Anruf bei der Polizei nicht ernst genommen, ebensowenig bei der Neustädter Zeitung. Dann beginnt Karla einen Flirt mit einem Gorilla und wundert sich nicht einmal über seine eingeschränkte Kommunikation, und schließlich wird Garfield von einer Mutter mit Kind für einen jungen Mann mit Liebeskummer gehalten.

Ohne Frage hält diese Folge eine ganze Reihe an witzigen Szenen bereit: So jammert Benjamin zu Beginn über die Kälte, woraufhin Otto ihm beweist, dass seine Füße offensichtlich warm sind, da der Schnee rundherum schmilzt. Karl hat wiederum seine liebe Mühe, Benjamin und Otto von der Ernsthaftigkeit der Lage zu überzeugen; dementsprechend genervt reagiert er, als Benjamin während der Suche nach Garfield darüber sinniert, sich als Kätzchen, als Blaumeise oder als Fliege zu verkleiden. Um wen es sich bei Karlas Begleiter handelt, erkennt der Hörer natürlich sofort; trotzdem ist es amüsant, das Gespräch zwischen den beiden zu verfolgen, das von Garfields Seite aus nur aus Grunzlauten besteht, was Karla nicht davon abhält, für ihn zu schwärmen.

Der zweite Teil der Geschichte ist dann von eher ernsterer Natur. Dank Bibi Blocksberg und ihren Hexenfähigkeiten kann sich Garfield verständlich machen: Er ist ausgerissen, weil sein Käfig viel zu klein ist und er sich im Zoo daher nicht wohlfühlte. Diese Erkenntnis liefert den Ausgangspunkt für die nächste Folge "Der Zoo zieht um", wo die Zootiere in den Stadtwald gebracht werden und dort größere Gehege erhalten. Damit plädiert die Folge für eine artgerechte Tierhaltung, soweit das in Zoos eben überhaupt möglich ist.

Trotz der guten Botschaft der Episode und der vielen amüsanten Szenen gibt es auch ein paar kleinere Mängel. So betont Karl zwar, dass ein freilaufender Gorilla gefährlich sein kann, aber Ottos und Benjamins Reaktionen verharmlosen die Situation wiederum sehr. Otto ist überzeugt davon, dass Garfield "ganz lieb" sei, was man schon an seinen Augen erkenne; als der Gorilla später ein kleines Mädchen auf dem Arm trägt, wird der entsetzten Mutter sofort versichert, wie harmlos er sei. Dagegen wäre es grundsätzlich angebrachter, die Tiere in der Serie weniger zu vermenschlichen.

Etwas irritierend ist es freilich, dass nicht von vornherein darauf geachtet wurde, dass Garfield nicht in einem engen Käfig leben muss und sie erst durch sein Ausreißen darauf aufmerksam werden. Benjamin erklärt zwar, er habe schon immer gesagt, dass der Zoo zu klein sei, aber es bleibt offen, warum man nicht schon früher etwas dagegen unternommen hat. Die Lösung für das Problem wird dann letztlich so schnell und offenbar unkompliziert herbeigeführt, dass man sich fragt, warum dies nicht schon viel eher möglich war.

Fazit:

Auch wenn die Folge nicht zu den besten gehört, ist es unterm Strich eine gelungene Benjamin-Episode, die vor allem durch viele lustige Szenen besticht. Auch die an Kinder vermittelten Lehren sind grundsätzlich positiv, wenngleich es dennoch kleinere Mängel zu verzeichnen gibt.

Sprechernamen:

Benjamin Blümchen: E.Ott
Otto: K. Primel
Bibi Blocksberg: S. Bonasewicz
Karla Kolumna: G. Fritsch
Wärter Karl: T. Hagen
Polizisten: G. Holtenau/ A. Herzog
Mutter: E.-M. Werth
Kind: B. Krahl
Passant: A. Thieck
Verkäufer: E. Prüter
Telefonstimme: U. Herzog
Erzähler: J. Nottke