7. November 2016

Survive (Du bist allein) - Alexandra Olivia

Produktinfos:

Ausgabe: 2016
Seiten: 416
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Die Autorin:

Alexandra Oliva aus den USA hat einen Bachelor in Geschichte und Kreatives Schreiben studiert und besitzt viel Erfahrung mit Survivaltrainings. "Survive" ist ihr Debütroman, der gleich zu einem internationalen Bestseller wurde.

Inhalt:

"Im Dunkeln" heißt die neue Reality-Survival-Show, die in den USA für Furore sorgt. Zwölf Männer und Frauen werden in einem felsigen Waldgebiet ausgesetzt und müssen vor laufenden Kameras Challenges erfüllen, die sie an ihre seelischen und körperlichen Grenzen bringen sollen, dem Sieger winkt eine Million Dollar.

Die ersten Aufgaben sind Team-Challenges, bei dem die Kandidaten in unterschiedlichen Konstellationen zusammenarbeiten müssen. Schnell zeigt sich, dass hier sehr verschiedene Charaktere aufeinanderprallen. Konflikte bleiben nicht aus, allerdings entstehen auch Freundschaften. Manche Kandidaten präsentieren sich als Teamplayer, andere verhalten sich egoistischer. Schon bald werden sie mit Hunger, Durst, Erschöpfung und kleinen Verletzungen konfrontiert.

Nach den Team-Aufgaben erhält jeder Kandidat seine große Einzel-Challenge. Während sie sich durch die Wälder schlagen, ahnen sie nicht, dass in der Zwischenzeit in der Zivilisation eine hochgefährliche Krankheit ausgebrochen ist, die große Teile der Weltbevölkerung auslöscht. Als Zoo, eine der Kandidatinnen, keine Kameraleute mehr sieht und dafür auf verlassene Ortschaften stößt, glaubt sie, das gehöre zur Show ...

Bewertung:

Abenteuerflair trifft Thriller in Alexandra Olivas "Survive", das spannende Unterhaltung präsentiert. Ohne Frage ist "Im Dunkeln" eine der härteren Castingshows, wenn man nicht gerade Survivalexperte oder zumindest Pfadfinder ist. Das merken rasch auch die zwölf Kandidaten, ein bunt zusammengewürfelter Haufen, von denen jeder durch sorgsame Vorauswahl und geschickte Regie in eine bestimmte, klischeehafte Rolle samt bezeichnendem Spitznamen gesteckt wird.

"Tracker" beispielsweise ist der mysteriöse, schweigsame und toughe Favorit, der sich in der Wildnis mühelos zurechtfindet; "Kellnerin" ist die sexy Schönheit, die nur wegen ihrer Optik gecastet wurde und sehr bald an ihre Grenzen gerät; "Exorzist" ist der unberechenbare Exzentriker und Protagonistin "Zoo" die Tierfreundin und die geschickteste unter den Frauen, die ein letztes Abenteuer erleben möchte, bevor die Familienplanung ansteht. Die Charaktere sind nicht von Anfang an durchschaubar und machen auch gewisse Entwicklungen durch; man kann sich nicht sofort festlegen, wer Sympathieträger und Teamplayer sein wird und wer sich im weiteren Verlauf hinterhältig oder gar gefährlich verhalten wird.

Die Handlung spielt auf zwei Zeitebenen: Abwechselnd sprechen ein allwissender Erzähler zu Beginn der Show und Zoo zu einem ein paar Wochen späteren Zeitpunkt zum Leser.Der Leser weiß mehr als die Teilnehmer, aber auch nicht alles. Im Gegensatz zu Zoo weiß man, dass eine Pandemie ausgebrochen ist und dass die verlassenen Häuser und Läden mitnichten von den Showmachern inszeniert sind, sondern Teil der schrecklichen Realität. Allerdings weiß man nicht, wie die Krankheit entstanden ist, wie sie bekämpft werden kann, wie sich die Zivilisation konkret dagegen wappnet und was Zoo schließlich erwartet, wenn sie sich zu ihrem Heimatort durchgeschlagen hat.

In der ersten Hälfte bezieht der Roman seine Spannung vor allem aus den Survivalaufgaben, die Konflikte und Gefahren heraufbeschwören. Es ist reizvoll, zu verfolgen, wie die Kandidaten die körperlich wie geistig fordernden Aufgaben zu erfüllen versuchen, wie sie mit Hunger, Durst, mit Kälte, Nässe, Dunkelheit und Verletzungen umgehen, wer sich mit wem verbündet, wer die Nerven verliert und wer sich unerwartet fair verhält. Die Manipulationen der Showmacher lassen zudem Medienkritik mitschwingen; ohne jede Scham wird hinter den Kulissen dafür gesorgt, dass die Kandidaten sympathischer oder unsympathischer erscheinen oder dem Publikum brisanter Diskussionsstoff für Facebook und Co geliefert wird, indem bestimmte Situationen provoziert und andere herausgeschnitten werden.

Die zweite Hälfte konzentriert sich zunehmend auf Zoos Heimweg und ihre Konfrontation mit der Katastrophe, die sie lange Zeit nicht als solche erkennt. Hier dominieren weniger die knisternde Spannung der ersten Hälfte als vielmehr Zoos berührende Gefühlswelt und die bewegende Offenbarung, welches Leid die Welt in der Zwischenzeit erfahren hat. In diesem zweiten Teil liegt aber auch eine kleine Schwäche des Buches. Gewiss ist es verständlich, dass Zoo zunächst einige Szenen fehlinterpretiert und an Inszenierungen glaubt. Unrealistisch wird dies aber zunehmend, als sie sich mit dem Teenager Brennan zusammenschließt, der seine Familie in der Katastrophe verloren hat. Er ahnt nicht, dass Zoo die vergangenen Wochen in der Wildnis verbracht hat und setzt voraus, dass sie über alles informiert ist, während sie auch nach längerer Zeit nicht erkennt, über was er spricht und ihn für einen Statisten der Show hält. Sicher ist sie zu diesem Zeitpunkt abgestumpft, trotzdem wirkt es sehr konstruiert, dass sie so lange mit ihm unterwegs ist und nicht begreift, dass die Show längst vorbei ist; ebenso wirkt es unglaubwürdig, dass sie Brennan in all der Zeit nie auf die Show und seine angebliche Rolle anspricht.

Das Ende dürfte für manche Geschmäcker einen Hauch zu offen sein, grundsätzlich aber wird alles Wichtige gesagt und man kann gut erschließen, wie die Handlung weiterverlaufen wird.

Fazit:

"Survive" von Alexandra Oliva ist ein gelungener, atmosphärischer Thriller, der spannend und zugleich bewegend ist. In der zweiten Hälfte bleibt die Glaubwürdigkeit ein wenig auf der Strecke, was den Gesamteindruck leicht trübt.

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