5. Mai 2017

AchtNacht - Sebastian Fitzek

Produktinfos:

Ausgabe: 2017 bei Knaur
Seiten: 416
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Der Autor:

Sebastian Fitzek, Jahrgang 1971, zählt zu Deutschlands erfolgreichsten Thrillerautoren. Gleich mit seinem Erstling "Die Therapie" gelang ihm 2006 der Durchbruch. Weitere Werke sind u.a. "Der Seelenbrecher", "Der Augensammler", "Splitter", "Noah", "Passagier 23" und "Das Paket".

Inhalt:

Im Internet sorgt die mysteriöse Todeslotterie "AchtNacht" für Furore. Ein Unbekannter hat die Website vor einem Jahr veröffentlicht und zu Nominierungen für potenzielle Opfer aufgerufen. Angeblich sei die Regierung mit dieser Todeslotterie einverstanden, dem Mörder des Opfers drohe keine Strafverfolgung. Stattdessen winken dem erfolgreichen Jäger zehn Millionen Euro. Am 8.8. ist es soweit, und die Opfernamen werden bekanntgegeben: Es trifft den Berliner Musiker Ben und die Berliner Studentin Arezu.

Bens Leben ist ohnehin gerade an einem Tiefpunkt angekommen. Er verliert sein Engagement, seine neunzehnjährige Tochter Jule liegt nach einem Suizidversuch im Koma. Und plötzlich erfährt er, dass er im Mittelpunkt der "AchtNacht" steht. Hals über Kopf muss er vor AchtNacht-Jägern fliehen, die ihn töten wollen, und weiß nicht mehr, wem er trauen kann.

Auf der Flucht trifft er auf Arezu. Gemeinsam versuchen die beiden, bis zum Morgen irgendwie zu überleben. Und zu allem Überfluss droht ein unbekannter Anrufer, Bens Tochter zu töten ...

Bewertung:

Vor allem Shirley Jacksons düstere Kurzgeschichte "Die Lotterie" und der Zukunftshorrorfilm "The Purge" kommen einem bei Sebastian Fitzeks Thriller "AchtNacht" in den Sinn. "The Purge" hat den Autor auch tatsächlich zu der Geschichte inspiriert, allerdings spielt "AchtNacht" nicht in einer fernen Zukunft, sondern im gegenwärtigen Berlin. Die Todeslotterie ist auch nicht staatlich gebilligt, aber das hindert unzählige blutdürstige Menschen nicht daran, Jagd auf Benjamin Rühmann und Arezu Herzsprung zu machen.

Die Handlung spielt sich beinah in Echtzeit ab, ist dementsprechend rasant und frei von Längen. Für Spannung ist auch gleich in mehrfacher Hinsicht gesorgt: Vordergründig geht es natürlich um die Frage, ob Ben und Arezu die Nacht überleben und wie ihnen das gegebenenfalls gelingt. Zum einen droht ihnen der geldhungrige Mob auf der Straße, zum anderen wird Ben immer wieder von einem Unbekannten angerufen, der ihm spezielle Aufgaben zuteilt. Angeblich hat der Unbekannte Bens Tochter heimlich ein Gift injiziert, das sie in einigen Stunden sterben lässt, wenn Ben die Aufgaben nicht befolgt. Dazu kommt Bens Verdacht, dass Jule mit ihrem Sprung vom Dach gar keinen Suizidversuch begangen hat, sondern dass sie jemand umbringen wollte. Zudem stellt der Unbekannte böse Gerüchte über Ben ins Internet - die wütenden AchtNacht-Jäger sollen glauben, dass er ein Pädophiler ist, der seine eigene Tochter missbraucht hat. Somit stellt sich die Frage, wer es gerade auf Ben abgesehen hat, warum seine Tochter sterben soll und wer hinter der ganzen AchtNacht steckt. Ben weiß nicht, wem er noch trauen kann, fast jeder in seinem Umfeld könnte in die Verschwörung gegen ihn involviert sein. Auch Arezu ist zunächst eine unbekannte Größe für ihn. Allerdings sind sie Leidensgenossen und schließen sich zwangsläufig zusammen.

Ben ist ein recht sympathischer Protagonist, obgleich er sich gerade auf der Verliererstraße zu befinden scheint. Vor vier Jahren verursachte sein Autounfall schwerste Verletzungen bei seiner Tochter Jule, der daraufhin beide Beine amputiert werden mussten. Auch wenn sie ihr Leben daraufhin tapfer gemeistert hat, kann sich Ben dieses Ereignis nicht verzeihen. Seine Ehe ist gescheitert, und er steht bis auf Weiteres ohne Arbeit da. Man kann kaum anders, als mit ihm zu leiden, erst recht nachdem nahezu jeder glaubt, er habe seine Tochter missbraucht. Um jeden Preis will Ben das Leben seiner Tochter retten, dafür nimmt er bereitwillig in Kauf, sein eigenes zu riskieren. Grundsätzlich ist "AchtNacht" also ein kurzweiliges Katz-und-Maus-Spiel, eine spannende Reise durch die Nacht mit ungewissem Ausgang.

Am Ende werden die vielen Fragen, die im Handlungsverlauf aufkommen, beantwortet. Allerdings ist die Auflösung in manchen Belangen etwas weit hergeholt. Sie ist zwar nicht ganz so hanebüchen wie etwa in Fitzeks Thriller "Das Paket", aber dennoch gewöhnungsbedürftig. Die ganze Idee der AchtNacht ist bereits so außergewöhnlich und dramatisch, dass eine solche Auflösung, die dies noch scheinbar steigern will, zu übertrieben anmutet. Des Weiteren erscheint konstruiert, dass Ben gerade in sehr brenzligen Stresssituationen noch zu Geistesblitzen fähig ist. Überhaupt liest sich die Flucht der beiden phasenweise wie das Drehbuch eines ausgeklügelten Hollywoodfilms, in dem sich alles im rechten Moment zusammenfügt.

Fazit:


"AchtNacht" von Sebastian Fitzek ist ein dynamischer und kurzweiliger Thriller mit einer zwar nicht wirklich neuen, aber dennoch reizvollen Grundidee. Gegen Ende hin wird die Handlung etwas zu sehr übertrieben, inklusive der Auflösung.

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