2. April 2017

Es beginnt am siebten Tag - Alex Lake

Produktinfos:

Ausgabe: 2016 bei HarperCollins
Seiten: 472
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Der Autor:

Alex Lake ist das Pseudonym eines Autors, der ursprünglich aus England stammt und jetzt in den USA lebt. "Es beginnt am siebten Tag" ist sein Debütroman, der gleich ein großer Erfolg wurde. Für Ende 2017 ist mit "Jeden Tag gehörst du mir" der zweite Thriller angekündigt.

Inhalt:


Rechtsanwältin Julia steckt mitten in der Trennung von ihrem Nochehemann Brian und hat ein stressiges Berufsleben. Ihr Lichtblick ist ihre fünfjährige Tochter Anna. Aufgrund ihres Jobs passiert es allerdings öfter, dass Julia Anna nicht pünktlich von der Schule abholen kann. So auch dieses Mal, als sie zwanzig Minuten später zum Schulgebäude kommt. Dort erlebt sie einen Schock: Anna ist nicht mehr in der Schule, sondern spurlos verschwunden.

Panisch suchen Julia und Brian gemeinsam mit der Polizei die Straßen ab. Zunächst hat Julia die Hoffnung, dass Anna sich in der Umgebung aufhält, vielleicht in einem Geschäft oder auf einem Spielplatz. Doch sie ist nirgends zu finden, und niemand scheint sie gesehen zu haben. Sechs Tage lang leidet Julia unter Angst und Selbstvorwürfen und rechnet mit dem Schlimmsten.

Am siebten Tag taucht Anna plötzlich wieder auf. Sie scheint unverletzt und hat keine Erinnerung daran, was mit ihr passiert ist. Julia und Brian sind überglücklich und glauben, den Alptraum überstanden zu haben. Sie ahnen noch nicht, dass Annas Wiederauftauchen zu einem größeren Plan gehört. Und dass der Alptraum für Julia gerade erst beginnt ...

Bewertung:

Etwa die erste Buchhälfte lang verläuft "Es beginnt am siebten Tag" von Alex Lake so, wie es man es von vielen Thrillern kennt: Ein Kind verschwindet, man vermutet eine Entführung, die Polizei sucht und die Eltern schwanken zwischen Hoffnung und Verzweiflung.

Auch wenn man durch den Rückseitentext weiß, dass Anna vorerst zurückkehren wird, liest sich das Geschehen fesselnd, und man fühlt mit der Protagonistin. Julia leidet neben der Angst um Anna unter schweren Selbstvorwürfen: Wäre sie sie pünktlich bei der Schule gewesen, hätte sie Anna in Empfang genommen und ihre Tochter hätte nicht unbemerkt verschwinden können. Dazu kommt, dass Julia nicht zum ersten Mal unpünktlich war, was ihr Nochehemann Brian nur zu gut weiß. Julia wünscht sich, dass sie in dieser schweren Zeit sich gegenseitig Halt geben, doch Brian ist dazu nicht in der Lage, er macht ihr unverhohlen Vorwürfe. Dann ist da auch noch Brians resolute Mutter Edna, die ihren Sohn fest im Griff hat und mit der Julia nie warm geworden ist. Genau wie Brian gibt auch Edna Julia das Gefühl, als Mutter versagt zu haben. Und schließlich kommen noch die Medien ins Spiel. Irgendwie haben sie von Julias Versäumnis erfahren, und schon bald wird fleißig in Foren und sozialen Netzwerken über die "Rabenmutter" gelästert. Dabei wird ihr Versäumnis noch schlimmer dargestellt, als es war, und Julia sieht sich hilflos Anfeindungen ausgesetzt.

Genau die enden auch nicht nach Annas Rückkehr. Brian ist zwar unendlich erleichtert, dass seine Tochter wieder da ist, aber das macht ihn um keinen Deut nachsichtiger gegenüber Julia. Die Medien bringen neue ungeheuerliche Vorwürfe gegenüber Julia aus und verdrehen die Wahrheit. Julia ist trotz ihres Versäumnisses eine sympathische Figur, man kann ihre Gedanken und Ängste gut nachvollziehen. Das Buch ist einerseits ein spannender Thriller mit einem ungewöhnlichen Verlauf, andererseits auch - sogar eher noch als ein Thriller - ein bewegendes Familiendrama. Die polizeilichen Ermittlungen werden nur am Rand thematisiert; der Fokus liegt auf Julias Ängsten um Anna, ihren Schuldgefühlen, ihren Konflikten mit Brian und Edna und auf den Vorwürfen der Medien und Bürger. Wer also erhofft, viel über die Tätersuche und die Vorgehensweise der Polizei zu erfahren, könnte enttäuscht werden.

Die Auflösung, was hinter Annas Verschwinden steckt, ist jedoch nicht erst ganz zum Schluss offensichtlich, sondern deutet sich dem Leser schon zu einem Zeitpunkt an, an dem Julia noch ahnungslos ist. Des Weiteren ist der Hintergrund für die Tat zwar raffiniert und recht originell, aber nicht gerade sehr realistisch, der Täter selbst wirkt übertrieben und konstruiert, nicht wie eine reale Person. Zwischendurch gibt es immer wieder kurze Kapitel, die aus Tätersicht erzählt werden - diese verraten vielleicht schon ein bisschen zu viel und hätten auch ersatzlos gestrichen werden können.

Fazit:

"Es beginnt am siebten Tag" von Alex Lake ist eine kurzweilige Mischung aus Thriller und Familiendrama mit einer ungewöhnlichen Auflösung, die allerdings auch ein bisschen konstruiert ist. Insbesondere für Thrillerfans liegt der Fokus eventuell auch zu sehr auf dem Familiendrama; grundsätzlich aber bleibt eine empfehlenswerte Lektüre mit hohem Unterhaltungswert.

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