24. April 2017

Kirsty McKay - play2live

Produktinfos:

Ausgabe: 2016 bei Chicken House (Carlsen)
Seiten: 384
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Die Autorin:

Kirsty McKay aus Großbritannien war Schauspielerin, bevor sie sich dem Schreiben widmete. Sie schrieb zunächst Texte für Theater und gewann dann 2008 den Schreibwettbewerb der Society of Children's Book Writers and Illustrators. Bekannt sind vor allem ihre beiden "Untot"-Romane.

Inhalt:

Die sechzehnjährige Cate besucht das abgelegene Elite-Internat Umfraville vor der walisischen Küste. Da es in dieser Gegend nicht viel zu erleben gibt und die Lehrer ein strenges Auge auf ihre Schützlinge haben, zelebrieren die Schüler seit Generationen ein Rollenspiel namens "Killer". Cate ist aufgeregt, denn zum ersten Mal gehört sie zu den Ausgewählten, die mitmachen dürfen.

Unter zwölf Schülern wird ein "Mörder" ausgelost, seine Identität bleibt geheim. In der nächsten Zeit versucht der Mörder, seine Mitspieler nach und nach auf spielerische Art zu "töten", natürlich ohne echte Verletzungen. Die Mitspieler müssen ihrerseits versuchen, den Mörder zu erraten; liegen sie falsch, scheiden sie jedoch aus.

Doch dieses Mal läuft einiges anders. Der Killer scheint es diesmal ernst zu meinen, und Cate fühlt sich zunehmend verunsichert. Ist es noch ein Spiel, oder wird hier wirklich bald jemand zum Mörder? Und warum taucht plötzlich ihr alter Kindheitsfreund Vaughan im Internat auf und möchte unbedingt mitspielen ...?

Bewertung:

Kirsty McKays Jugendthriller "play2live" bringt gute Voraussetzungen mit, ergibt letztlich dann aber doch eher nur solide Unterhaltung. Dabei ist gerade das Setting zunächst vielversprechend. Das Internat steht nicht nur abgelegen auf einer Insel, sondern diente zudem in früheren Zeiten als Nervenheilanstalt, was beim Leser leicht gruselige Bilder hervorruft. Dazu gibt es in der Nähe nicht nur die raue Küste, sondern auch unheimliche Höhlen. Auch das Mörderspiel hat seinen Reiz und sorgt für Spannung. Ebenso wie Hauptfigur Cate darf man rätseln, wer der ausgeloste "Killer" ist und was es mit den bedrohlichen Vorfällen auf sich hat - nimmt der Killer seine Aufgabe diesmal zu ernst? Oder gibt es einen zweiten Killer, der das Ganze nicht als Spiel betrachtet? Und welches Motiv könnte dahinterstecken? Trauen kann Cate eigentlich niemandem. Und schließlich deutet sich an, dass der Killer es nicht wahllos auf seine Opfer abgesehen hat, sondern ganz gezielt Cate schaden will. Perfide ist dabei, dass die Jugendlichen nicht gleich beim ersten Zwischenfall die Lehrer verständigen sollen - denn das beliebte Spiel wird an der Schule nur solange geduldet, wie es eben keine Negativfolgen gibt. So ist nachvollziehbar, dass die Clique zunächst unter such versuchen möchte, den Killer alleine auszumachen und keinen Erwachsenen vorschnell einzubinden.

Der mit Abstand interessanteste Charakter ist Vaughan, Cates ehemaliger Kindheitsfreund. Die beiden verloren sich nach Cates Umzug aus den Augen, und plötzlich taucht er in Umfraville auf. Er ist ein Informatikgenie, das gerade die Universität von Cambridge hinter sich gelassen hat und unbedingt in den elitären Kreis der Gildenmiglieder aufgenommen werden möchte, die am Killerspiel teilnehmen. Seine Eintrittskarte in die Gilde ist sein selbst kreiertes Online-Netzwerk "Crypt", das dank geschickter Verschlüsselung den Lehrern verborgen bleibt. Auf der Crypt-Website können sich die Mitglieder über das Spiel austauschen und Theorien aufstellen - mit anonymen Nicknames, um den Rätselspaß zu erhöhen. Vaughan ist aber nicht nur sehr clever, sondern auch witzig, hat immer wieder eine trockene Replik parat und bringt Farbe in das Geschehen. Cate ist anfangs nur verblüfft, dass er so plötzlich wieder in ihrem Leben auftaucht, freut sich zunehmend immer mehr, weiß aber dennoch lange Zeit nicht recht einzuschätzen, wie sie und Vaughan nun zueinander stehen.

Allerdings ist Vaughan auch der einzige interessante Charakter. Ob nun der Cliquen- und Spielanführer Alex, sein bester Freund Rick, der Musiker Daniel oder Cates beste Freundin Marcia, niemand sticht sonderlich hervor, sie sind kaum mehr als Namen mit ein, zwei Eigenschaften. Auch Cate selbst ist für eine Ich-Erzählerin reichlich unspektakulär. Entsprechendes gilt zudem für die Lehrer. Sie bleiben ziemlich weit außen vor und sind keine markanten Gestalten. Das gilt auch für den Kunstlehrer Mr. Flynn, zu dem Cate eigentlich eine besondere Beziehung hat, die aber letztlich kaum eine Rolle spielt. Der Humor ist an manchen Stellen zwar gelungen, an anderen allerdings auch albern und zu slapstickartig. Schließlich ist auch das Motiv nur mäßig überzeugend.

Fazit:


"play2live" von Kirsty McKay ist ein teils humorvoller, teils spannender Jugendthriller für Leser ab etwa vierzehn Jahren. Er bietet recht unterhaltsame Lektüre, allerdings gibt es Schwächen, etwa bei der Charakterzeichnung.

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