21. März 2017

Die Gerechte - Peter Swanson

Produktinfos:

Ausgabe: 2017 bei Blanvalet
Seiten: 413
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Der Autor:


Peter Swanson aus den USA studierte kreatives Schreiben, Pädagogik und Literatur und veröffentlichte zunächst Kurzgeschichten und Gedichte. Mit den Thrillern "Die Unbekannte" und "Die Gerechte" gelangen ihm schließlich zwei internationale Bestseller.

Inhalt:

In einer Londoner Flughafenbar lernt Ted Severson die attraktive und geheimnisvolle Lily kennen. Sie kommen ins Gespräch und unter reichlich Alkoholeinfluss gesteht Ted seiner neuen Bekanntschaft, dass er seine Frau Miranda bei einem Seitensprung beobachtet hat. Eine Scheidung käme den wohlhabenden Ted sehr teuer, sein Frust ist enorm.

Die Fremde fragt ihn, ob er seine Frau ermorden lassen will - und bietet ihm ihre Hilfe dabei an. Ted hält dies erst für einen Scherz, aber Lily scheint es ernst zu meinen. Sie treffen eine Verabredung, bis dahin soll Ted sich überlegen, ob er wirklich den Tod von seiner Frau und deren Liebhaber möchte. Während Miranda ahnungslos ist, bestätigt sich Teds Wunsch in den nächsten Tagen nur noch.

Lily und er treffen sich erneut, die Pläne werden konkreter. Zugleich fühlt sich Ted immer mehr zu der schönen Lily hingezogen. Dennoch bleiben die Fragen: Soll er Miranda und ihren Lover töten lassen? Wird alles funktionieren? Und warum macht ihm Lily dieses Angebot ...?

Bewertung:


Statt "Zwei Fremde im Zug" wie bei Patricia Highsmith sind es hier zwei Fremde im Flugzeug, die aufeinandertreffen und ein Mordkomplott entwerfen. Aus dieser zunächst bizarr anmutenden Situation ergibt sich rasch ein fesselnder Thriller, der durchweg gute Unterhaltung bietet.

Die Handlung teilt sich in zwei Stränge auf. Ein Strang konzentriert sich auf Teds Sicht und erzählt die Haupthandlung, in der sich Ted und Lily kennenlernen und beschließen, Miranda und ihren Liebhaber Brad zu ermorden. Dazwischen gibt es immer wieder Rückblenden mit Lily als Ich-Erzählerin, in der man mehr über die geheimnisvolle Fremde erfährt, die ein so seltsames Angebot macht. Lilys Vergangenheit macht den kleineren Teil des Romans aus, ist aber mindestens so reizvoll wie die Gegenwartshandlung. Lily Kintner ist ein sehr komplexer und faszinierender Charakter. Anfangs ist sie vor allem undurchschaubar, aber durch Rückblicke in ihre Kindheit, Jugend und Collegezeit erhält man viele Informationen, die ein klares Bild formen; insbesondere ergibt sich daraus, dass sie zu einem Mord durchaus fähig ist. Lily ist eine jener Mörderfiguren, die trotz ihrer Taten die Sympathie des Lesers für sich gewinnen können, da ihre Motive zumindest teilweise nachempfunden werden können.

Lily macht einen Teil des Reizes aus, der andere ist die Spannung dank der unvorhersehbaren Handlung. Man fiebert mit, wie sich die Dinge entwickeln, wie sich die Charaktere verhalten; zudem ergeben sich im späteren Verlauf ein paar gelungene Wendungen. Es ist nicht alles so, wie es zunächst scheint, der Leser erlebt ein paar Überraschungen. Warum macht Lily einem Fremden dieses Angebot, geht Ted tatsächlich darauf ein, wer stirbt alles und wer kommt gegebenenfalls mit einem Mord davon - das sind ein paar der entscheidenden Fragen, die man unbedingt beantwortet bekommen möchte. Insgesamt ergibt sich dadurch ein raffiniert eingefädeltes Handlungsgeschehen, und wer flott geschrieben Thriller mag, wird hier vierhundert Seiten lang gut unterhalten.

Im Vergleich zur interessanten Lily sind die anderen Charaktere freilich blasser geraten. Ted ist grundsätzlich nicht unsympathisch, allerdings kann man sich nicht unbedingt mit seinem Gedanken identifizieren, die Ehefrau ermorden zu lassen. Davon abgesehen sind seine Überlegungen aber plausibel für den Leser, sowohl was seine Unsicherheit bezüglich der Mordpläne angeht als auch seine Faszination für Lily. Das Ende präsentiert nochmals eine bemerkenswerte Wendung, die fraglos sehr effektvoll ist, aber auch ein bisschen übers Ziel hinausschießt. Es passt zum Roman, dass zum Schluss noch mal etwas sehr Bemerkenswertes geschieht. Jedoch wirkt dieser Abschluss ein bisschen zu konstruiert; die zeitliche Koinzidenz ist nicht sehr glaubwürdig. Da das Buch ansonsten aber so gelungen ist, fällt das kaum ins Gewicht.

Fazit:

Es gibt nur sehr kleine Mankos in Peter Swansons kurzweiligem Thriller "Die Gerechte". Das Buch überzeugt durch eine interessante Grundidee, eine durchweg spannende Handlung und eine außergewöhnliche Protagonistin.

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