2. Januar 2017

All die bösen Dinge - Mary-Jane Riley

Produktinfos:

Ausgabe: 2016 bei Goldmann
Seiten: 384
Buchhandel.de
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Die Autorin:

Mary-Jane Riley aus Suffolk arbeitete viele Jahre lang als Journalistin für die BBC und kam dabei immer wieder mit spektakulären Verbrechen in Berührung. Sie verfasste zunächst einige Kurzgeschichten, die in Zeitschriften erschienen, bevor sie mit "All die bösen Dinge" ihren ersten Roman veröffentlichte.

Inhalt:


Fünfzehn Jahre ist es her, dass im englischen Suffolk die vierjährigen Zwillinge Harry und Millie verschwanden, als sie ihre Tante Alex besuchten. Harrys Leiche wurde Wochen später gefunden, Millie bleibt verschwunden.

Schließlich werden ein Mann und eine Frau für die Tat zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Der Mann nimmt sich kurz darauf das Leben, die Frau wird nach fünfzehn Jahren wegen Zweifeln an einem Gutachter freigesprochen. Alex ist entsetzt darüber, denn sie ist nach wie vor überzeugt, dass die beiden Richtigen verurteilt wurden.

Kurzerhand nutzt Alex ihre journalistische Tätigkeit, um die freigesprochene Jackie Wood aufzusuchen und zu interviewen. Sie erhofft sich dadurch Informationen zu Millies Schicksal. Kurz darauf wird Jackie ermordet. Allmählich kommt Alex der Verdacht, dass damals vielleicht doch nicht die richtigen Täter verurteilt wurden, und stellt auf eigene Faust Nachforschungen an ...

Bewertung:


Man merkt es wahrlich nicht, dass es sich bei "All die bösen Dinge" um Mary-Jane Rileys ersten Roman handelt. Mag das Werk auch kein absolutes Highlight im Thrillergenre sein, so erzählt es doch kurzweilig, reizvoll und spannend eine souverän komponierte Geschichte.

Die Handlung fokussiert sich abwechselnd auf Alex Devlin und die Ermittlerin Kate Todd, die schon vor fünfzehn Jahren mit dem Fall in Berührung kam. Alex ist eine interessante Protagonistin, die mit einigen Problemen zu kämpfen hat. Sie ist alleinerziehende Mutter eines sechzehnjährigen Sohnes, zum Kindsvater, einem One Night Stand, besteht schon lange kein Kontakt mehr. Alex hält sich und ihren Sohn Gus als freiberufliche Journalistin mühevoll über Wasser, immer auf der Suche nach dem nächsten gewinnbringenden Artikel. In dem attraktiven Malone hat sie zwar gerade einen neuen Partner gefunden, doch der mysteriöse Malone - der auf einen Vornamen schlicht verzichtet - schleppt als Undercoverermittler auch eigene Lasten mit sich herum, und Alex ist noch nicht ganz sicher, ob er sich für eine enge Beziehung wirklich eignet.

Die Entlassung von Jackie Wood beschwört die ganze schmerzvolle Geschichte um Harry und Millie wieder herauf. Alex hat nie verwunden, dass die Zwillinge in ihrer Obhut aus dem Garten verschwanden. Mehr noch, im weiteren Verlauf erfährt man, dass es eine Verbindung zwischen Alex und dem verurteilen Mörder Martin Jessop gab, von der niemand außer ihr zu wissen scheint - bis jetzt, denn auch diese Geschichte droht nun ans Licht zu kommen. Da Alex Jackie Woods Leiche findet, ist sie für die Polizei zudem eine Verdächtige, zumal sie als Nichte der Opfer ein gutes Motiv hätte. Mit Alex lässt es sich gut mitfiebern, ihre Schuldgefühle berühren den Leser und ihre Handlungen sind fast immer nachvollziehbar - nur beim Auffinden von Jackie Woods Leiche verhält sie sich sehr ungünstig.

Ein zentraler Punkt ist außerdem das komplexe Verhältnis zwischen den Schwestern Alex und Sasha. Sasha, die Mutter die Zwillinge, ist seit fünfzehn Jahren eine gebrochene Frau, schleppt sich mit schweren Depressionen durch den Tag und verletzt sich immer wieder selbst. Die Ehe mit ihrem Mann Jez scheiterte bald nach der Tat, auch wenn sie und Jez sich immer noch zu lieben scheinen. Alex kümmert sich intensiv um ihre labile Schwester; andererseits erscheint das Verhältnis in einem etwas veränderten Licht mit der Enthüllung, dass Alex als Teenager mit Jez liiert war und Sasha ihn ihr bewusst ausspannte. Gerade an der Figur Sasha wird deutlich, dass es sich nicht nur um einen Thriller, sondern auch um eine dramatische Familiengeschichte handelt, die das Leben aller Beteiligten nachhaltig verändert hat.

Detektive Inspector Kate Todd ist gleichfalls eine gelungene Figur. Auch ihr Privatleben berührt, ist sie doch auch nach fünfzehn Jahren traumatisiert durch die Auffindung des toten Harry. Seit sie als junge, unerfahrene Polizistin die Kinderleiche fand, wehrt sich in ihr alles gegen den Gedanken, selbst Mutter zu werden; zu groß ist ihre Angst, selbst einmal ein Kind zu verlieren. Davon ahnt allerdings ihr Ehemann Chris nichts, der sich sehnlichst Kinder wünscht. Dieser Zwiespalt beschäftigt Kate Todd durchgehend, ist aber angenehmerweise auch nicht so präsent in der Handlung, dass er vom Kriminalfall ablenken würde.

Spannung bezieht der Roman aus den Fragen, ob die Verurteilten Jackie Wood und Martin Jessop tatsächlich unschuldig waren, was genau hinter der Entführung der Kinder steckte, wer Jackie Wood ermordete und wie weit Alex ins Visier der neuen Ermittlungen und Presse-Enthüllungen gerät. Ein kleiner Schwachpunkt liegt darin, dass es eine frühe Andeutung gibt, die man zwar aufgrund ihrer Beiläufigkeit überlesen kann, die aber - wenn man sie nicht überliest - viel von der Auflösung vorwegnimmt. Das Ende ist bewegend und durchaus schockierend, aber nicht völlig überraschend. Wer auf einen großen Überraschungseffekt setzt, dürfte in der Hinsicht enttäuscht werden.

Fazit:


"All die bösen Dinge" von Mary-Jane Riley ist ein überzeugender Debüt-Thriller mit interessanten Charakteren, der sich leicht und flüssig liest. Der Überraschungseffekt am Ende könnte ruhig etwas größer ausfallen, das ist eine kleine Schwäche des Werkes. Ansonsten empfehlenswert und man darf gespannt sein auf den nächsten Band mit Alex Devlin.

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